Noch immer fahren in Frankfurt viele Radler ohne Helm

Polizei und ADAC raten ausdrücklich zum Tragen des Kopfschutzes
Der subjektive Eindruck deckt sich mit den Erhebungen der Bundesanstalt für Straßenwesen: Nur etwa ein Drittel der Fahrradfahrer ist mit Helm unterwegs. Die Zahl derer, die mit Helm fahren, ist zwar von 26,2 auf 31,7 Prozent gestiegen, aber „es gibt noch Luft nach oben“, meint der ADAC Hessen. Die Frankfurter fahren mehr Rad, laut einer allgemeinen Verkehrsermittlung sind 53 Prozent der Mainstädter regelmäßig mit dem Rad unterwegs, so das Frankfurter Straßenverkehrsamt. Wie hoch die Bereitschaft der Frankfurter ist, einen Helm zu tragen, lässt sich aber nicht benennen. Da es für Zweiräder, die langsamer als 45 Kilometer pro Stunde fahren, keine Helmpflicht gibt, führt die Polizei Frankfurt dazu auch keine Statistik.
Erfasst ist aber die Zahl der Fahrradunfälle: 2021 wurden in Frankfurt laut Polizei 1003 Unfälle verzeichnet, an denen Radfahrer beteiligt waren. Ein Mensch wurde bei einem Fahrradunfall getötet. Auch 2020 starb ein Radfahrer im Frankfurter Stadtverkehr, 2019 gab es sogar drei Tote, 2018 fünf und 2017 zwei Tote. Ob die Getöteten noch leben könnten, hätten sie einen Helm getragen, kann man nur mutmaßen. Die Polizei Frankfurt erhebt in ihren Daten lediglich, ob Unfallbeteiligte unverletzt, leicht oder schwer verletzt sind und damit stationär in einer Klinik aufgenommen werden müssen - oder ob Beteiligte bei einem Unfall getötet wurden. Und auch die genauen Verletzungsbilder werden nicht explizit erfasst - eben weil es keine Helmpflicht gibt.
Schützt effektiv vor Kopfverletzungen
Polizei wie auch ADAC raten aber ausdrücklich zum Tragen des Helms. In präventiven Bürgergesprächen und an Informationsständen versucht die Polizei zu sensibilisieren. Der ADAC hebt stetig die Vorteile des Helmtragens hervor: „Verletzungen bei Unfällen mit Fahrrädern und Pedelecs sind ohne Helm nahezu immer schwerwiegender bis deutlich schwerwiegender. Die ADAC-Unfallforschung belegt, dass ein Helm bei einem Sturz effektiv vor vielen Kopfverletzungen schützen kann.“
Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) Frankfurt ist zurückhaltender: „Wir haben da eine neutrale Position.“ Jede Person solle laut einer ADFC-Sprecherin für sich selbst entscheiden, wie sie das Risiko eines Unfalls mit Kopfverletzung und den Sinn eines Helms einschätzt. Für den ADFC Frankfurt spiele die Frage nach einer besseren Fahrradinfrastruktur und einer umsichtigen und vorausschauenden Fahrweise aller Verkehrsteilnehmer eine viel wichtigere Rolle als die Frage nach dem Tragen eines Fahrradhelms.
Die immer wieder aufkeimende Diskussion um eine Helmpflicht ist komplex. Eine Pflicht könne eher dazu führen, dass weniger Menschen das Fahrrad nutzen - fürchten nicht nur ADAC und ADFC. Als Argumente gegen eine Helmpflicht nennt der ADAC auch, dass ein Schutzhelm dazu verleiten könne, unvorsichtiger zu fahren, weil man sich sicherer fühle. Durchsetzen und kontrollieren könne man eine solche Pflicht ohnehin kaum. Und: „Eine gesetzliche Verankerung hätte zur Konsequenz, dass ein Verunglückter, der keinen Helm getragen hat, geringere Ansprüche bei den Versicherungsleistungen geltend machen kann.“
Bleibt also nur der Appell an die eigene Vernunft, die erfahrungsgemäß bei denen eher steigt, die bereits schlechte Erfahrungen gemacht haben. Die häufigsten Gründe für Fahrradunfälle sind laut ADAC und Polizei Frankfurt Alkohol am Fahrradlenker, das Fahren mit Kopfhörern, das Fahren auf der falschen Fahrbahnseite und bei Dämmerung ohne Licht - und der Umstand, dass Radler vergessen, deutliche Handzeichen zum Abbiegen zu geben.
Bei Unfällen sind die häufigsten Verletzungen Prellungen und Schürfungen, vor allem an Armen und Schultergelenken, weil Stürzende versuchen, sich abzufangen; Schlüsselbeinbrüche, Handgelenkbrüche, Schultergelenk- und Rippenbrüche. Klar, da hätte ein Fahrradhelm den Schaden nicht mindern können, umgekehrt gibt es keinerlei Belege dafür, dass das Tragen eines Helms den Grad der Verletzungen verschlimmert. Aber vielen ist der Helm lästig. Nur bei den Kindern im Alter von sechs bis zehn Jahren - und das sei laut ADAC erfreulich - tragen inzwischen fast 80 Prozent während des Radelns einen Helm - weil ihre Eltern ihnen keine Wahl lassen.
Am höchsten ist die Zahl der Helmmuffel bei den 17- bis 21-Jährigen. Sie fühlen sich von Helmen gestört, wollen keinen Helm mitschleppen, finden Helme hässlich und uncool und wollen lieber den Wind in den Haaren spüren, wenn sie durch die Stadt rollen - erst recht jetzt, an den warmen Tagen, an denen man unter einem Helm ins Schwitzen kommt.