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U-Bahn wochenlang gesperrt - Fahrgäste müssen neue Wege suchen

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U-Bahn-Sperrung in Frankfurt
Völlig überfüllt sind die Bahnsteige an der U-Bahnhaltestelle Holzhausenstraße, dem zentralen Zugang zur Goethe-Uni. AStA-Verkehrsreferent Sebastian Heidrich befürchtet massive Auswirkungen für den Uni-Betrieb durch die sechswöchige Sperrung der zentralen U-Bahn-Strecke. © Rainer Rüffer

Zehntausende Fahrgäste in Frankfurt müssen sich ab heute radikal umstellen: Sechs Wochen lang ist eine zentrale U-Bahn-Strecke gesperrt.

Frankfurt - Wenn Politik-Student Sebastian Heidrich (21) in den vergangenen Tagen an der U-Bahn-Station Holzhausenstraße ausgestiegen ist, hat ihn meist ein ungutes Gefühl beschlichen. Kaum öffnen sich die U-Bahn-Türen, ist der Bahnsteig schwarz von Menschen. Vor Treppen und Rolltreppen stauen sich die Fahrgäste. Für die Menge ist hier alles viel zu eng.

Ab heute wird es noch schlimmer: Dann steht nicht einmal mehr die U-Bahn zur Verfügung für die Menschenmassen auf dem Weg von und zur Goethe-Universität. Sechs Wochen lang sind die Linien U1, U2, U3 und U8 während der Sommerferien wegen Bauarbeiten gesperrt. Jeden Tag sind in ihnen bis zu 120 000 Fahrgäste unterwegs. Sie sollen alle fünf Minuten in je zwei Gelenkbusse zwischen Konstablerwache via Eschenheimer Tor und Heddernheimer Landstraße fahren.

Probleme an der Uni befürchtet

Das sorgt bei Sebastian Heidrich, gerade im Fahrgaststau gefangen, für Kopfschütteln. „Jeder, der die Lage hier kennt, wird wissen, dass das nicht genug ist.“ Da viele Studierende nun Klausuren schrieben und Prüfungen ablegten, sei pünktlicher Nahverkehr in den kommenden sogar nicht wichtiger als sonst. Doch der Verkehrsreferent der Studierendenvertretung AStA fürchtet, dass sich die Nutzer kaum auf die Fahrzeiten der Busse verlassen könnten. Und zudem rechnet er damit, dass die Fahrzeuge überfüllt und dann auch im Sommerwetter völlig überhitzt seien. „Das blockiert den Uni-Betrieb sehr“, ahnt Heidrich.

Wesentlich weniger kritisch sieht man die Lage bei der Verkehrsorganisation Traffiq. Denn vor zwei Jahren sei die A-Strecke, das Herz der Frankfurter U-Bahn, ja ebenfalls sechs Wochen gesperrt gewesen. Tatsächlich gab es damals vom 1. bis zum 16. Juli eine Sperrung des U-Bahn-Verkehrs zwischen Heddernheim und Hügelstraße und zwischen dem 17. und dem 30. Juli eine Unterbrechung zwischen Hügelstraße und Dornbusch. 

„Das ist keine neue Erfahrung für uns“, sagt dennoch Traffiq-Sprecher Klaus Linek. Das seinerzeitige Konzept habe sich „ausgezeichnet bewährt“: „Das war die einschneidendste Einschränkung im Frankfurter Nahverkehr seit Jahren und zugleich die mit den wenigstens Beschwerden.“ Deshalb greife Traffiq auf das bewährte Konzept zurück, das jedoch gegenüber früher völlig neue Wege beschreitet.

Gesperrte U-Bahn - Fahrgäste sollen sich nach Alternativen umsehen

Statt vor allem die ausfallenden Linien mit einem Bus-Ersatzverkehr „nachzubauen“, werden den Fahrgästen schnelle Alternativen empfohlen. „Möglichst viele Menschen sollen andere Wege nutzen“, erklärt Klaus Linek. Deshalb kann er auch die Befürchtungen des AStA-Referenten entkräften: In den Ersatzbussen der Linien seien wesentlich weniger Fahrgäste unterwegs als in den U-Bahnen, die sie ersetzen.

Der wichtigste Rat des Fachmanns: „Nutzen Sie die Fahrplanauskunft“, egal ob online oder telefonisch. Denn diese spucke oft überraschend schnelle Alternative aus, die kaum länger dauern als die gewohnten Verbindungen.

Gerade für die Studierenden der Goethe-Universität „halten wir die Situation nicht für kritisch“, betont der Traffiq-Sprecher. Sie könnten im ganz engen Takt mit der Campus-Linie 75 zur Bockenheimer Warte fahren, wo sie Anschluss an drei U-Bahn-Linien haben. Zusätzlich werde das Angebot auf der Linie 64 zwischen Hauptbahnhof und Ginnheim via Uni-Campus Westend von 6 bis 10 Uhr und 15.30 bis 19 Uhr von einem 15- auf einen 7,5-Minuten-Takt verdoppelt.

Doppelpack entlastet besser

Warum aber fahren auf der Ersatzlinie alle fünf Minuten zwei Gelenkbusse statt alle 2,5 Minuten einer? Damit nach Ankunft einer U-Bahn an der Heddernheimer Straße alle Fahrgäste gleich mitfahren könnten und überfüllte Busse verhindert werden, erklärt Klaus Linek. „Wenn zwei Busse zugleich fahren, verteilt es sich besser und die Haltestellen-Stopps funktionieren viel reibungsloser.“ Das gilt auch für die extra deswegen vors Kaufhaus C&A gelegte Abfahrthaltestelle an der Konstablerwache: Dort gibt’s genug Platz auf dem Gehweg zum Warten – anders als am Tram-Stopp.

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Da viele Fahrgäste ohnehin ganz andere Routen nutzten, rechnet Fachmann Linek nicht mit einer Überlastung der Ersatzverkehrs-Busse – auch weil in den Sommerferien insgesamt deutlich weniger Menschen als üblich unterwegs seien. „Wir sind optimistisch, dass es wieder relativ gut läuft.“

Erst informieren, dann fahren

Die U-Bahn-Strecke zwischen Südbahnhof und Heddernheimer Landstraße ist vom 1. Juli (etwa 2 Uhr) bis 12. August um 3 Uhr früh gesperrt. Fahrplanauskünfte für die Alternativverbindungen sind unter www.rmv.de erhältlich oder unter Telefon (069) 24 24 80 24. Außerdem bietet die Verkehrsgesellschaft Frankfurt (VGF) Leihfahrräder an den Haltestellen an, die bis zu zweimal 30 Minuten lang kostenlos genutzt werden können. Informationen dazu gibt es an den Haltestellen.

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