Norbert Biba erinnert mit einer Bank an Apartheid und Judenverfolgung

Apartheit, Judenverfolgung und Diskriminierung jeder Art lassen den Frankfurter Autoglaser Norbert Biba so sehr schaudern, dass er mit symbolischer Kunst dagegen ankämpft. Das macht er mit einer Bank auf Wanderschaft über die man reden sollte – aber nicht drauf sitzen.
Norbert Biba steht nicht gern im Mittelpunkt. Er möchte aber Aufmerksamkeit erregen. Mit einer Bank. Einer Bank, die wandert, einer Bank, die polarisiert. Sie soll Zeichen setzen gegen Ausgrenzung, erinnern an Apartheit und Judenverfolgung. Auf blauen Metallfüßen ist eine Seite der Sitzfläche strahlend weiß gestrichen, die andere Seite dunkelbraun. Eine der Holzstreben ist abgebrochen und splittert. Auf der „feinen“ Seite steht auf Französisch „nur für Schweizer“, auf der „dunklen“ Seite eine Plakette mit der Aufschrift „für den Rest Europas“. Der 59-Jährige verweist damit auf die Schweizer Volksabstimmung im Jahr 2013 für ein verschärftes Asylrecht. Auf der Sitzfläche liegt ein Schwarzweißfoto mit der Aufschrift „nur für Juden“.
Idee aus Südafrika
„Ausgrenzung und Diskriminierung waren und sind allgegenwärtig“, sagt der Autoglaser aus Bornheim, der früher selbständig im Finanzdienstleistungssektor gearbeitet hat. „Vor zwölf Jahren bin ich mit Autoglas seriös geworden“, meint er lachend. Kunst hat ihn immer fasziniert. 2006 kam ihm die Idee mit der Bank, als er im Apartheid-Museum in Johannesburg eine Sonderausstellung des irischen Künstlers Prof. Philipp Napier aufbaute. Vor dem Museum standen Bänke mit dem Hinweis „nur für Europäer“. Napier startete 2008 in Belfast mit einer Bank, Biba 2013 in Zusammenarbeit mit einer Kunstklasse der Heinrich-Kleyer-Schule im Nordend.
Die Bank machte daraufhin Station auf der Braubachstraße, der Berger Straße und auf der Frankfurter Straße in Offenbach. Sie stand vor kleinen Läden und wurde abends reingetragen. „Das muss sein, jemand hat sich mal auf der Bank übergeben“, sagt Biba. Gezeigt wurde sie aber auch bei der Documenta in Kassel und der Frankfurter Buchmesse. Dort hat sie Schriftsteller und Drehbuchautor Peter Zingler (73) entdeckt.
Zinglers Großvater war Jude. Er selbst kennt Ausgrenzung seit seiner Geburt. Zur Adoption wegen seines jüdischen Nachnamens freigegeben, landete er im Kinderheim, wurde später Gangster, verbrachte zwölf Jahre seines Lebens wegen Einbruchs in mehreren Ländern im Gefängnis. „Auf Jamaika lernt man Ausgrenzung andersrum kennen, wenn man dort als Weißer ohne Geld lebt“, erinnert er sich. Dorthin war er geflüchtet, um der Justiz zu entkommen. Die Erinnerung der Jamaikaner an die Versklavung ihrer Vorfahren mache sie bis heute aggressiv gegen Weiße.
Auch Zingler hat „Diskriminierungsbänke“ in Südafrika gesehen und in Deutschland gegen Juden. Heute gebe es immer noch Ausgrenzung – ob gegen Flüchtlinge, Obdachlose oder sozial Schwache. „Die Idee von Norbert Biba mit der Bank ist ein wichtiges Symbol, das man überall zeigen kann und muss. Gerade heutzutage“, sagt der Autor, der gerade an einem Kinofilm über Frankfurt arbeitet. „Da geht es um Banker und auch um die Obdachlosenmorde von 2012“, verrät er und weist auch hier auf Ausgrenzung hin. „Es gibt sie immer und überall. Das sollte so nicht sein.“
Menschen bleiben stehen
Bibas Bank rüttelt auf. Menschen bleiben stehen, halten inne. Zum Sitzen ist sie nicht gedacht. „Diskutieren ist wichtig, Nachdenken ist wichtig. Ob das Kunst ist, muss jeder selbst entscheiden“, sagt Biba bescheiden. Auch er fühle sich manchmal ausgegrenzt. „Wenn ich unter hauptberuflichen Künstlern bin, werde ich als Autoglaser belächelt. Wenn die Bank Aggressionen auslöst, oder Betrachter so ignorant sind, dass sie ihre Räder an der Bank anlehnen, oder Passanten kurz vor dem Vandalismus stehen, komme ich mir vor, als ginge das Verhalten gegen mich persönlich. Das tut weh.“
Die Bank wandert trotzdem weiter. Vergangene Woche stand sie bei der Nacht der Lichter in Babenhausen. Weiter geht es nun nach Kassel und im März 2018 zur Buchmesse in Leipzig.