Nach Hilferuf: Ziehenschule packt für die Tafel

Gymnasium sammelt 28 Kartons mit Lebensmitteln für Menschen in Not.
Die Bibliothek der Ziehenschule gleicht einem Warenlager für Lebensmittel. Zumindest auf der rechten Seite. Große Umzugskartons stehen dort, gefüllt mit Lebensmitteln. Nudeln, Soßen, Reis, Müsli, Mehl und Zucker stapeln sich in den braunen Kartons, die entsprechend beschriftet sind.
„Damit auch nichts durcheinanderkommt und alles ein wenig System hat“, sagt Julia Breitenöder. Denn die Lebensmittel werden gespendet. An die Frankfurter Tafel, die im November einen Hilferuf ausgegeben hatte. Wegen des deutlichen Rückgangs der Spenden konnten keine Neukunden mehr angenommen werden. Und das zu Beginn des Winters.
Nudeln statt Wälzer
„Es war uns klar, dass wir da helfen wollten“, sagt Breitenöder, Vorsitzende des Schulelternbeirates (SEB) des Gymnasiums am Weißen Stein, während sie eine weitere Tüte auspackt. Wobei die Idee ursprünglich von Bettina Holland kam, ebenfalls Mitglied des SEB. Und so riefen die Eltern die Schule zur „1000-Spenden-Challenge für die Frankfurter Tafel“ auf. Über die Klassenlehrer wurden die Eltern informiert. Eine Woche lang hatten die Kinder Zeit, die möglichst lange haltbaren Lebensmittel in der erst vor wenigen Monaten nach Sanierungsarbeiten fertiggestellten Schulbibliothek abzugeben.
Viele Schüler spenden
„Es war toll. Viele der 1400 Schüler haben etwas mitgebracht, die meisten brachten nicht nur ein Teil, sondern gleich eine oder mehrere gut gefüllte Tüten“, sagte Julia Breitenöder, die eine davon auspackt und die mittlerweile dritte Packung Nudeln in einer der Kisten verstaut, die damit so gut wie voll ist. Nachschub steht bereit, und auch für die gepackten Kartons gibt es bereits einen Platz. Mit einer Sackkarre transportiert Breitenöder sie nach und nach in die alten Baracken auf dem Schulhof. Genauer gesagt, in den linken Teil. Im rechten ist es feucht, es tropft durch die Decke. „Es wird Zeit, dass wir endlich die lange geforderten neuen Container bekommen. Das ist kein Zustand“, sagt die Elternbeirätin, faltet die Tüte und drückt sie Muriel Schulte, ebenfalls Mitglied im SEB, in die Hand.
Drei volle Tüten hat sie an diesem Vormittag mitgebracht. Gesunde Sachen, aber auch Naschkram. „Das muss ja auch mal sein“, sagt die Mutter. Dass sie mit diesem Gedanken nicht allein war, zeigt ein Blick unter einen der Tische. Allerlei Süßigkeiten stapeln sich dort in der Kiste, Schokolade und Gummibärchen, aber auch Chips.
Helfen statt chillen
Auf den gemütlichen Sesseln am Ende des länglichen Raumes sitzen Steven (16) und Jannick (15). Sie haben eine Freistunde und wollten „eigentlich nur chillen“. Nun sind sie aber doch neugierig geworden, was am anderen Ende der Bibliothek passiert. Denn von dem Aufruf an die Schulgemeinde haben sie bislang noch nichts mitbekommen. „Ich finde das aber eine gute Idee, den Menschen zu helfen, denen es nicht so gut geht“, sagt Jannick, der über seine Eltern schon einmal von der Tafel gehört hat. Die würden zwar nicht dort, aber ansonsten öfters mal etwas spenden. Ob sie selber auch mitmachen werden? Bestimmt, meint Steven. „Dass es die Tafel gibt zeigt ja, dass die Nachfrage da ist und Menschen Lebensmittel benötigen. Wenn ich helfen kann, mache ich das gerne“, sagt der Teenager.
Und so tragen die beiden Jungs dazu bei, dass die Challenge letztlich tatsächlich nicht nur geschafft, sondern die angestrebten 1000 Lebensmittel sogar deutlich übertroffen werden. 1559 haltbare Lebensmittel zählte der Schulelternbeirat letztlich. „Das sind gut 28 Umzugskartons. Es war sehr beeindruckend dabei zuzusehen, wie sich die Spendenkisten Tag für Tag füllten. Vielen Dank dafür an alle“, sagt Julia Breitenöder abschließend.
Die Frankfurter Tafel
Über die 1995 von Hella Schmieder gegründete Frankfurter Tafel werden rund 15 000 bedürftige Frankfurter mit Lebensmitteln versorgt. Verteilt werden Waren, die im Wirtschaftsprozess nicht mehr verwendet werden können, aber qualitativ noch einwandfrei sind. Wie Brötchen, Brot und Kuchen vom Vortag oder Milch und Milchprodukte kurz vor dem Verfallsdatum. Hinzu kommen haltbare Lebensmittel wie Konserven, Nudeln, Reis, Kaffee und was sonst noch gespendet wurde. 180 ehrenamtliche Mitarbeiter engagieren sich bei der Tafel, unter anderem an einer der 13 Ausgabestellen.
Im November rief die Tafel um Hilfe, weil die Spenden immer knapper wurden, so dass keine Neukunden mehr aufgenommen werden konnten. Wer sich engagieren oder spenden möchte, der findet alle wichtigen Informationen unter www.frankfurter-tafel.de.