Operationen lindern das Rheumaleiden

Es gibt Ärzte, die machen den Unterschied. Sie verändern ein Leben, weil sie mutig sind, ihr Fachgebiet beherrschen oder einfach nur die richtigen Worte finden. In unserer kleinen Serie erzählen wir besondere Arzt-Patienten-Geschichten. Heute jene von Heiner Ludwig, dessen Gelenke eine schwere Rheumaerkrankung zerstört hat, und der dank Prof. Stefan Rehart dennoch ein halbwegs normales Leben führen kann.
Angefangen hat es mit einer Erkältung. „Die Erkältung ging, die Gelenkschmerzen blieben“, erzählt Heiner Ludwig (56). Damals ahnte er noch nicht, dass bald nichts mehr so sein würde, wie es einmal war. Die Erkrankung trifft ihn mit voller Wucht, immer wieder plagen ihn schwere Entzündungen der Gelenke. Die Medikamente, die er bekommt, schlagen nicht an. Viel zu lange dauert es, bis Ludwig endlich die in seinem Fall nötigen, teuren Biostatika erhält – die Schäden an seinen Gelenken sind da längst irreversibel.
Früh und hart zuschlagen
Heute gelte bei Rheuma „Hit hard and early“ (schlag’ hart und früh zu), erklärt Prof. Dr. Stefan Rehart, Chefarzt der Orthopädie am Markus Krankenhaus. Nur so könnten dauerhafte Schäden verhindert werden. Bei Heiner Ludwig habe man das verpasst. Von 2004 bis 2010 wird an ihm herumgedoktert, bis er schließlich mit seiner laut Rehart „völlig zerstörten Schulter“ bei dem Frankfurter Rheuma-Spezialisten landet.
Für den Experten ist schnell klar, dass da mit einer normalen Prothese nichts mehr zu machen ist. Zu kaputt sind Knochen, Muskeln und Sehnen. Stattdessen implantiert Rehart eine inverse Prothese. Die funktioniert genau andersherum: Dort, wo normalerweise die Gelenkpfanne sitzt, montiert der Orthopäde eine metallene Halbkugel, da, wo sich normalerweise der Oberarmkopf befindet, eine Gelenkpfanne. So bleibt die Schulter trotz fehlender Muskulatur stabil.
Für Heiner Ludwig ist die Operation ein Segen: Sie erlöst ihn von den quälenden Schmerzen. Nach und nach kehrt die Beweglichkeit zurück, nicht zuletzt, weil der Rheumatiker konsequent trainiert. Anfangs steht beinahe täglich Krankengymnastik auf dem Plan. Heute kann er seinen Arm beinahe normal bewegen. Sogar schwimmen kann er wieder, der sein Leben lang Rettungsschwimmer war.
Als er das erste Mal zur Kontrolle ins Markus Krankenhaus kommt, kann Rehart kaum fassen, welche Fortschritte sein Patient gemacht hat. Doch es wird nicht das letzte Mal sein, dass Ludwig in Frankfurt auf dem Operationstisch liegt.
Weitere Eingriffe absehbar
Mittlerweile hat Rehart Teile von Ludwigs Handgelenk versteift, vor kurzem hat er ihn am Fuß operiert und entzündetes Gewebe entfernt. „Es ist absehbar, dass mit der Zeit weitere Gelenke hinzukommen“, sagt der Spezialist. Denn auch wenn Ludwig mittlerweile gut eingestellt ist und die Mediziner seine Erkrankung in Schach halten – die Zeit lässt sich nicht zurückdrehen, die Gelenke sind kaputt. Wie Ludwig damit umgeht? Natürlich gebe es gute und schlechte Tage, aber: „Man muss sich einen Ruck geben und sich sagen: ,Du kannst es sowieso nicht ändern.‘“ Wenn es tatsächlich einmal nicht gehe, weil die Schmerzen zu stark sind oder er zu müde ist, dann müsse er eben auch mal etwas seinlassen.
Trotzdem geht der Betriebswirt jeden Tag ins Büro, macht seinen Job, auch wenn er manchmal Hilfe braucht, etwa wenn er einen schweren Aktenordner vom obersten Regal angeln muss. Das macht die Schulter nicht mehr mit.
„Das passt“
Dass er mit Rehart einen Arzt gefunden hat, bei dem er sich aufgehoben fühlt, macht den Umgang mit seiner Erkrankung für Ludwig leichter: „Ich weiß, wenn irgendwas ist, sind da kompetente Leute, die mir helfen.“ Schon beim ersten Treffen vor Jahren hätten er und seine Frau das Gefühl gehabt: „Das passt.“ Da nimmt das Paar gern den weiten Weg von Lahnau in der Nähe von Wetzlar nach Frankfurt am Main auf sich.
Auch für den 57 Jahre alten Rehart sind Patienten wie Heiner Ludwig etwas Besonderes, „weil man sie über Jahre, teilweise Jahrzehnte begleitet. Daraus zieht man als Arzt sehr viel Zufriedenheit, die einem das Gesundheitssystem an anderer Stelle nicht zugesteht“, spielt der Orthopäde auf immer kürzere Liegezeiten an, bei denen der Operateur gar nicht mitbekommt, was er für seinen Patienten bewirkt hat. Menschen wie Heiner Ludwig seien es, „für die ich jeden Tag in die Klinik komme“.