„Net meggern, sondern mache“

Drei Tage Kino, Live-Musik, Theater und Poetry Slam auf dem Marktplatz
So bunt wie das Programm sind auch die Macher. Beim Orga-Treffen am Schelmenplatz stehen Babymilchfläschchen, Sprudelwasser und Rotwein auf dem Tisch. Die Stimmung ist so vertraut und entspannt wie bei einem Familientreffen. Der harte Kern der Bürgerinitiative Bergen-Enkheimer Nachbarschaftsgedöns (BENG) besteht aus zehn Männern und Frauen zwischen Mitte 20 und gut 50 Jahren aus unterschiedlichsten Berufen, die „net meggern, sondern mache“, wie sie sagen.
Mehr Kultur im Stadtteil
Ursprünglich wollten die Nachbarn „immer schon“ mehr Kultur in den idyllischen Stadtteil bringen, dann kam Corona. „2021 haben wir zum ersten Mal das Open Air Kino auf die Beine gestellt. Noch voller Restriktionen und mit Abstand“, erzählt Charlotte Brombach. Ein voller Erfolg, ebenso wie im vergangenen Jahr. „Jetzt packen wir noch einen drauf“, so Stefan Fritsch vom Jugendhaus Bergen (JUZ), das ebenfalls von Anfang an mit dabei ist.
Am Freitag, den 7. Juli geht es auf dem Berger Marktplatz um 19 Uhr los mit Livemusik von „Anne singt. Lenni auch“. Wenn es dunkel ist, läuft der Film „Die Känguru-Verschwörung“ auf der riesigen aufblasbaren Leinwand für die ganze Familie.
Am Samstag gibt es um 11 Uhr vom Figurentheater „Eigentlich“ das Stück „Sieben Geißlein“ für Kinder ab vier Jahren, um 16 Uhr spielt das Theaterhaus-Ensemble für alle ab neun Jahren das Stück „Ping“ und um 19 Uhr stimmt „Anne singt. Leni auch“ auf die Filmkomödie „Ein Triumph“ ein.
Am Sonntag zum Finale gibt es um 11 Uhr Poetry Slam mit Pauline Puhze, die U-20-Hessenmeisterin war, Jan Cönig, Leonie Badtke, Aileen Scheider und Finn Bennett. „Das gibt es zum ersten Mal und wird bestimmt toll“, sind sich die Organisatoren sicher, die gleichzeitig entspannt und genau planen.
Jeder bringt seine Talente und Fähigkeiten ein. Mila (7) war letztes Jahr schon dabei. „Am coolsten war es, auf den Sitzsäcken mit Freunden zu chillen“, erzählt sie und erwähnt Popcorn und Chips, die es natürlich ebenso geben wird wie Flammkuchen, Getränke und einen Lolli-Stand. Innenarchitektin Denise Boxler schwärmt von der schönen Stimmung am Abend, wenn es sich die Besucher auf ihren Decken gemütlich machen. Niedrigschwellig und für alle ist das Open Air Festival. Das Kino kostet für Erwachsene 7 Euro, Kinder und Jugendliche zahlen keinen Eintritt. Für Theater, Livemusik und Poetry Slam fallen keine Eintrittsgebühren an. Auch der zuständige Ortsbeirat 16 beteiligt sich als Sponsor, damit alle Bergen-Enkheimer das Festival besuchen können und „Kinder ihre Eltern und Eltern ihre Kinder mitbringen können“.
Das Jugendhaus organisiert den Getränkestand mit niedrigen Preisen. An allen drei Tagen sind die Macher von BENG vor Ort, helfen und bauen auf. Ehrenamtlich, versteht sich. Ebenso wie die vier festen Mitarbeiter vom JUZ und „mindestens zehn Kinder und Jugendliche sind auch dabei“.
Das Festival ist Teil des Kino Sommers Hessen. Noch wird fleißig an den Details geplant, damit sich von Klein bis Groß alle rundum wohlfühlen und Spaß haben. Stühle und Liegestühle wird es ebenso geben wie die kuscheligen Sitzsäcke, die Mila so gerne mag. Das BENG-Team zeigt Fotos vom vergangenen Jahr.
Die riesige aufblasbare Leinwand ist eine perfekte Idee für den großen Marktplatz, auf dem vom Kleinkind bis zu Oma und Opa gemütlich jeder Platz findet. Auf eigenen Decken, allein oder mit der ganzen Familie in herrlich entspannter Stimmung. Karten für die Kinofilme gibt es in der Buchhandlung „Bergen erlesen“ oder direkt an der Abendkasse. Kompliziert ist beim Open Air Festival nichts.
Ebenso wenig wie bei den Treffen von BENG und JUZ. Mit Milchfläschchen, Sprudelwasser und Rotwein. Das Nachbarschaftsgedöns beweist ohne Gedöns, dass in Eigeninitiative wunderbare Veranstaltungen für alle machbar sind. SABINE SCHRAMEK