Nach Unfall in Bonames: Ortsvorsteher kritisiert Verkehrssituation

Nach dem Unfalltod eines zwölfjährigen Mädchens in Bonames hat die Polizei weitere Details zum Hergang bekanntgegeben. So soll die Radfahrerin plötzlich vom Gehweg auf die Fahrbahn vor den Lastwagen gefahren sein. Der für Bonames zuständige Ortsvorsteher kritisierte die Verkehrssituation an der Unfallstelle als „viel zu eng“.
Bonames und Kalbach trauern. Die Nachricht vom Unfalltod eines zwölf Jahre alten Mädchens verbreitete sich am Dienstagabend in Windeseile. Nicht nur in den Straßen und Häusern rings um die Unfallstelle auf dem Oberen Kalbacher Weg, sondern auch in den sozialen Netzwerken im Internet. Der für Bonames zuständige Ortsvorsteher Robert Lange (CDU) brachte im Gespräch mit dieser Zeitung auf den Punkt, was viele dachten, sagten und schrieben: „Wir sind traurig, unsere Gedanken sind bei den Angehörigen des verunglückten Mädchens.“
Wie berichtet, ist die junge Radfahrerin auf dem Bahnübergang an der U-Bahn-Station Kalbach von einem Lastwagen erfasst und tödlich verletzt worden. Sie starb noch an der Unfallstelle. Nach dem Vorfall gegen 16.55 Uhr sperrte die Polizei den Oberen Kalbacher Weg komplett ab und unterbrach auch die U-Bahnlinien U 2 und U 9.
Die Spurensicherung arbeitete bis lange nach Einbruch der Dunkelheit, auch ein externer Verkehrsgutachter nahm den Unfallort in Augenschein. Der leblose Körper des Mädchens wurde gegen 21 Uhr mit einem Leichenwagen abtransportiert. Der 38 Jahre alte Lkw-Fahrer stand unter Schock.
Vom Gehweg gefahren
Am Mittwoch gab das Frankfurter Polizeipräsidium weitere Details zum Unfallhergang bekannt: Nach Angaben von Sprecherin Chantal Emch berichteten mehrere Zeugen, dass die Radfahrerin nach Öffnung der Schranken überraschend vom Gehweg auf die Fahrbahn gewechselt und dort vom Laster erfasst worden sei. Der Mann am Steuer soll so gut wie keine Zeit gehabt haben, noch rechtzeitig zu bremsen.
An der U-Bahn-Station Kalbach gibt es separate Schranken für die Fahrbahn und den parallel verlaufenden Gehweg. Ob es einen unmittelbaren Anlass für das Mädchen gab, mit seinem Fahrrad auf die Fahrbahn zu wechseln, ist Gegenstand der Ermittlungen. Womöglich wollte die Zwölfjährige nicht vor der Kraftfahrzeugschlange warten, aber trotzdem auf der Straße weiterfahren. Offiziell dürfen Kinder ab dem elften Lebensjahr nämlich nicht mehr mit dem Rad den Gehweg benutzen.
Gert Stahnke, Leiter des Straßenverkehrsamts, will den Unfall zum Anlass nehmen, den Bahnübergang zusammen mit der Polizei und der Verkehrsgesellschaft Frankfurt (VGF) zu besichtigen. Als Unfallschwerpunkt sei der Übergang auf dem Oberen Kalbacher Weg bislang nicht aufgefallen, sagte der Behördenleiter. „Es hat zuletzt auch keine Anträge des zuständigen Ortsbeirats gegeben.“
„Ein Riesenthema“
Das wird sich nach Einschätzung des Ortsvorstehers Lange aber ändern: „Das wird ein Riesenthema in der Sitzung am 1. November, es wird mit Sicherheit einen vollen Saal geben“, sagt der CDU-Mann. Er zeigt sich bedrückt, „dass wir den Unfall nicht verhindern konnten“. Es liege nämlich auf der Hand, dass der Bahnübergang „seit Jahrzehnten unverändert“ und – gemessen am hohen Verkehrsaufkommen heute – „viel zu eng“ sei. „Autos und Fahrräder können dort nicht neben-, sondern nur hintereinander fahren“, führt Lange aus. Außerdem sind die Haltepunkte für die Fahrzeuge aus seiner Sicht viel zu nah an der Schranke.
Das Straßenverkehrsamt und die VGF wollten sich zur Frage, ob die Einrichtung des Bahnübergangs unzureichend ist, beide nicht äußern. Amtsleiter Stahnke verwies auf die VGF, eine VGF-Sprecherin auf das Straßenverkehrsamt. Beide erklärten sich letztlich für „nicht zuständig“. Vielleicht ändert sich das ja nach dem Ortstermin.
Auch in Frankfurt-Nied passierte ein tödlicher Unfall an einem Bahnübergang. Eine Jugendliche kam ums Leben, zwei weitere Menschen wurden schwer verletzt. Die Schranken an dem Bahnübergang waren nicht geschlossen.
Hätte das Unglück am Bahnübergang in Frankfurt-Nied vermieden werden können? Die Stelle gilt seit Jahren als gefährlich. Jetzt wird Kritik an der Deutschen Bahn laut.