Raja und Rimba sind da: Zoo Frankfurt präsentiert seine Tigerbabys – „Grandioses Ereignis“

Der Zoo Frankfurt stellt seine Tigerbabys vor – ein aufregendes Ereignis, nicht nur für kleine Großkatzen. Es geht auch um die Biodiversität.
Frankfurt - Ein aufregender Tag. Für alle. Für die ungefähr 17 Millionen Menschen, die vor dem Zooeingang warten, weil sie im Radio gehört haben: Heute werden die kleinen Sumatra-Tiger vorgestellt! Okay, vielleicht nicht ganz 17 Millionen, und okay, in den Ferien kommen sowieso immer viele Leute in den Zoo, wenn es nicht gerade Katzen und Hunde regnet, und wenn doch, dann kommen umso mehr.
Ein aufregender Tag auch für die Presse, die in ähnlich großer Zahl erschienen ist wie das Publikum. Ein aufregender Tag selbstverständlich für die Zoobelegschaft, die mit dem Ansturm gerechnet hat – sind ja nicht die ersten kleinen Tiger, die im Frankfurter Zoo erscheinen, um den Leuten auf der anderen Seite der Glasscheibe die Herzen zu brechen vor lauter Süßigkeit. Wir erinnern nur an die kleine Tigerin Daseep und die Völkerwanderung, die sie als Flaschenbaby vor mittlerweile 13 Jahren auslöste.
Tigerbabys im Zoo Frankfurt: Aufregender Tag für Besucher und den Sumatra-Nachwuchs
Ein aufregender Tag vor allem für Raja und Rimba, die noch gar nicht wissen, dass sie Raja und Rimba heißen, und wenn wir ehrlich sind: wir auch nicht. Das erfahren wir ja erst in ein paar Minuten. Ist das alles aufregend!
Zunächst ordnet Zoodezernentin Ina Hartwig (SPD) ein: „Jeder Nachwuchs kann zur Erhaltung der Art beitragen.“ Die versammelte Zoogemeinde im Katzendschungel lässt den ebenfalls im Juli geborenen Seehundwelpen vor dem inneren Auge vorbeitauchen, 13 kleine Pinguine flutschen torpedoartig hinterher, Nacktmullbabys tasten sich zum Futternapf, und auch Erdferkel Mbali ist beliebtes Mitglied der 2023er Frankfurter Kinderstube, die die genetische Vielfalt erhalten hilft.
Aufregend, sagt Ina Hartwig, die kleinen Tiger gleich live zu sehen. Mama Cinta sei anfangs „äußerst scheu“ gewesen – die Frage stand im Raum, ob es überhaupt etwas werde mit Nachwuchs zwischen ihr und Kater Emas. Es wurde. Vermutlich fanden die beiden einander aufregend genug.
Tigerbabys im Zoo Frankfurt: Raja und Rimba sind besonders wertvoller Nachwuchs
„Ein grandioses Ereignis“, freut sich Christof Schenck, Direktor der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt (ZGF). Nicht nur weil Sumatra-Tiger ein Meisterwerk der Natur sind, was ja wohl niemand bestreiten will. Besonders weil es der erste Nachwuchs sowohl für Emas (14) als auch für Cinta (9) ist – also ganz frische Gene für die gebeutelte Tigerpopulation. Schätzungen gehen von 400 verbliebenen dieser Großkatzen auf Sumatra aus.
Zoodirektorin Christina Geiger, Tierärztin Nicole Schauerte und Revierleiterin Anni Fuchs gehen jetzt rein. „Wir angeln uns die beiden Kätzchen“, sagt Geiger, „in der Hoffnung, dass die Mutter tatsächlich ausgesperrt ist. Vielleicht kommen wir wieder raus.“ Wäre sonst noch aufregender. Das Projekt: impfen, Chip einpflanzen. „Und wir gucken ihnen auch unters Röckchen“, sagt Schauerte. Heißt: Geschlecht bestimmen.
Das finden die beiden Streifenmiezen alles nicht in Ordnung. Sie fauchen, sie bellen auch ein bisschen, verrät eine Tierpflegerin später, und sie hauen mit ihren viel zu großen Tatzen um sich. Nach medizinischer Behandlung und geschlechtlicher Indiskretion sitzen sie beleidigt in einer kleinen Stroharena, die extra für sie gebaut wurde. Und fauchen weiter die Leute hinterm Glas an, die ständig Kameras auf sie richten.
Zoo Frankfurt beherbergt vier Tiger – Neue Löwenanlage soll im Oktober eröffnet werden
Wie erhofft kommt die Führungsriege unverletzt wieder raus und verkündet: „Es sind zwei Männer.“ Jeweils knapp sieben Kilo schwer. Die Namen verkündet Christof Schenck: Raja sagt man in Indonesien für König, Rimba für Dschungel. Den gelte es unbedingt zu schützen, sagt Schenck. Der Waldverlust auf Sumatra durch illegale Rodung für Plantagen sei immens, der Naturschutz-Euro im Zooeintritt helfe der ZGF bei der Arbeit vor Ort. Er ruft auf: „Wählen Sie die Politiker, die die Kontrolle der Lieferketten verfolgen.“
Raja und Rimba schleichen derweil durch die Anlage und fauchen gelegentlich, um Menschen auf Distanz zu halten (nicht alle; FR-Reportern zwinkern sie heimlich zu, das ist Tradition). In eineinhalb Jahren schon werden die Jungen weiterreisen und die Weltpopulation stärken. Bis dahin ist zu hoffen, dass sie möglichst oft aus der Höhle kommen. Wie oft, bestimmt Mama Cinta.
Als vor zwei Jahren Kater Vanni starb, hieß es: vorerst keine Tiger mehr in Frankfurt. Dafür sind es jetzt ganz schön viele. Und im Oktober, verrät Hartwig, wird die umgebaute Löwenanlage eröffnet. Aufregend! (Thomas Stillbauer)
Wolfgang Weber ist als Künstler im Zoo Frankfurt und auf der ganzen Welt geschätzt. 2023 hat er ein reich bebildertes Buch über seine Abenteuer gestaltet.