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Beliebter Supermarkt in Frankfurt macht dich - die Gründe überraschen

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Wären gerne länger für Eckenheim da (von links): Geschäftsführer Volker Tollkühn und die Verkäufer Ronak Sofipur und Stefan Meier im Smart-Markt.
Wären gerne länger für Eckenheim da (von links): Geschäftsführer Volker Tollkühn und die Verkäufer Ronak Sofipur und Stefan Meier im Smart-Markt. © Friedrich Reinhardt

Der Smart-Markt in Eckenheim ist in der Nachbarschaft extrem. Doch nun muss das Ausbildungsgeschäft zumachen.

Frankfurt – Die Kühlregale im Smart-Markt sind schon länger ausgeschaltet. Auch in den anderen Regalen kündigen Lücken das Ende des Supermarkts in der Porthstraße an. „Zum 30. September schließen wir die Türen“, kündigt Geschäftsführer Volker Tollkühn an und schiebt ein „definitiv“ hinterher. Niemand soll sich falsche Hoffnungen machen, dass die Smart Work GmbH das Geschäft weiterführen könnte

Tollkühn weiß, wie wichtig der Markt für die Nachbarn ist. Besonders für ältere Menschen, die auf Rollator oder Rollstuhl angewiesen sind. Für sie entscheidet eine nahe Einkaufsmöglichkeit darüber, ob sie ihren Alltag selbstbestimmt bestreiten können oder nicht. Darum war der Geschäftsführer am Mittwochnachmittag ins Begegnungszentrum des Frankfurter Verbands gekommen, um die Gründe für die Schließung zu erklären.

Aus für Geschäft in Frankfurt: Selbst der Klimawandel spielt eine Rolle

Die Sachlage ist kompliziert. Die Corona-Pandemie spielt eine Rolle, der Wandel auf dem Arbeitsmarkt, sogar der Klimawandel. Schon bald rief der erste Zuhörer im voll besetzten Raum des Begegnungszentrums: „Das interessiert uns nicht. Wir wollen, dass der Markt erhalten bleibt.“

Die Verwirrung geht schon damit los, dass die Smark Work GmbH, die das Geschäft betreibt, keine Einzelhandelskette ist, sondern ein gemeinnütziges Weiterbildungsunternehmen. Ihr Fokus liegt darauf, Menschen fortzubilden, nicht darauf, Lebensmittel zu verkaufen. Den Smart-Markt in der Portstraße - und den in Sindlingen - gibt es nur, damit dort Menschen, die Sozialhilfe empfangen, zum Einzelhändler weitergebildet werden können. „Die meisten unserer Auszubildenden sind zwischen 25 und 55 Jahre alt und haben einen zusätzlichen Sprachförderbedarf“, erklärt Tollkühn. Es gehe also nicht um Ausbildung nach der Schule, sondern darum, beispielsweise Geflüchtete in den Arbeitsmarkt zu integrieren.

Vor der Pandemie bildete Smart Work zwischen 15 und 20 Menschen zu Einzelhändlern weiter. Die hatte die Arbeitsagentur vermittelt. Lohn erhalten die Auszubildenden von Smart Work nicht, sie leben weiterhin von Sozialhilfe. „Als in der Pandemie die Jobcenter geschlossen haben, brach die Nachfrage ein“, sagt Tollkühn. Heute habe er nur noch einen weiterzubildenen Einzelhändler - aber zwei Märkte.

Weitermachen? Gemeinnützigkeit wäre gefährdet

Ohne Auszubildende könne Smart Work nicht rechtfertigen, was gemeinnützig am Smart-Markt sein soll. Fördergelder würden verloren gehen, und ohne die lasse sich der Markt nicht betreiben. „Wir haben den Markt nicht auf Gewinn getrimmt“, erklärt der Geschäftsführer. Ein Teil der Verkaufsfläche habe er zum Schulungsraum gemacht. Die Gänge waren für Menschen im Rollator breiter, die Regale niedriger als in einem optimierten Markt. Nur die Hälfte seiner Kosten habe der Markt aus seinen Verkäufen erwirtschaftet, der Rest sei von Fördergeldern gedeckt worden.

Neben der Pandemie sei die Nachfrage nach den Weiterbildungen auch wegen des allgemeinen Personalmangels gesunken. „Als Helfer im Supermarkt oder als Fahrer eines Lieferdienstes verdienen die Menschen mehr Geld. So viel kann ich ihnen nicht zahlen.“ Ein gesellschaftlicher Erfolg sei diese Entwicklung aber nicht, meint Tollkühn. „Ohne Ausbildung haben die Menschen keine Aufstiegsperspektive.“

Zu hohe Investitionen nötig - nun will die Politik nach Lösungen suchen

Den Todesstoß habe letztlich der Klimawandel dem Markt gegeben. In den heißen Perioden der vergangenen Jahre war die Klimaanlage aus dem Jahr 1968 überfordert und fiel aus. Waren wurden zu warm, die Qualitätssicherung des Rewe-Konzerns habe Strafzahlungen gefordert. Letztlich musste der Markt Wurst, Käse und andere Milchprodukte sogar ganz aus dem Sortiment nehmen. 150 000 Euro würde eine neue Klimaanlage kosten. „So viel Geld können wir als ein gemeinnütziger Träger nicht in den Markt stecken“, sagt Tollkühn.

Im Begegnungszentrum wechselt die Diskussion bald ihren Fokus. Weg von Smart Work, die Politik ist nun gefragt. „Die Ortsbeiratsmitglieder strecken nun ihre Fühler aus und schauen, ob sich neue Fördertöpfe finden lassen“, sagt Ortsvorsteherin Wera Eiselt (Grüne). Stadtrat und Ortsbeiratsmitglied Robert Lange (CDU) fordert eine „gangbare Lösung zum notwendigen Erhalt der Einkaufsmöglichkeit“ vom Magistrat. Wie diese aussehen könnte oder wofür Fördergelder gefunden werden sollen, bleibt aber zunächst unklar. (Friedrich Reinhardt)

Eine neue Supermarktkette drängt nach Hessen.

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