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OB-Wahl in Frankfurt: Der einzige Kandidat, der seine Wähler zur Wahlurne fährt

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Von: Sebastian Richter

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Der Bahnbabo will Oberbürgermeister in Frankfurt werden.
Der Bahnbabo will Oberbürgermeister in Frankfurt werden. © Boris Roessler/dpa

Social-Media-Star, Bodybuilder, Straßenbahnfahrer – und bald vielleicht der neue Oberbürgermeister? Kandidat Peter Wirth alias „Bahnbabo“ hat große Pläne für Frankfurt.

Frankfurt – Der Termin für die OB-Wahl in Frankfurt rückt näher. Am 5. März wählen die Bürgerinnen und Bürger der Stadt ihr neues Oberhaupt. Sollte sich keiner der 20 Kandidaten durchsetzen, ist für den 26. März eine Stichwahl geplant.

Für die Wahl aufgestellt hat sich unter anderem Straßenbahnfahrer Peter Wirth. Allerdings kennt man den 61-Jährigen weniger unter seinem bürgerlichen Namen und viel mehr unter seinem Pseudonym „Bahnbabo“. Seit zweieinhalb Jahren steht dieser Name auch in seinem Personalausweis – und damit auch auf dem Wahlzettel.

Schon 2019 hat der gebürtige Frankfurter angekündigt, bei der nächsten Oberbürgermeisterwahl in Frankfurt antreten zu wollen. Durch die Abwahl von Peter Feldmann bekommt er nun seine Chance schon etwas früher.

OB-Wahl in Frankfurt: Der Bahnbabo macht fast alles selbst

Im Gegensatz zu den meisten anderen Kandidaten tritt der Bahnbabo ohne ein großes Team im Hintergrund an. Er ist ein freier Kandidat, ohne Partei im Rücken. Auch Angebote von Wahlkampfmanagern hat er bisher alle abgelehnt. Ihm wurde angeboten, über ein Crowdfunding den Wahlkampf zu finanzieren – auch das hat er abgelehnt. „Ich hasse jede Kommerzialisierung meiner Person“, erklärt der Bahnbabo im Gespräch.

So wird Wirth die Vorbereitung und den Wahlkampf also fast komplett alleine stemmen. Dazu gehört unter anderem das Aufhängen der Wahlplakate, 100 Stück hat der Straßenbahnfahrer mit den stahlharten Muskeln und dem breiten Lächeln drucken lassen. Ab Montag (23. Januar) darf er sie aufhängen, zum Ende der Woche wird er dafür Zeit haben.

Bahnbabo tritt bei der OB-Wahl in Frankfurt an: „Ich bin ein fahrendes Wahlplakat.“

Er glaubt aber nicht, dass seine Plakate lange hängen werden. Stattdessen vermutet er, dass sie für einige schnell zum Souvenir werden könnten. „Ich gehe davon aus, dass die Kids die Plakate wieder abhängen werden“, erklärt er am Telefon. Aber die Wahlplakate braucht er ohnehin nicht: „Ich bin ein fahrendes Wahlplakat. Täglich werde ich angesprochen, trete mit den Menschen in Kontakt. Das ist viel mehr wert!“, verspricht er.

So wird der Bahnbabo mit einem Bollerwagen an einigen Tagen durch Frankfurt ziehen. Das ist Wahlkampfbüro, Begegnungsstätte und Wahlkampfstadt. Für diesen Bürgerkontakt und den Wahlkampf opfert der Bahnbabo seinen gesamten Urlaub. Das bedeutet auch: Am Wahlsonntag selbst wird der Bahnbabo arbeiten gehen und sich ganz normal in die Straßenbahn setzen. Es ist also denkbar, dass er den einen oder anderen seiner Wähler selbst zur Wahlurne bringen wird.

Was plant der Bahnbabo, sollte er Oberbürgermeister von Frankfurt werden?

Er werde den etablierten Kandidaten bei der Oberbürgermeisterwahl Konkurrenz machen – und die hätten Angst, das merke man. Auch an der Berichterstattung über seine Person.

Aber was hat Wirth nun eigentlich vor, wenn er die Wahl tatsächlich gewinnen und vom Bahnbabo zum Bürgerbabo werden sollte? Ganz wichtig ist ihm – wie auch jetzt schon – die Jugend. Als Social-Media-Star wird er regelmäßig von Teenagern erkannt und angesprochen. Von Jugendlichen hat er auch seinen Namen, der im Jugendslang „Chef“ bedeutet. Und diese direkte Ansprache wäre ihm auch als Oberbürgermeister weiterhin wichtig. „Wir müssen die Jugendlichen abholen!“, erklärt der Bahnbabo. „Es gibt ganz viele, die sind weit weg und auch die müssen wir erreichen. Und wir brauchen die Jugendlichen. Gerade vor dem Hintergrund des Generationsproblems müssen wir sie alle mitnehmen.“

Ebenso ein wichtiges Thema seiner Agenda: Die Verkehrswende. Gerade die Straßenbahn liegt ihm am Herzen – angesichts seines Lebensweges natürlich keine Überraschung. Mit dem Bahnbabo als Oberbürgermeister werde die Tram dem Individualverkehr bevorzugt. Das „ohnehin fahrphysikalisch benachteiligte Fahrzeug“ Straßenbahn solle an allen Kreuzungen zuerst fahren dürfen, Autos müssen warten. Der Fahrgast wird somit zum „Very Important Passanger“.

Bahnbabo will als Oberbürgermeister von Frankfurt ein Drittel aller Bezüge spenden

Und nicht zuletzt will der Bahnbabo die Wohnraumsituation in Frankfurt angehen. Seit 20 Jahren lebe er mit seiner Frau in einer Ein-Zimmer-Wohnung, erklärt er. „Ich weiß, was die Leute meinen, wenn sie von Platzmangel sprechen. Für die Gentrifizierung müssen Lösungsansätze gefunden werden.“

Und auch Gemeinnütziges liegt dem Bahnbabo sehr am Herzen. Seit Jahren engagiert er sich beim Frankfurter Verein MainLichtblick. Sein soziales Engagement will er aufrechterhalten, sollte er tatsächlich im März zum Oberbürgermeister von Frankfurt gekürt werden. „Wenn man mich denn wählt, werde ich mindestens ein Drittel aller meiner Bezüge in soziale Projekte dieser Stadt investieren: Jugendhilfe, Drogenhilfe, Frauenhilfe.“ Bis zum Ende seiner Amtszeit will er das beibehalten, denn die Position des Oberbürgermeisters von Frankfurt hält er „für überversorgt“.

Aber was, wenn der Traum vom Bürgerbabo nicht in Erfüllung gehen sollte? „Ich kann auch Rentner“, entgegnet der Bahnbabo lachend. Lange bis zu seinem Ruhestand ist es ohnehin nicht mehr, ab dem 01. Januar 2025 ist Schluss mit Straßenbahnfahren. Konkrete Pläne hat er auch schon für seine Rente: „Dann kann ich mit meiner Frau chillen und noch viel mehr Charity machen.“ (spr)

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