Es geht kein Flug nach Nirgendwo: Passagiere stranden am Flughafen Frankfurt

Einige Passagiere am Flughafen Frankfurt werden von dem bundesweiten Warnstreik am Montag und den Umständen böse überrascht.
Frankfurt – Der Flughafen Frankfurt war so still wie selten. Einige Journalisten waren am Montag (27. März) in der Halle A des Terminals 1, einige Arbeitnehmer, die nicht streikten – meist Angestellte von Fluggesellschaften, vereinzelt auch Reisende. Mit Koffern. Gestrandet in Frankfurt. So wie Todd Roehl, Lehrer der Clinton High School in Wisconsin. Mit 36 Deutsch-Schülern war er auf Deutschland-Tour. „Berlin, Dresden, Salzburg, München, es war sehr schön“, sagt er. Das Unglück begann am Sonntag (26. März) in München. „Eigentlich hätten wir dort abfliegen sollen. Wegen des Streiks dort am Sonntag sind wir mit dem Zug nach Frankfurt gefahren – und hier voll in den großen Streik gekommen.“
Amerikanische Schüler wegen Warnstreiks auf dem Frankfurter Flughafen gestrandet
Es geht nicht vor und nicht zurück für die Klasse. „Wir werden wohl im Hotel übernachten und erst am Dienstag (28. März) fliegen können“, vermutet er gegen Mittag. Seine Schüler stehen verloren zwischen ihren Koffern – diese Seite Deutschlands haben sie nicht erwartet kennenzulernen.
Die Streiks werden groß und größer. Immerhin haben Verdi und die Eisenbahnergewerkschaft ihre Ausstände auf einen Tag gelegt, sodass das Land nicht an zwei Tagen lahmgelegt wird. Die Gewerkschaft Verdi hatte für Montag (27. März) an fast allen deutschen Verkehrsflughäfen zu einem ganztägigen Warnstreik aufgerufen. Der Flughafenverband ADV ging zuletzt von rund 380.000 Geschäfts- und Privatreisenden aus, die ihren Flug nicht antreten können.
Auf dem Frankfurter Flughafen fänden keine Passagierflüge statt, sagte ein Sprecher des Betreibers Fraport. Dort waren ursprünglich etwa 1170 Starts und Landungen mit insgesamt rund 160.000 Passagieren geplant gewesen. Am Montag (27. März) habe es dann nur noch „ganz begrenzt“ Verbindungen im oberen einstelligen Bereich wie medizinische Notflüge oder Flüge für Hilfsgüter gegeben.
Am Telefon wurde der Flug ab dem Flughafen Frankfurt noch bestätigt
Nicht alle Reisenden jedoch haben eine Absage bekommen. Jedenfalls nicht rechtzeitig. „Wir schauen, was wir machen“, sagt etwa Abram aus Bielefeld. Seine Frau Lilli wollte er mit dem Urlaub überraschen. „Es hieß noch beim zweimaligen telefonischen Nachfragen, dass der Flug nach Ägypten starten würde. Deswegen sind wir hergekommen.“ Jetzt sind sie „etwas ratlos“. Abram sucht per Laptop nach einem Ersatzflug. „Ob wir Schadenersatz bekommen? Die Absage der Fluggesellschaft ist immer noch nicht da.“
Ina Lowin indes wusste, was sie erwartet, ist trotzdem zum Frankfurter Flughafen gekommen. „Ich war in Deutschland auf Urlaub, und ich musste den Mietwagen heute abgeben. Sonst hätte es noch 200 Euro extra gekostet“, sagt die Deutsch-Kanadierin. „Ich muss zurück nach Calgary. Ein Bekannter holt mich jetzt ab, ich übernachte im Hotel.“ Der Flug am nächsten Tag sei bereits gebucht.
Kein Flug vom Flughafen Frankfurt in den Urlaub, kein Zug zurück nach Hause
Wieder anders verhält es sich für das Bamberger Ehepaar Mario und Simone. Die beiden sitzen, wie einige andere Gestrandete, auf Sesseln vor einem Bistro. Auf manchen Sesselreihen liegen auch Fluggäste und schlafen. Simone berichtet: „Wir wollen nach Kenia. Wir waren schon oft da und haben immer im Flugzeug den Visumsantrag ausgefüllt.“
Was sie nicht wussten: Kenia hat seitdem die Einreisebestimmungen geändert. Das Visum kann man nur noch online beantragen. „So konnten wir nicht mitfliegen“, berichtet Simone. „Unser Flug geht jetzt am Dienstag.“ Sie müssen sich für eine weitere Nacht ein Hotelzimmer buchen. Denn es fährt kein Zug nach Bamberg.
Die Folgen des Ausstands dürften auch nach Streikende noch spürbar sein, erwartet die Fraport. Es sei möglich, dass es am Dienstag (28. März) zu längeren Wartezeiten komme, sagte der Sprecher. Passagiere sollten sich auf eventuelle Verzögerungen im Betriebsablauf einstellen, frühzeitig den Status ihres Fluges checken und genug Zeit einplanen. (Thomas J. Schmidt)