Poller sorgt für Ärger: „Diese Nacht- und Nebelaktion ärgert mich unwahrscheinlich“
Zwei Poller verhindern in Frankfurt seit Kurzem die Zufahrt zum Eduard-Bernstein-Weg. Die Anwohner sind verärgert.
Frankfurt - Hans-Werner Lüder ist 79, seine Frau 80 Jahre alt. Als sie vor 15 Jahren eine Wohnung im Eduard-Bernstein-Weg 1 - 3 kauften, waren sie glücklich über den asphaltierten Weg, der nur wenige Meter entfernt vorbeiführt. Ist er doch breit genug, um ihn mit einem Auto zu befahren. „Man muss ja auch ans Alter denken. Nach großen Einkäufen bis fast vor die Tür fahren zu können, ist wirklich eine Erleichterung“, wusste Lüder den Luxus stets zu schätzen.
Auf die er jetzt verzichten muss. Denn der kleine Weg, der von der Niederurseler Landstraße, zwischen den Hausnummern 151 und 153, durch die kleine Grünanlage führt und am mehrstöckigen Wohnhaus Eduard-Bernstein-Weg 5 wieder in die Straße mündet, ist seit geraumer Zeit dicht. Zwei Poller, sowohl am einen, als auch anderen Ende, verhindern die Zufahrt. Vorbeipassen würde Hans-Werner Lüder mit seinem Wagen nun nur noch, wenn er halb über die Wiese fahren würde. Will er aber nicht. Er will, dass die Poller wieder abgebaut werden. Wofür er sogar in der Nachbarschaft Unterschriften gesammelt hat.
Frankfurt: 80 Meter bis zum nächsten Parkplatz
Unterstützung bekommt er von seinen Nachbarn Zeynal Karaman und Thomas Piller. „Diese Nacht- und Nebelaktion ärgert mich unwahrscheinlich. Wir wissen, dass es Nachbarn waren, die sich beschwert haben. Die Nachbarn, die Parkplätze direkt vor der Tür haben“, sagt Piller. Karaman berichtet derweil von einer Familie, die im November umziehen wollte. Wenige Tage zuvor waren die Poller aufgestellt worden. Für die Familie ein großes Problem und auch die Antwort des Straßenverkehrsamtes war ernüchternd. 80,3 Meter betrage der Weg vom nächsten Parkplatz bis zum Eduard-Bernstein-Weg 7, während die gültige Rechtslage bei Umzügen mehrere hundert Meter als durchaus zumutbar ansehe. Oder man solle eben als Unterstützung zu einer Sackkarre greifen.

Als „weltfremd“ bezeichnet Hans-Werner Lüder diese Antwort. Niemanden habe man durch das Befahren des Weges gestört oder gefährdet. Die Grünflächen seine nicht beschädigt worden, lediglich wenige Minuten stünden die Autos zum Ausladen vor den Türen.
Frankfurt: Anwohner hatten sich über das Befahren des schmalen Gehweges beklagt
Was allerdings stets verboten war, wie Michael Stein, Sprecher des Straßenverkehrsamtes, erklärt. Handle es sich bei dem Weg doch ausschließlich um einen Fußweg, der auch entsprechend beschildert sei, betont er. Ende November vergangenen Jahres seien die Poller installiert worden. Dem vorausgegangen sei eine Anregung des Ortsbeirates 8 (Heddernheim, Niederursel, Nordweststadt). „Dieser wurde durch die Straßenverkehrsbehörde entsprochen. Die Gründe für die Anregung durch den Ortsbeirat sind uns nicht bekannt“, so Stein. Die sind allerdings in dem entsprechenden CDU-Antrag festgehalten, den das Gremium in seiner Sitzung im Mai 2022 einstimmig verabschiedet hatte.
Anwohner hätten sich über das Befahren des schmalen Gehweges beklagt, zudem würde entlang der Grünfläche ab und an auch geparkt, heißt es in der Begründung. Weshalb eben die Zufahrt zur Grünanlage in Höhe des Niederurseler Weges 151 - 153 durch geeignete Maßnahmen unterbunden werden sollte. Durch Frankfurter Hüte, Drängelgitter oder eben Poller. Eine endgültige Stellungnahme zu der Anregung gab es vonseiten des Magistrats allerdings bislang nicht. Dieser reagierte lediglich im August, indem er bedauerte, dass binnen der Drei-Monats-Frist keine Antwort erfolgen könne. Die, wie gesagt, nach wie vor fehlt. Während die Poller längst da sind.
Probleme für Krankentransporte im Frankfurter Eduard-Bernstein-Weg
Ob der Weg einst mit Drängelgittern gesichert wurde, wie die CDU in ihrem Antrag erwähnt, wissen die drei Anwohner nicht. Wenn, sagen sie, war das vor ihrer Zeit. Seit sie in der Siedlung wohnten, sei der Weg stets befahrbar gewesen. „Ich betone noch einmal: Es stört niemanden, außer die Bewohner in dem Eckhaus in der Niederurseler Landstraße“, sagt Thomas Piller. Große Sorge macht er sich auch um eine Bewohnerin im Eduard-Bernstein-Weg 5, die auf einen Rollstuhl angewiesen ist. Auch der Krankentransport kann nicht mehr bis vor die Tür fahren, muss stattdessen auf der Straße, wo rechts und links geparkt wird, halten und blockiert so den Verkehr. Auch an diesem Nachmittag. Wütend hupen die ersten Autofahrer hinter ihm. Die Frage, ob er einen Schlüssel für den Poller hat, verneint der Krankentransportfahrer, steigt schnell ins Fahrzeug und gibt Gas.
Kann er auch nicht haben. Sind die Poller doch mit einer Feuerwehrschließung ausgestattet, wie Michael Stein erklärt. Soll heißen: Polizei, Feuerwehr- und Rettungsdienste besitzen einen Schlüssel. Die Poller wieder zu entfernen, dazu sieht das Straßenverkehrsamt keinen Anlass, da man die Anregung des Ortsbeirates umgesetzt habe, so Stein. Anders die Anwohner - sie wollen genau dies. „Wenn man merkt, dass etwas nicht funktioniert, dann macht man es rückgängig. Basta“, sagen die Nachbarn. (Judith Dietermann)
An anderer Stelle in Frankfurt sollen Betonklötze potenzielle Fahrzeug-Attentäter aufhalten. Viele zweifeln die Ästhetik der Anti-Terror-Poller an – und deren Sinn.