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Oberräder Betrieb ist erster Siegel-Träger "Frankfurter Grüne Soße"

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Beim Kontrolltermin in der Oberräder Gärtnerei (v. l.): Regierungspräsident Christoph Ullrich und Kontrolleur Rainer Ohlig lassen sich von Gärtnermeister Rainer Schecker im Gewächshaus erklären, wie die Kräuter angebaut werden.
Beim Kontrolltermin in der Oberräder Gärtnerei (v. l.): Regierungspräsident Christoph Ullrich und Kontrolleur Rainer Ohlig lassen sich von Gärtnermeister Rainer Schecker im Gewächshaus erklären, wie die Kräuter angebaut werden. © Salome Roessler

Die geliebte Frankfurter Grie Soß ist EU-amtlich. Die neue Abkürzung „g.g.A.“ weist darauf hin, dass die sieben Kräuter in Frankfurt gesät, gezogen, geerntet und handverpackt sind. Erster Träger des Siegels ist die Gärtnerei Schecker in Oberrad.

Seit 15 Jahren wird über den Schutz der Frankfurter Grünen Soße diskutiert. Als kaum jemand mehr daran glaubte, hat die EU ihn im letzten Jahr endlich anerkannt. „Wo das Wort ,Frankfurter‘ drauf steht, muss auch ,Frankfurter‘ drin sein“, meint Dr. Christoph Ullrich (CDU), Präsident des Regierungspräsidiums Gießen. Die Behörde ist hessenweit zuständig für die Überwachung geographischer Herkunftszeichen. Genauso eines tragen jetzt die Zutaten aus der Gärtnerei Schecker in Oberrad. Es ist der einzige Betrieb, der das Zeichen „Frankfurter Grüne Soße g.g.A.“ bislang tragen darf. Und das wird kontrolliert.

Ullrich trägt einen erdbraunen Anzug, der streng blickende Kontrolleur Rainer Ohling kommt ganz in blau, Gärtnermeister Rainer Schecker (50) hat ein knallrotes Sweatshirt an. Grün sind nur die Kräuter, die auf Feldern und in Gewächshäusern sprießen. Borretsch-Blätter, Petersilie, Sauerampfer, Kerbel, Schnittlauch, Kresse und Pimpinelle wachsen bis runter zur Gerbermühle. „Wir säen selbst“, sagt Schecker stolz. „Es dauert zwei Monate, bis Borretsch die richtige Größe hat. Sobald geerntet ist, wächst im Nachbarbeet neue Saat nach.“

Alles per Hand

Alles geschieht manuell. Scheckers kräftige Hände beweisen es, unter seinen kurzen Nägeln sind Erd-Reste. Sie arbeiten zu dritt, ziehen die Kräuter, pflegen, ernten, verpacken und verkaufen alles direkt an Endverbraucher. „Auf dem Bauernmarkt an der Konstablerwache und zweimal die Woche in unserem Hofladen“, sagt Schecker. Am vergangenen Donnerstag haben sie per Hand etwa 90 Kilogramm Grüne Soße Kräuter in 200 Pakete à 300 Gramm verpackt und zu je 3,50 Euro verkauft. „Papiergröße und das Material sind vorgeschrieben“, sagt er. Die Größe des pergamentähnlichen Papiers ist so groß wie eine aufgeklappte Zeitung. „Früher wurde alles in Zeitungspapier verpackt, heute ist das nicht mehr erlaubt wegen der Druckerschwärze“, betont Schecker.

Ein Familienbetrieb

Kontrolleur Ohling sieht bei jedem Handgriff kritisch zu. Die Buchhaltung hat er bereits in den vergangenen Tagen kontrolliert. „Das muss schon alles stimmen mit Einkauf, Menge und Verkauf“, sagt er. Er blickt auf Saat und Wuchs auf den Beeten und auf den weißen Tisch, an dem Schecker die Kräuter aus Plastikschalen auf Papier legt, es einklappt und zusammenrollt, sowie auf die Beschriftung auf der Außenseite des Papiers. „Alles bestens. So soll es sein“, sagt Ohling. Schecker führt aus: „Für uns ist das einfach. Wir sind ein Familienbetrieb und verkaufen nicht an Zwischen- oder Großhändler. Wenn wir Glück mit dem Wetter haben, bauen wir die sieben Kräuter bis Dezember an. Januar und Februar gibt es halt keine Grüne Soße. Das muss auch nicht sein, dazu haben wir Jahreszeiten.“

Ullrich erklärt: „Das g.g.A.-Siegel ist einerseits Verbraucherschutz, andererseits Schutz für die Unternehmer. Wer sich an die Regeln hält, hat nichts zu befürchten. Kunden sollen wissen, was darin steckt, wenn sie es kaufen, und woher es kommt. Lokale saisonale Ware ist wichtig für alle. Auch Gärtner werden durch das Siegel geschützt. Sie leisten ehrliche Arbeit und sollen nicht von anderen, die sich nicht an die Regeln halten, unterlaufen werden.“ Wer sich nicht an die Regeln halte, müsse mit Bußgeld und schlimmstenfalls mit Betriebsschließung rechnen. Dass Schecker bisher der einzige mit dem Herkunftssiegel ist, läge daran, dass die Umstellung bei Gärtnern noch dauere. „Wir sind mit einigen weiteren im Gespräch.“ Niemand in Europa darf die sieben Kräuter als „Frankfurter Grüne Soße“ bezeichnen, der Kräuter aus Spanien, Afrika oder sonst woher nutzt.

Schecker knabbert an Borretsch. „Mein Lieblingskraut, der Stängel schmeckt wie Gurke. Ein Franzose, der hier war, hat gemeint, er schmecke nach frischer Auster. Das kann ich nicht beurteilen, ich habe noch nie Austern gegessen“, sagt er.

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