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Notfall-Einsatz im Klassenzimmer

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Zoe Carbajal Peleteiro, Lehrer Hajo Trefz und Enrique Brockmann hoffen, dass sich der Sanitätsdienst langfristig etabliert.
Zoe Carbajal Peleteiro, Lehrer Hajo Trefz und Enrique Brockmann hoffen, dass sich der Sanitätsdienst langfristig etabliert. © Michael Faust

An etlichen Frankfurter Schulen gibt es bereits seit Jahren Schulsanitäter. Nun haben auch die Malteser ihr erstes Projekt auf den Weg gebracht. An der Deutschherrenschule sind 15 Schüler seit 100 Tagen im Einsatz und haben jetzt ein erstes Resümee gezogen.

Ein gebrochenes Handgelenk im Sportunterricht, eine blutige Nase auf dem Schulhof oder ein Asthmaanfall im Klassenzimmer: Auch in der Schule kommt es immer wieder zu Notfällen. Um die ordentlich zu versorgen, sind an der Deutschherrenschule seit dem Frühjahr Schulsanitäter im Einsatz. Bei ihrer Urkundenverleihung erzählten sie von ihrer Ausbildung bei den Maltesern und den ersten Erfahrungen im Dienst.

Erste Notfälle

Eine Gruppe von 15 Schülern ist es, die gerade mit stolzem Grinsen ihre Urkunden entgegengenommen und nun in einem Stuhlkreis Platz genommen haben, um Erfahrungen auszutauschen und den Gästen von den ersten Einsätzen auf dem Schulhof und in den Klassenzimmern zu berichten. So erzählt etwa der 14-jährige Enrique Brockmann von einer Situation, in der ein Junge aus der Mittelstufe nach der Pause gegen eine Tür gelaufen war. Enrique war in der Nähe, holte kurzentschlossen seine Sanitäter-Tasche, stillte Nasenbluten und klebte ein Pflaster auf die blutige Wunde an der Stirn. Das Wichtigste an seiner neuen Aufgabe ist für Deutschherrenschüler, Spaß daran zu haben, anderen zu helfen.

Denn ob man nun gerade im Dienst ist oder nicht, ist als Schulsanitäter erstmal nebensächlich, erklärt Enrique. Zwar sind für Notfälle im Dienstpan zwei Schüler fest eingeteilt, die dann über Handy aus dem Unterricht geklingelt werden können, aber auch alle anderen Schulsanitäter gehen mit wachen Augen durch die Gänge und helfen immer dort, wo Hilfe benötigt wird. Die 15-jährige Zoe Carbajal Peleteiro hatte sogar bereits einen Notfall im eigenen Klassenzimmer zu versorgen: „Ein Mitschüler hatte einen allergischen Schock, den wir so gut es ging, versorgt haben.“

Versorgen heißt in diesem Fall vor allem psychischen Beistand leisten, denn Medikamente geben dürfen die Ersthelfer aus versicherungstechnischen Gründen keine. „Selbst wenn er seine eigenen Allergiemedikamente dabei gehabt hätte, müsste sich der Patient das Mittel selbst spritzen.“ Zoe und ihre Mitstreiter dürfen dabei nur unterstützen. Doch selbst diese Art zu helfen gibt den meisten von ihnen schon ein gutes Gefühl. Denn im Alltag können sie nun anwenden, was sie an drei Wochenenden bei den Maltesern gelernt haben.

Lehrer spielt Patient

Auch der Mathematik- und Politikwissenschaftslehrer Hajo Trefz, der gemeinsam mit einer Kollegin die Gruppe betreut, hat mit den Jugendlichen am Kurs teilgenommen und bei etlichen Rollenspielen den Patienten gespielt. „Ich war erstaunt, wie gut aufgehoben ich mich von Anfang an bei den Schülern gefühlt habe“, sagte Trefz, der zu Übungszwecken unter anderem auch einen Herzinfarktpatienten spielen musste. „Die Schüler haben schnell erkannt, was los war, und genau richtig reagiert.“ Auch Schulleiterin Nike Jaschinski ist besonders stolz darauf, dass an ihrer Schule das Pilotprojekt der Malteser so erfolgreich angelaufen ist. „Für uns ist es nicht nur extrem praktisch, so engagierte Schüler zu haben, die uns bei Notfällen so tatkräftig unterstützen können. Das soziale Verhalten an der Schule hat durch das Projekt auch gewonnen“, sagt sie. Die Deutschherrenschule wird damit sicher nicht die letzte Schule bleiben, in der der Schulsanitätsdienst das blaue T-Shirt mit Malteserlogo trägt. Denn andere Organisationen, etwa das Deutsche Rote Kreuz, haben bereits seit vielen Jahren Schüler dafür ausgebildet.

Auch die beiden Schüler und Ersthelfer Zoe und Enrique freuen sich über Zuwachs im nächsten Jahrgang, denn für Zoe heißt es in der zehnten Klasse dann schon bald, die Schule zu verlassen. „Es wäre schön, wenn die Schulsanitäter auch langfristig an der Deutschherrenschule aktiv wären und unsere nun begonnene Tradition weiterführen“, finden die Schüler. Enrique selbst hat bereits so stark Gefallen gefunden am Helfen, dass er am liebsten selbst Arzt werden würde. Zoe will nach ihrem Abschluss lieber ins Eventmanagement. Aber den Sanitätsdienst will sie trotzdem nicht missen. „Es ist ein gutes Gefühl, zu wissen, was man im Notfall tun muss.“

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