Mit LeseEule und Sams hinter die Kulissen des Frankfurter Schauspiels

50 Kinder und Erwachsene erleben spannende Einblicke - und haben dabei nicht nur eine Eule dabei. Ob das Sams die Finger im Spiel hatte?
Frankfurt -Das Sams kann Wünsche erfüllen. Mit jedem Punkt in seinem Gesicht einen. Den Ideen des Kinderbuchautors Paul Maar nach, der das seltsame Wesen vor fast 50 Jahren erdachte, kommt das in der Regel Herrn Taschenbier zugute, bei dem sich das dickbäuchige Kerlchen mit dem roten Borstenhaar eingenistet hat. Doch vielleicht hatte das Sams auch bei Friederike die Finger im Spiel.
Die Siebenjährige besuchte am Samstag mit ihrer Mutter und ihrer kleinen Schwester eine Lesung in der Frankfurter Schauspielbox. Die Österreicherin Agnes Kammerer, seit zwei Jahren Mitglied des Ensembles am Haus, trug unter dem Motto „Alle Jahre wieder“ ein paar Kapitel aus dem Buch „Das Sams feiert Weihnachten“ vor. Die Veranstaltung zählte zu der Reihe „Die LeseEule fliegt“, die die Frankfurter Stadtbücherei und das Schauspiel in Kooperation mit dieser Zeitung immer in der Winterzeit anbieten. Friederike fiel dabei mit einer Stoffversion des titelgebenden Vogels auf.
Die doppelte Eule gehört zur Frankfurter Liebfrauenschule
Eine Erklärung war schnell erfragt: Die Kuschel-Eule ist das Klassentier der zweiten Klasse der Liebfrauenschule, die Friederike besucht. Jeden Freitag wird ausgelost, wer sie übers Wochenende mitnehmen darf und die gemeinsamen Erlebnisse danach auf eine Tagebuchseite schreibt. Bis zum vergangenen Freitag hatte Friederike dabei nie Glück und war deshalb traurig. Diesmal jedoch, berichtete Mutter Julia Thon, strahlte die Tochter, als sie heimkam: Das Schicksal hatte es endlich gut mit ihr gemeint. Friederike saß unter den 50 Kindern und Erwachsenen bei der „LeseEule“ mit der Eule auf dem Schoß auf den gepolsterten Stufen und lauschte den lustigen Geschichten.
An die darin geschilderte abenteuerliche Einkaufstour, bei der das Sams in gewohnt witziger Art erst die Wortwahl der Menschen auseinandernahm und dann eine Werbeveranstaltung im Kaufhaus, schloss sich eine Führung durchs Theater an. Erst ging’s auf und dann, durch einen Geheimgang, hinter die Bühne. Die Gruppe lernte den „Eisernen Vorhang“ kennen, der aus Brandschutzgründen Zuschauer- und Spielraum trennt. Sie erfuhr, wie man ein Auto auf die Bretter hievt oder wie Menschen und Dinge zum Drehen und Schweben gebracht werden.
Wie der schreckliche Sven auftaucht
Besonders spannend für jene, die das Familienstück „Wickie und die starken Männer“ schon gesehen hatten, war es zu hören, wie der schreckliche Sven und seine Männer mit ihrem Boot aus der Versenkung auftauchten. Die kleinen und größeren Besucher näherten sich den Holzkonstruktionen des Bühnenbildes, und als es schließlich noch in die Werkstätten ging, sahen sie, wo das Schiff oder die riesigen Würstchen des immerhungrigen und deshalb dicken Königs hergestellt wurden. Dass in der Maskenabteilung Perücken aus Echthaar geknüpft werden und dabei jeder einzelne „Faden“ extra durchgezogen wird, beeindruckte die Zuhörer nicht minder als die verschieden Kostüme aus dem Fundus, die für den Rundgang ausgesucht worden waren.
Friederike verkündete nach eineinhalb Stunden: „Ich will Schauspielerin werden.“ Mal seh’n, ob das Sams ihr auch diesen Wunsch erfüllt.