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Schneller Abriss der Dondorf-Druckerei für Frankfurter Ortsbeirat ein Tabu

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Die Zukunft der Druckerei ist noch unklar, ein Abriss des Backsteinbaus wird im Stadtteil aber mehrheitlich abgelehnt.
Die Zukunft der Druckerei ist noch unklar, ein Abriss des Backsteinbaus wird im Stadtteil aber mehrheitlich abgelehnt. © rüffer

Die große Mehrheit des Ortsbeirates 2 steht zum Erhalt der Druckerei. Ein neuer CDU-Antrag wurde mit großer Mehrheit abgelehnt.

Frankfurt - Martin Völker, Fraktionsvorsitzender der SPD-Fraktion im Ortsbeirat 2 (Bockenheim, Westend, Kuhwald), lag mit seiner Einschätzung zum Antrag der CDU-Fraktion zur Dondorf-Druckerei in Frankfurt richtig. „Vor sechs Wochen haben wir beschlossen, dass die Druckerei erhalten bleiben soll. Die CDU versucht, diesen Beschluss umzukehren, aber das wird euch nicht gelingen“, prophezeite er am Montagabend bei der jüngsten Sitzung des Gremiums noch vor der Abstimmung.

Mit großer Mehrheit wurde das Papier schließlich abgelehnt. Schon in der Bürgerfragestunde hatten Bürger und Besetzer - das Gebäude in der Bockenheimer Landstraße 136 ist seit zwei Wochen von Aktivisten besetzt - vehement den Erhalt des Industriebaus gefordert.

Baupläne nicht unnötig verzögern - Protest gegen den Abriss der Dondorf-Druckerei

Protest gegen den Abriss hatte sich Anfang des Jahres formiert. Da hatte das Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik (MPI) erklärt, dass das Druckerei-Gebäude entgegen der ursprünglichen Pläne nicht erhalten werden könne und für einen Neubau weichen müsse. Ein Gutachten belegt den schlechten Zustand.

Birgit Weckler (CDU) forderte deshalb vom Magistrat, alles zu unternehmen, damit das Vorhaben des MPI nicht länger durch die Besetzung der Druckerei verzögert werde. Sie betonte, dass auch sie es schade finde, dass das Gebäude nicht erhalten werden könne. Es stehe aber nicht unter Denkmalschutz. Und es entspreche auch nicht ihren Vorstellungen von Demokratie, wenn „sich Besetzer einfach auf das Eigentum anderer draufsetzen, um ihre Interessen durchzusetzen“.

Dondorf-Druckerei in Frankfurt: Vorwürfe gegen Land Hessen

Legal sei das sicher nicht, erklärte Daniel Brenner (Grüne). Er dankte der CDU aber ausdrücklich für die angestoßene Diskussion: „Das ist genau die Reaktion, die die Besetzer wollten.“ Insofern sei deren Verhalten durchaus legitim. Inhaltlich wies Tim Hoppe (SPD) darauf hin, dass der Magistrat der falsche Ansprechpartner sei, Eigentümer der Druckerei sei nämlich das Land Hessen.

Dem Land und der Universitätsleitung warfen Hoppe und Hans-Jürgen Hammelmann (Linke) Versäumnisse beim Gebäudemanagement vor. Jahrzehntelang sei nichts für den Erhalt der Druckerei investiert worden. Und sie vermuteten sogar Methode dahinter, weil beim Alten Polizeipräsidium, den Biologischen Instituten oder dem Juridicum genauso verfahren worden sei. „Das macht die Leute wütend“, sagte Hoppe.

„Solche Orte bekommen wir nie wieder“: Dondorf-Druckerei ein „gesundes Gebäude“

Laut Marcel Hette ist die Dondorf-Druckerei aber ein „gesundes Gebäude“. Es gebe keinen einzigen Riss. Aus bautechnischer Sicht gebe es also keinen Grund für einen Abriss. „Ich bin den Leuten, die es besetzen, dankbar“, sagte er. So sei die Diskussion nochmals angeschoben. Denn der im Jahr 1871 errichtete Backsteinbau als letztes Zeugnis Bockenheimer Industriegeschichte dürfe nicht so einfach weggewischt werden. „Solche Orte bekommen wir nie wieder.“

Der Baustoffhändler aus Bad Homburg hat Erfahrung mit der Sanierung alter Gebäude. Ihm gehört das Druckwasserwerk am Mainufer, das er aufwendig sanieren ließ. Dass die Sanierung der Druckerei 3,8 Millionen teurer sei als ein Neubau, lässt Hette aber nicht gelten. Die Mehrkosten würden verursacht, weil die Architekten das Gebäude komplett auf den Kopf stellten. Anstatt eine Rampe anzubauen, damit die unterste Etage barrierefrei zu erreichen ist, werde entkernt und würden neue Decken eingezogen.

Jungen Menschen bleibe oft gar keine andere Wahl als eine Hausbesetzung, um sich einmal ausprobieren zu können, sagte ein anwesender Aktivist. Oft bliebe es beim Versprechen der Stadt, günstige Ateliers oder Probenräume zur Verfügung zu stellen. „Wie lange sollen wir denn noch darauf warten?“, machte er deutlich und forderte ein langfristiges Bleiberecht. „Wir wollen schon das Max-Planck-Institut als Nutzer in der Druckerei sehen“, erklärte Brenner. Eine Zwischenlösung sei aber sicher möglich, fügte Carola Scholz (Grüne) an. (Matthias Bittner)

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