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Niedliche Katzen im Konsum-Alptraum

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Dass aus Schulabbrechern durchaus „etwas“ werden kann, dafür ist Brenda Lien der lebende Beweis. „Mit 17 brach ich nach der elften Klasse das Abitur ab und bewarb

Dass aus Schulabbrechern durchaus „etwas“ werden kann, dafür ist Brenda Lien der lebende Beweis. „Mit 17 brach ich nach der elften Klasse das Abitur ab und bewarb mich an Kunsthochschulen“, erinnert sich die junge Frau, die 1995 das Licht der Welt erblickte. Sie wurde angenommen und begann ihr Studium an der Offenbacher Hochschule für Gestaltung (HfG).

Nun war die mehrfache Preisträgerin von Film- und Musikwettbewerben bei der jüngsten Berlinale gleich mit zwei Beiträgen vertreten: mit „Call of Beauty“ (Ruf der Schönheit) und „Call of Cuteness“ (Ruf der Niedlichkeit). Es sind zwei Teile einer Trilogie, die sie über verschiedene Internetvideo-Formate plant. „Call of Cuteness“ lief sogar im offiziellen Kurzfilmwettbewerb „Berlinale Shorts“. Es ist auch der Film, der heute beim Lichter Filmfest um 22 Uhr im Mousonturm zu sehen ist.

Der dritte Teil der Trilogie heißt „Call of Comfort“ (Ruf der Bequemlichkeit), wird erst in diesem Jahr produziert und handelt von Entspannungsvideos im Internet. Liens will mit ihren doppelbödigen Filmen zeigen, dass Werbung immer mehr den Stellenwert von Unterhaltung einnimmt.

Bewusst hat die 21-Jährige ihre Filmtitel an das klischeehafte Männerbild von „Call of Duty“, die militärische Pflicht, angelehnt. Mit dem Streifen „Call of Beauty“ gewann sie unter anderem auf der „Visionale 16“ den Frankfurter Filmpreis in der Kategorie „Young Professionals“.

Trotz aller Erfolge bekennt die Filmschaffende ganz offen: „Kunst und Film waren während meiner Schulzeit eher mein ,zweites Hobby‘“. Doch irgendwann sei ihr dann klar geworden: „Ich will Filmemacherin werden.“ Nur so könne sie alle ihre Interessen vereinen. Und das sind nicht gerade wenige.

Die Liste der Dinge, für die sie sich begeistert, ist lang; reicht vom Geschichten erzählen übers visuelle Gestalten und „mich politisch äußern“ bis zum Musikmachen. Kein Wunder, dass die junge Frau, die als Autorenfilmerin und Komponistin für Filmmusik ihre Brötchen verdient, zuvor sechs Jahre lang am Frankfurter Dr. Hochs Konservatorium Klavier-, Geigen- und Bratschenunterricht nahm und an mehreren Orchesterprojekten mitwirkte.

Ihre Motivation, den animierten Katzenfilm „Call of Cuteness“ zu drehen, beschreibt sie so: „Während wir gesund und munter die neueste Katzen-Fail-Compilation anschauen, holt uns alles, was außerhalb unseres Sichtfelds gehalten wird, in diesem konsumistischen Alptraum wieder ein.“

„Call of Cuteness“ kam in Berlin beim Publikum und bei der Presse gut an. Brenda Lien sagt: „Ich glaube, am Ende gewinnt der Film wegen seiner Protagonistinnen, den Katzen, die meiste Aufmerksamkeit. Dann kommt der Schockmoment, den niemand erwartet. Der Film regt auf jeden Fall zu Diskussionen an.“

Bereits im Jahr 2016 war Lien beim Lichter Filmfest vertreten, mit „Der gekerbte Raum aus Stein gegen ein Ideal aus Glas“. „Call of Beauty“ erhielt übrigens kürzlich das Prädikat „Besonders wertvoll“ der Deutschen Film und Medienbewertung. Begründung: Es sei ein „glänzend gemachter Film“, der ein Phänomen unserer Zeit genau beschreibe und entlarve.

(fho)

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