Nachverdichtung der Platensiedlung: Arbeiten beginnen im Sommer

Die Nachverdichtung der Platensiedlung mit 600 neuen Wohnungen sorgt immer noch für Unmut im Quartier. Zum wiederholten Male wurden die Pläne dem Ortsbeirat vorgestellt. Auch wenn die Diskussionen zunehmend konstruktiver werden – Proteste der Mieter gibt es nach wie vor.
Frank Junker, Chef der städtischen Wohnungsbaugesellschaft ABG Frankfurt Holding, hatte seine Hausaufgaben gemacht. Punkt für Punkt hat er sich durch den ausführlichen Fragenkatalog zur Nachverdichtung der Platensiedlung des Ortsbeirates 9 (Dornbusch, Eschersheim, Ginnheim) geackert, kaum eine Antwort blieb in der Sitzung des Stadtteilgremiums am Donnerstagabend schuldig. Dessen Mitglieder zeigten sich mit Junkers Fleißarbeit durchaus zufrieden, auch wenn nicht alle Fragen „so konkret beantwortet wurden, wie wir es uns gewünscht hätten“, bemängelte der stellvertretende Ortsvorsteher Rachid Rawas (SPD).
600 neue Wohnungen – 50 Prozent öffentlich gefördert und 50 Prozent frei finanziert, mit Quadratmeterpreisen zwischen fünf und zehn Euro – will die ABG innerhalb von drei Jahren nördlich der Platenstraße bauen. Dafür werden die dreigeschossigen Gebäude aus den 1950er Jahren um zwei Stockwerke erweitert, es entstehen zudem neue Häuser mit jeweils sechs Vollgeschossen. Ergänzt wird das Quartier mit einer Tiefgarage mit 420 Stellplätzen, diese wird begrünt und soll die Aufenthaltsqualität im Quartier weiter steigern. „Wir unterstützen die Pläne der ABG, weil das Potenzial der Siedlung für eine Nachverdichtung optimal ist“, erklärte Planungsdezernent Mike Josef (SPD).
Drei Jahre angesetzt
Das sehen die Bewohner der Platensiedlung allerdings anders, bereits seit der Vorstellung der Pläne vor neun Monaten wehren sie sich gegen die Nachverdichtung. Zuletzt waren es die 25 Bäume, die für die Baumaßnahmen gefällt werden müssen und für Aufregung sorgten. „Wenn ich nachverdichten will, dann muss ich das machen. Es werden jedoch alle Bäume neu gepflanzt – im Quartier“, betonte Frank Junker zum wiederholten Male. Ebenso wenig werde es zu dem befürchteten Verkehrschaos gekommen. Das habe ein Gutachten ergeben. Rund 220 Ein- und Ausfahrten in der Stunde gebe es nach der Nachverdichtung – bis zu 400 seien laut der Experten als verträglich anzusehen.
Drei Jahre lang sollen die Baumaßnahmen dauern, der Bauantrag ist zwar noch nicht eingereicht, allerdings rechnet Junker, dass bereits im Sommer mit den Arbeiten begonnen werden kann. Sportlich finden das die Bewohner, die Einwände äußerten. „Ich glaube nicht, dass hier alles rechtens gelaufen ist. Schließlich sieht der Bebauungsplan in diesem Gebiet nur vier Vollgeschosse vor. Plötzlich bekommen wir aber fünf und sechs Stockwerke“, gab ein Anwohner zu bedenken. Dieses Problem musste tatsächlich behoben werden, erklärte Simone Zapke, Leiterin der Bauaufsicht. Die nötige Befreiung von baurechtlichen Vorschriften sei zwar „umfangreich, aber städtebaulich vertretbar“. Das hätten laut Zapke Gutachten ergeben. Wirklich überzeugen ließen sich die Anwohner nicht. „Da kann man doch sicher noch was machen“, murmelten einige der 120 Anwesenden.
Was Ingrid Häußler (FDP) derweil unter den Nägeln brannte, waren ausreichend Plätze an den Grund- und weiterführenden Schulen. Eine Kindertagesstätte im Quartier hatte Junker bereits versprochen, ein Grundstück wird derzeit gesucht. Mit der Schulfrage traf Häußler einen wunden Punkt, denn schon jetzt mangelt es in Ginnheim an Plätzen. Die Astrid-Lindgren-Schule platzt aus allen Nähten, mit der Nachverdichtung werden mindestens zwei Klassen pro Jahrgang mehr gebraucht, schätzt das Bildungsdezernat, das mittlerweile eng in die Planungen eingebunden ist.
Straffer Zeitplan
Mindestens genauso wichtig für die Anwohner ist jedoch die Belastung während der Bauarbeiten. Die erfolgen in drei Bauabschnitten, die „gestrafft durchgeführt werden“, wie Junker betonte. Zehn Wochen rechnet er für das Abheben der Dächer und das Aufstocken um zwei Stockwerke. Nach rund 28 Wochen sollen diese Arbeiten abgeschlossen sein. Dann folge der Bau der sogenannten Kopf- und Brückenhäuser.
342 Drei-, Vier- und Fünf-Zimmer-Wohnungen gibt es aktuell nördlich der Platenstraße, in den Neubauten sollen auch kleinere Einheiten dazukommen. Damit Familien, deren Kinder ausgezogen sind, sich verkleinern können. Zudem sollen Studenten künftig die Siedlung beleben. 175 Appartements sind geplant – über das ganze Quartier verteilt. „So gibt es eine gute Durchmischung, eine von vielen befürchtete Studenten-Partymeile wird es sicher nicht geben“, so Frank Junker. Wann die Siedlung südlich der Platenstraße nachverdichtet wird, dazu gibt es noch keine Pläne. Allerdings soll das seit zehn Jahren geplante „Grüne Y“, das die Grünanlagen der Siedlung verbinden soll, endlich umgesetzt werden. „Die Mittel sind bewilligt, es wird Zeit, dass es kommt“, sorgte Mike Josef für freudige Blicke.