Norgall-Preis für eine Hüttenbauerin

International Women’s Club verleiht Auszeichnung in Frankfurt
Dass die Verleihung des Elisabeth Norgall-Preises gestern, am Weltfrauentag, über die Bühne gegangen ist, sei Zufall, sagte Charlotte Weitbrecht , die Präsidentin des International Women’s Club (IWC), der diese Auszeichnung seit 1978 vergibt. Was das Norgall-Award-Committee bestehend aus Catalina Szegöffy , Dr. Hannelore Daubert , Béatrice Portos , A nna-Maria Eiden sowie Yun Kruse und Bettina Harrer-Zschocke , nicht dem Zufall überließ, war die Wahl, wer den Preis erhielt. Er ging an Maria Cristina Latorre Darquea von der „Fondación Raiz-Ecuador - Project Caemba (was für Emergency Bamboo Houses, also Notbambushütten, steht). Der Preis versteht sich als Würdigung ihres Einsatzes für das Projekt Caemba.
„Mit ihrem Engagement in der Fondación leistete sie eine außergewöhnliche Arbeit, um denjenigen zu helfen, die inmitten einer Erdbebenkatastrophe obdachlos geworden waren“, so die Präsidentin. „Dabei stellte sie zu ihrer Überraschung fest, dass die meisten von dieser Katastrophe Betroffenen Frauen waren. Vor allem alleinstehende Mütter“, sagte Weitbrecht in der Villa Bonn, wo Vizepräsidentin Catalina Szegöffy den Preis übergab.
Zur Erinnerung: Im April 2016 bebte an der ecuadorianischen Pazifikküste die Erde. Das Beben machte Tausende von Bauernfamilien obdachlos. Maria Christina Latorre Darquea und ihr Mann sowie ihre Freunde halfen sofort. Schnell hatten sie herausgefunden, dass sie das am besten taten, in dem sie preiswerte Unterkünfte bauten. Im Laufe der Zeit, wurde ihnen aber auch klar, dass die Frauen nicht nur ein Dach über dem Kopf brauchen, sondern dass sie wegen ihrer mangelnden Bildung nicht in der Lage waren, sich selbst zu versorgen. Es galt also, ihnen zu helfen, einen Beruf zu erlernen, damit sie sich wirtschaftlich unabhängig machen und ihre Kinder großziehen konnten. Diesen Einsatz zeichneten die IWC-Mitglieder jetzt aus.
„Und vor allen Dingen erhält sie den Preis dafür, weil sie Hilfe zur Selbsthilfe geleistet hat“, betonte die Präsidentin. Der Vorschlag, die nun Ausgezeichnete zu nominieren, kam aus Ecuador. Bekannte eines IWC-Mitglieds mit ecuadorianischen Wurzeln hatten über sie berichtet. Insgesamt gingen sechs Vorschläge ein.
Für Maria Cristina Labore Darquea ist dies der zweite Besuch in Deutschland. Der erste liegt schon fast 40 Jahre zurück. „Das war 1985“, erinnert sich die 57-Jährige, die in Washington, D.C., geboren wurde. Mitte der 80er kam sie für eine Ausbildung nach Deutschland und war anschließend 26 Jahre lang in der Tourismusbranche tätig. Nach der Preisverleihung ging’s nach Köln. Dort sei sie damals auch gewesen. Die Mutter von drei Kindern gönnt sich einen gut zweiwöchigen Urlaub, ist mit ihrer Schwester Maria Fernanda Latorre hier, die eigens aus Indien anreiste. Gemeinsam fahren sie durch Europa.“ Sobald ich wieder in Ecuador bin, werde ich anfangen, weitere Häuser zu bauen“, kündigte Maria Christina Latorre Darquea an, die auch schon Großmutter ist. Der Preis ist mit 6000 Euro dotiert. Einen Teil des Geldes will die Preisträgerin spenden. Auch über einen Yoga-Workshop für die Frauen, die ihr helfen, denkt sie nach. „Das Geld ist ausschließlich für sie gedacht. Sie kann es verwende, wie sie will““, sagt Charlotte Weiderecht.