Nur eine bunte Zwischenlösung: Zukunft der Bethmannhöfe in Frankfurt ungewiss

Massif Central nennt sich der Kreativraum für Künstler, Organisationen und Ateliers, der in der ehemaligen Bethmannbank untergekommen ist. Vermutlich für fünf Jahre.
Frankfurt - Erst vor einigen Tagen wurde die Eröffnung der Lokalität Massif Central in den Räumlichkeiten der historischen Bethmannbank groß gefeiert. Doch seit Ortsvorsteher Michael Weber (CDU) als Jurymitglied den Ortsbeirat 1 (Altstadt, Bahnhofsviertel, Europaviertel, Gallus, Gutleutviertel) über einen noch laufenden Architektenwettbewerb informierte, ist klar, dass es sich hier nur um eine vorübergehende Zwischennutzung handeln kann - vor Ort ist von etwa fünf Jahren die Rede.
Bethmannhöfe in Frankfurt: Große Teile im Krieg zerstört
Denn die Bank verfolgt für das Ensemble des ehemaligen Baseler Hofes offenbar umfassende Neubaupläne für eine eigene Nutzung. Da die dreiflügelige Anlage nach dem Krieg nur in eher vereinfachter Form wiederaufgebaut werden konnte, stellt sich die Frage nach dem Denkmalschutz: Sind nur einige Gebäudeteile wie Mauern, Türen, Keller, das Portal mit dem Namensschriftzug, die Gedenkplakette für Martin Luther und den vorherigen Gasthof zum Strauß sowie das zugehörige Wandgemälde mit dem gleichnamigen Vogel zu erhalten? Oder handelt es sich beim gesamten Gebäude um ein Kulturdenkmal?
Von letzterem geht Alexander Mitsch aus, Architekt und Sprecher der Grünen im Ortsbeirat 1: Er konnte erfolgreich ein Auskunftsersuchen einbringen, das an den Magistrat mit der Aufforderung verabschiedet wurde, den Ortsbeirat über die Pläne für den Bethmannhof zu informieren und über den aktuellen Sachstand zu den Planungen des Neubaus, zum Architektenwettbewerb und zum Umfang der beabsichtigten Maßnahmen sowie zum Grundstückseigentümer, Bauherr und Investor zu berichten.
Dabei soll auch die Frage geklärt werden, ob der Magistrat auf den Bauherrn einwirken wird mit dem Ziel, das Grundstück selbst zu erwerben, um das Bestandsgebäude zu modernisieren und einer gemeinnützigen oder städtischen Nutzung zuzuführen oder aber im Fall eines Abbruchs und einer Neuplanung darauf hinzuwirken, alle denkmalgeschützten Bauteile zu erhalten und an gleicher Stelle wiederaufzubauen.
Frankfurt: „Im Sinne der Nachhaltigkeit wichtig, Bausubstanz zu erhalten“
Außerdem soll der Magistrat auch darüber informieren, ob er über eine Satzung zum Ensembleschutz rund um den Römer und den Bethmannhof nachdenkt, um auch im Fall von Neubauten Kubatur, Größe und Baumasse sowie den Wohnungsbestand im Dreieck Blauhandgasse, Münzgasse und Bethmannstraße zu erhalten.
„Der Bethmannhof ist ein Gebäude mit großer geschichtlicher Bedeutung für Frankfurt, da dort 1762 die Familie Bethmann einzog, die das Bankhaus dort jahrhundertelang betrieb“, betont Mitsch in der Begründung seines Antrags. Trotz erheblicher kriegsbedingter Zerstörung wurde der Komplex 1948 wieder aufgebaut und sollte entsprechend geschützt sein.
„Nach meinen bisherigen Informationen vom Landesdenkmalamt handelt es sich hierbei um ein Kulturdenkmal“, sagte Mitsch. Möglicherweise sei die Bauaufsicht von anderen Voraussetzungen für den Architektenwettbewerb ausgegangen.
„Aber auch im Sinne der Nachhaltigkeit ist es wichtig, Bausubstanz zu erhalten“, erklärte Mitsch weiter mit Verweis auf die Graue Energie, die beim vollständigen Abbruch gut erhaltener Bausubstanz anfalle.
Bethmannbank: Neubau wird größer und höher
Ortsvorsteher Weber ließ durchblicken, der geplante Neubau werde zwar größer und etwas höher als die bisherige Bethmannbank, werde aber die Traufhöhe der umliegenden Häuser in der Buchgasse berücksichtigen. Die denkmalgeschützten Teile würden selbstverständlich erhalten und so in den Neubau integriert, dass der Gesamteindruck einer mehrflügeligen Hofanlage gewahrt bleibe - je nach Entwurf mal mehr, mal weniger modern. Doch in der jetzigen Gestalt sei das Ensemble als zeitgemäßes Bankhaus nicht zu modernisieren. Zu weiteren Details dürfe er im noch laufenden Wettbewerb keine Auskunft geben.

Auch die Bethmann Bank hält sich nach Rücksprache mit der Bethmann Liegenschafts KG vorerst bedeckt. „Wir sind sehr glücklich, mit der Kreativorganisation Massif Central Frankfurt eine für alle Parteien wertvolle Zwischenvermietungslösung gefunden zu haben“, betont Kerstin Switala, Sprecherin der Bethmann Bank. Zu weiteren Überlegungen und Planungen und der damit verbundenen Dauer des Mietverhältnisses möchte jedoch weder die Bank Auskunft geben noch der Pächter des Massif Central Florian Jöckel. (Gernot Gottwals)
Das frühere Friedhofswärterhäuschen am Waldfriedhof mit der Adresse „Burgenlandweg 10“ steht weiterhin leer. Sehr zum Ärger der Oberräder und des Ortsbeirats 5.