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Der neue Henninger Turm wächst - mit Rundblick für Alle

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Der Neubau des Henninger Turms soll 140 Meter hoch werden.
Der Neubau des Henninger Turms soll 140 Meter hoch werden. © Frank Rumpenhorst

Der Henninger Turm war viele Jahre ein Wahrzeichen Frankfurts und weit über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt. Sein Nachfolger wird mit 140 Metern einer der höchsten Wohntürme Deutschlands. 8200 Tonnen Stahl werden darin verbaut - mehr als im Pariser Eiffelturm.

Von Ira Schaible, dpa

Der neue Henninger Turm ist im Frankfurter Stadtbild schon sichtbar: rund 100 Meter des Luxus-Wohnhochhauses stehen bereits im Rohbau. Bei 140 Metern ist Schluss. Acht Werktage brauchen die Arbeiter für ein Stockwerk, wie Michael Noll vom Bauträger Actris sagt. 40 Geschosse sind es insgesamt. Damit gehört der Wohnturm im Stadtteil Sachsenhausen zu den höchsten in Deutschland. Durch seine leichte Hügellage bringt es die Neuauflage des Wahrzeichens sogar auf 262,64 Meter über Normalnull.

Der alte - 1961 errichtete - Henninger Turm war nur etwa 120 Meter hoch, galt damit aber lange als das höchste Gebäude Frankfurts. Das fensterlose Silo diente der Henninger-Brauerei nebenan einige Jahre als Getreidelager. Das runde Drehrestaurant an der Spitze zog jahrzehntelang Besucher an, bis es 2002 geschlossen wurde. Der Radklassiker «Rund um den Henninger Turm» am 1. Mai machte das Bauwerk weit über die Grenzen Hessens hinaus bekannt.

«Wir haben versucht, die Erinnerung an das Wahrzeichen wach zu halten, dabei aber ein zeitgenössisches Wohnhochhaus zu entwerfen, das deutlich macht, dass der Turm eben kein Getreidesilo mehr ist», sagt Claudia Meixner vom Frankfurter Architektenbüro Meixner Schlüter Wendt. «Der neue Henninger Turm ist lebendige Geschichte», hatte es Actris-Geschäftsführer Daniel Hopp bei der Grundsteinlegung vor gut einem Jahr formuliert. «Er interpretiert die Industriearchitektur der 60er Jahre in zeitgemäßer Weise.»

Architekt Florian Schlüter beschreibt den neuen Turm so: «Wir haben die charakteristische Schaftsilhouette des Gebäudes herausgearbeitet, und auch den asymmetrisch aus der Mitte gerückten «Kopf» erhalten, der vom Sachsenhäuser Berg auf Frankfurt hinabschaut.» In diesem siebenstöckigen runden kreiszylindrigen «Kopf» - der an das alte Fass erinnert - wird es wieder ein Restaurant mit Rundumblick über die Stadt und auf die Skyline geben.

Anders als das Ausflugslokal im früheren Silo dreht sich das neue Restaurant nicht. Dafür ist im 38. Stock eine Aussichtsplattform vorgesehen und Außengastronomie möglich. Welcher Gastronom einsteigt, verrät Noll noch nicht. Nur so viel: Als Kontrapunkt zu einem neuen, modernen Brauhaus im Sockelgebäude am Fuß des Turms, soll im 38. und 39. Stock gehobene Gastronomie einziehen. Darüber - im 40. Stock - ist nur noch Technik. Durch einen separaten Eingang kommen Besucher mit einem eigenen Aufzug in den öffentlichen Teil.

Die insgesamt rund 210 Wohnungen sollen Ende 2016 bezugsfertig sein, etwa 60 seien noch nicht verkauft, sagt Noll. Jede hat einen Wintergarten und einen Balkon - in den geraden Stockwerken Einzelbalkone, in den ungeraden laufen die Balkone um. «So sieht die Fassade von außen gestreckt aus: zwei Stockwerke wie eins», erklärt Noll. Von «differenzierten Wohnlandschaften mit komplexen Loggien und Terrassenbereichen, die die sinnliche Erfahrung dieses besonderen, exponierten Wohnens mit der Stadtlandschaft» erfahrbar machen, sprechen die Architekten. Durchschnittlich 6500 Euro kostet ein Quadratmeter. Dabei gilt: Je höher, desto teurer.

Besondere Schmuckstücke sind die vier Wohnungen im 34. bis 37. Stock, also im siebenstöckigen Aufsatz. Sie ziehen sich jeweils über 300 Quadratmeter und damit eine ganze Etage. Zwei sind noch zu haben, zu Preisen von mehr als 10 000 Euro pro Quadratmeter.

In einem Sockelgebäude neben dem Turm kommen das Brauhaus - in Anlehnung an die Henninger-Brauerei - ein Discounter, ein Supermarkt und eine Drogerie unter. Wer in die anderen - bis zu fünf - kleineren Läden zieht, stehe noch nicht fest, sagt Noll. Sicher ist dagegen schon der Betreiber des Fitnessstudios («Elements») mit beheizbaren Whirlpool auf dem Dach. Eine der beiden Einfahrten in die Turm-Tiefgarage ist nur für die Bewohner, denen auch rund um die Uhr ein Concierge zur Seite steht. 410 Stellplätze sind im öffentlichen Parkhaus vorgesehen.

Der Henninger Turm ist zwar ein Solitär, steht aber nicht ganz allein. «Auf dem früheren Brauereigelände entsteht zusätzlicher Wohnraum», betont Planungsdezernent Olaf Cunitz (Grüne). Bis zu 800 Wohnungen sollen in den «Stadtgärten» gebaut werden - viele mit begrünten Dächern. Die ersten Häuser wachsen schon, bis spätestens 2020 sollen alle fertig sein, wie Noll sagt. Dazu kommt ein Boulevard mit Grünanlagen. Rund 4500 Euro pro Quadratmeter kosten die Wohnungen im Schnitt.

Was aus der Villa Henninger wird - in der der ehemalige Brauerei-Inhaber, Bruno H. Schubert (1919-2010), Wohnrecht auf Lebenszeit hatte - steht dagegen noch in den Sternen. Zunächst dient das schmucke Gebäude der Präsentation des Projekts.

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