Neubau der Städtischen Bühnen in Frankfurt: Jetzt gibt’s ein neues Problem

Eine Kulturmeile mit Neubauten für Oper und Schauspiel soll in Frankfurt entstehen. Doch das Projekt stößt auf ein unerwartetes Hindernis.
Frankfurt -„Zeitnah“ will das Kulturdezernat die Öffentlichkeit über die vertiefende Prüfung der Standorte für den Neubau der Städtischen Bühnen informieren. Das sagte der Büroleiter von Kulturdezernentin Ina Hartwig (SPD), David Dilmaghani, im Gespräch mit dieser Zeitung. Bis dahin soll auch geklärt werden, ob die von Hartwig favorisierte Kulturmeile realisiert werden kann. Diese sieht einen Neubau der Oper - oder alternativ des Schauspielhauses - auf dem Gelände der Frankfurter Sparkasse an der Neuen Mainzer Straße 47-51, nördlich des Japan-Centers, vor. Das Schauspiel - oder die Oper - würden am Willy-Brandt-Platz neu gebaut werden. Mit 811 Millionen Euro Investitionskosten schnitt diese Variante bei den ersten Untersuchungen am günstigsten ab. Nicht mit eingerechnet war dabei jedoch der Preis für das Grundstück.
Verhandlungen mit Sparkasse fast abgeschlossen
„Die finalen Verhandlungen [mit der Sparkasse] stehen unmittelbar vor ihrem Abschluss“, hatte Hartwig jüngst auf eine parlamentarische Anfrage des Linken-Fraktionschefs Michael Müller geantwortet. Müller hatte nach dem Verhandlungsstand mit dem Geldinstitut gefragt.
Dezernentin Ina Hartwig: „Wir haben möglicherweise ein Problem“
Hartwig nannte die Verhandlungen, die seit über einem Jahr laufen, „konstruktiv und konkret“. Allerdings habe sich herausgestellt, dass die benachbarte Baustelle sowie deren komplexe baustellenlogistische Situation für das unmittelbar angrenzende Ensemble „Central Business Tower“ an der Ecke Neue Mainzer Straße 57-59 und Junghofstraße 27 „wahrscheinlich terminliche Kompromisse erforderlich“ machen. „Angesichts des desolaten Zustands der Theater-Doppelanlage am Willy-Brandt-Platz und des hohen Handlungsdrucks ist dies möglicherweise ein Problem“, teilte Hartwig weiter mit.
Doch was bedeutet das für die geplante Kulturmeile? Wird nun doch eine andere Standort-Variante bevorzugt? Dazu wollte man sich im Kulturdezernat noch nicht äußern.
Sehr lange Projektlaufzeit: Neubauten erst in zwölf Jahren fertig?
Bereits im Januar 2020 hatten die Stadtverordneten beschlossen, dass die marode Theater-Doppelanlage aus dem Jahr 1963 abgerissen werden soll. Zu unwirtschaftlich und wenig nachhaltig sei eine Sanierung. Schauspiel und Oper sollen lieber einen Neubau bekommen.
Deshalb prüfte die Stabsstelle „Zukunft der Städtischen Bühnen“ daraufhin unter Einbindung externer Fachplaner, Wissenschaftler und Gutachter fünf Varianten auf ihre bauliche Umsetzbarkeit. Neben funktionalen und stadträumlichen Bewertungen möglicher Standorte seien dabei auch energetische, ökologische und ökonomische Aspekte berücksichtigt worden. Ein entsprechender Bericht wurde im November 2021 vorgelegt.
Neben der Kulturmeile wurde auch geprüft, die Oper am Willy-Brandt-Platz neu zu bauen und das Schauspiel schräg gegenüber in den Wallanlagen - Kostenfaktor: 859 Millionen Euro. Diese Variante ist ebenso noch im Rennen wie die Idee, eine neue Theater-Doppelanlage am Willy-Brandt-Platz zu errichten. Das wiederum ist mit 891 Millionen Euro allerdings die teuerste Lösung. Die hohen Kosten entstehen dadurch, dass sowohl Schauspiel als auch Oper eine Interims-Unterbringung bräuchten. Zudem könnten auf dem Areal die Werkstätten und Lager nicht mehr unterkommen. Nicht weiter untersucht wurde hingegen die Möglichkeit, die Oper am Willy-Brandt-Platz zu belassen und das Schauspiel gegenüber der Alten Oper neu zu bauen. Ebenso ad acta gelegt wurde die Überlegung, die Städtischen Bühnen am Osthafen neu zu bauen.
Das Kulturdezernat will noch in diesem Jahr den Architektenwettbewerb für den Neubau der Städtischen Bühnen vorbereiten. Insgesamt wird mit einer Projektlaufzeit von zehn bis zwölf Jahren gerechnet. Die reine Bauzeit wird auf bis zu acht Jahre geschätzt. (Julia Lorenz)