Mord an der Alten Oper gibt Rätsel auf

Rechtsanwalt legte seinen bereits elften Krimi vor.
Ein lauer Frühlingsabend im März 1988: Frohgemut schlendert der SPD-Politiker Achim Hagemann mit seiner Frau Cornelia durch die Innenstadt. Erst der Film „Eine verhängnisvolle Affäre“, dann ein Schaufensterbummel bis zur hell erleuchteten Alten Oper. Doch dann fallen Schüsse, Hagemann sackt tot zusammen. Der Fall bleibt unaufgeklärt. Als 30 Jahre später die Polizei den rätselhaften Todesfall, der auch den Staranwalt Wolfgang Hauck beschäftigt, zu den Akten legen will, ermitteln Enkelin Svenja und der Journalist Max Bülow weiter.
Verhängnisvolle Affären
Wobei es schon bald zu weiteren, teils verhängnisvollen Affären kommt: Denn Seitensprünge im Geheimdienst- und Rotlichtmilieu bestimmen Lutz Ullrichs neuen, inzwischen elften Kriminalroman „Mord an der Alten Oper“ ebenso wie dunkle Netzwerke und illegale internationale Geschäfte, die bis weit zurück in die Zeit des Kalten Krieges reichen.
„Als ich mir den Plot für meinen Krimi ausgedacht habe, wurde ich durch den Mord an Olof Palme inspiriert“, verrät Ullrich. Denn auch der schwedische Ministerpräsident - Sozialdemokrat wie Ullrich - besuchte vorher ohne Polizeischutz mit seiner Frau Lisbeth ein Kino in der Stockholmer Innenstadt. Auch in diesem Fall sollen die Kriminalbehörden schlampig gearbeitet haben, um erst Jahrzehnte später den wohl wahren Mörder zu präsentieren. Der war zu diesem Zeitpunkt bereits seit 20 Jahren tot.
Wie im vorherigen Krimi „Tod am Hühnermarkt“ hat Ullrich auch für das neue Buch einen beliebten historischen Schauplatz als Tatort ausgewählt. „Der Opernplatz bot sich auch deshalb an, da ich hier selber häufig bin und mich vom alten Opernhaus inspirieren lasse. Meine Kanzlei liegt nämlich ganz in der Nähe“, erklärt Ullrich, der mit seiner Familie heute in Schwalbach lebt und zudem der 1. Vorsitzende der TSG Nordwest und Turntrainer ist. Aber auch atmosphärisch und kriminaltechnisch passe dieses mit Pergola und Springbrunnen fast idyllische Fleckchen Frankfurts gut in die Handlung. Zumal der Täter schnell in den Weiten des Anlagenrings entkommen kann.
Weitere Schauplätze sind New York, UN-Hauptsitz, und Eschborn, eine der reichsten Kommunen in Deutschland überhaupt. Hier lebt Max Bülow, ein erfolgreicher Journalist und Autor, der das Rampenlicht jedoch nur in Kauf nimmt, wenn es dem Verkauf seiner Bücher förderlich ist. Als er nach einer Talkshow von Staranwalt Haucks Enkelin Svenja aufgesucht wird, die ihren Großvater in Gefahr sieht, nimmt er die junge Frau nicht besonders ernst. Als Hauck dann tot in seiner Wohnung aufgefunden wird, fühlt er sich jedoch schuldig und nimmt Svenjas Auftrag an, den Täter zu suchen.
In Ullrichs bisherigen Krimis lagen die Ermittlungen in den Händen von Hauptkommissar Tom Bohlan und dessen Team. Von dem auf einem Höchster Hausboot lebenden Chefermittler hat sich der Autor auch noch keinesfalls getrennt, wie er erklärt: „Aber ein anderes Team, das nicht aus Polizisten besteht, ist immer dann eine interessante Option, wenn die Polizei selbst ihre Arbeit offenbar nur halbherzig erledigt.“ Das Konzept funktioniere schließlich auch in der Krimiserie „Ein Fall für zwei“.
Auch Ullrich (53) ist Rechtsanwalt, studierte von 1990 bis 1998 in Frankfurt Jura und Politikwissenschaft, eröffnete zwei Jahre später seine erste Kanzlei. Nach ein paar Pflichtverteidigungen ist er jedoch Notar und auf Zivilrecht spezialisiert. Strafrecht findet er zwar spannend, würde sich aber schwertun, brutale Mörder vor Gericht zu verteidigen und sogar einen Freispruch zu erwirken, wie er einräumt.
Was ihn jedoch nicht daran hindert, sich mit diesem Fachgebiet und der Rechtsmedizin zu beschäftigen: Und so kaufte er sich Fachbücher zur Forensik, die ihm immer wieder zugutekommen. 2009 wollte er sein erworbenes Wissen schließlich in die Tat umsetzen und verfasste seinen ersten Kriminalroman „Der Kandidat“ über die Abgründe der Politik und der feinen Frankfurter Gesellschaft. Inzwischen verlegt und vermarktet er seine Bücher auch selbst.
Zwei Agenten mischen mit
Sein aktueller Fall verlangt dem Leser einiges ab, da die Handlung durch mehrere Orte und Zeitebenen bestimmt wird. So spielt neben dem Kalten Krieg auch der Bürgerkrieg zwischen Hutu und Tutsi in Ruanda eine wichtige Rolle. Kein Wunder, dass bald auch noch zwei Agenten mitmischen, die Svenjas Freund David und ihre ganz eigenen Interessen verfolgen. Derweil will Achim Hagemanns Sohn Christoph Karriere mit Hilfe seiner verdächtigen Frau Silvia und des Politikberaters Benno Murmann machen. Und als dann auch noch Haucks Kollege Thomas Bernsdorf in Kiel tot aufgefunden wird, müssen Svenja und Bülow schließlich realisieren, dass Anwaltskanzleien manchmal nur Fassade sind.
Welcher Mörder hier unsichere Kandidaten ausschalten will, verrät Ullrich freilich nicht. Nur so viel: „Es ist einer von jener Sorte, die ich vor Gericht nicht verteidigen wollte.“ gernot gottwals
Das Buch
„Mord an der Alten Oper“ ist für 10,95 Euro im LASP-Verlag erschienen.