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Bürgerinitiative in Frankfurt geplant: Anwohner wollen Bau von Sportanlage verhindern

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Von: Thomas J. Schmidt

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Oberrad macht mobil: Max Laue (ganz rechts) will eine Bürgerinitiative gegen eine Sportanlage auf den Feldern gründen.
Oberrad macht mobil: Max Laue (ganz rechts) will eine Bürgerinitiative gegen eine Sportanlage auf den Feldern gründen. © Faust

Besorgte Nachbarn aus Oberrad planen die nächste Bürgerinitiative für Frankfurt. Sie haben Angst vor einer Sportanlage.

Frankfurt - Max Laue lebt am Rande Oberrads. Wenn er aus dem Fenster blickt, blickt er auf Felder, Gärten, Grün. Das könnte sich ändern, wenn die Europäische Schule Frankfurt tatsächlich an den Mainwasen gebaut wird und die dortige Sportanlage umziehen muss. An die Grenze zwischen Sachsenhausen und Oberrad, in die direkte Nachbarschaft der Balduinstraße. Quasi vor Laues Fenster. Dann drohen ihm und den anderen Anliegern viel Lärm, reichlich Parkverkehr und abendliches Flutlicht. "Wir planen deshalb, nach Ostern eine Bürgerinitiative zu gründen", sagt Laue.

"Ich bin nicht gegen den Sport und unterstütze die Sportler", sagt Laue. "Ich bin aber als Vorstand der Germania zurückgetreten wegen des Interessenkonflikts." Er bemängelt, dass sein Verein nicht eine außerordentliche Mitgliederversammlung in der Sache einberufen hat. "Die Mainwasen sind einen Kilometer weit weg. Trotzdem höre ich hier die Ballgeräusche, wenn der Wind entsprechend steht", sagt er. Ein solcher Platz direkt vor der Tür? "Dann kann man hier nicht mehr wohnen!"

Frankfurt: Bürgerinitiative gegen Sportanlage

Gerwin Fassing aus dem Sportdezernat Frankfurt bestätigt die Planungen und zählt auf: Zwei Großspielfelder, ein Jugendspielfeld, Fußballkäfige, zwei Tennisspielfelder sind geplant, dazu ein Funktionsgebäude. "Die Idee des Architekten ist, das Funktionsgebäude entlang der Balduinstraße zu bauen, so dass Geräusche gedämmt werden", sagt Fassing. Natürlich fänden Gespräche statt: Mit den Vereinen, mit den Anwohnern. Noch sei nichts entschieden. Das Sportgelände würde 43.000 Quadratmeter groß, so Fassing.

Die Frage ist, ob der Platz kommt. "Wir warten auf eine Entscheidung", sagt Maurice Skowronek, Vorsitzender des SV Sachsenhausen. "Die CDU hat uns den neuen Platz versprochen, die SPD die Sanierung der Mainwasen. Wir können mit beiden Vorschlägen leben, und das ist unsere Position seit eineinhalb Jahren."

Bürgerinitiative in Frankfurt: Pläne für Sportanlage verärgern Anwohner

Es hängt daran, ob die Europäische Schule Frankfurt auf den Mainwasen kommt, oder ob es ein anderes Grundstück für diese vom Bund bezahlte Schule gibt. Der Standort dieser Schule sei keineswegs beschlossen, sagt Bastian Bergerhoff, Kreischef der Grünen, seit der Kommunalwahl stärkste Partei in Frankfurt. Als Alternative ist auch der Kaiserlei im Gespräch, den viele für keinen guten Standort halten - darunter Bergerhoff und Martin Benjamin Schäfer, Fraktionsvorsitzender der CDU im Ortsbeirat 5.

Anders Eugen Müller, Vorsitzender des Bürgervereins: "Die Schule soll auf mehr als 2000 Schüler aus dem Umland ausgelegt werden. Wie soll das denn an den Mainwasen gehen?", fragt er. "Es ist nicht erschlossen, die Schüler müssten einen Kilometer von der Schulbus-Haltestelle zur Schule gehen. Hinzu kommt, dass die Bundesstraße verlegt werden müsste, was eine Planfeststellungszeit von mindestens zehn Jahren in Anspruch nimmt." So lange könnten weder die Schüler noch die Sportler warten.

Frankfurt: Ort für Sportanlage ist noch nicht beschlossen

All diese Probleme gebe es am Kaiserlei nicht. "Es ist erschlossen, es gibt eine S-Bahn-Station dort, es gibt Anfahrtsmöglichkeiten für Schulbusse", so Müller. Sein Verdacht: Die Stadt Frankfurt wolle sich die Erschließung der Mainwasen vom Bund bezahlen lassen, um dann ein prächtiges neues Sportgelände zu errichten. "Auf Kosten der Anwohner. Der Bürgerverein ist dagegen."

Das zuständige Dezernat für Bau und Immobilien (Jan Schneider, CDU) hat sich jüngst deutlich für den Standort Mainwasen für die Europäische Schule und Offenbacher Landstraße für den Sportplatz ausgesprochen. Demnach spreche für die Mainwasen, dass, wenn die Bundesstraße nach Süden an die Bahnlinie verlegt wird, viele neue Grünflächen direkt am Main entstehen. So werde auch die nicht sehr funktionale Schwenkung der Gerbermühlstraße korrigiert. Gegen den Standort Kaiserlei spreche, dass der auf einer Verkehrsinsel am Stadtrand läge, auf einer Fläche, auf der die Multifunktionshalle der Skyliners entstehen soll.

Stadt Frankfurt: Ort für Sportanlage hängt auch von Koalitionsverhandlungen ab

Ob diese Halle entsteht, ist wie vieles offen. Fraport verhandelt mit der Katz-Gruppe, die eine solche Halle am Flughafen Frankfurt errichten möchte. Die Frankfurter Eishockey-Löwen begrüßen dies. Sie sind als Ko-Investoren der Halle am Kaiserlei abgesprungen. Skyliners-Chef Gunnar Wöbke will das Projekt nun alleine stemmen. Die Kosten für die Halle werden auf 150 Millionen Euro geschätzt.

Letztlich hängt vieles auch an den anstehenden Koalitionsverhandlungen. Grünen-Chef Bergerhoff ist deswegen auch sehr zurückhaltend mit Äußerungen. "Wir bleiben bei unserer Position", sagt er. Planungsrechtlich habe die Sporthalle am Kaiserlei größere Chancen als am Flughafen. Alles sei jedoch, wie er einräumt, "ein großer Knoten".

Komme die Schule an die Mainwasen, müssten Kleingärtner, Sportvereine, Anwohner und der Naturschutz ins Boot geholt werden. "Auch die Verlegung der Straße ist nicht unkompliziert." Das müsse man alles in Koalitionsverhandlungen abwägen. (Thomas J. Schmidt)

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