Anzahl abgeschleppter Autos in Frankfurt verdoppelt - doch dieses Detail wird zum Problem

In Frankfurt hat sich die Zahl der abgeschleppten Autos sprunghaft erhöht. Die Stadt will jetzt wieder einen Vertrag mit einem Abschleppunternehmen abschließen.
Frankfurt - Seit fast zwei Jahren gibt es keinen Vertrag mehr zwischen der Stadt Frankfurt und den Abschleppunternehmen. Wagen abschleppen zu lassen ist deshalb kompliziert und zeitaufwendig. Jetzt soll ein neuer Vertragspartner gefunden werden.
In den ersten neun Monaten hat die Stadtpolizei 6258 mal den Abschlepper bestellt. Die Vergleichszahl 2018 lag bei 3216. Als es noch einen Vertrag mit den Abschleppunternehmern gab, haben die Zahlen auch geschwankt. Von 9450 in 2009 bis auf 5238 in 2013.
Dass die Zahl in diesem Jahr höher ist, hat seinen Grund, wie Rainer Michaelis weiß, Leiter der Abteilung Verkehrssicherheit beim Straßenverkehrsamt: Es ist mehr Personal im Einsatz. "Aber noch immer sind nicht alle Stellen besetzt", sagt Michaelis. Wenn ein Auto abgeschleppt werden muss, ruft der Ordnungshüter ein Abschlepp-Unternehmen an, wenn dieses den Auftrag ablehnt, das zweite, dritte. Der erste, der Zeit hat, bekommt den Zuschlag.
Abschleppen in Frankfurt: International ausschreiben
Dies ist so unbequem - und dauert im Einzelfall auch mal 30 Minuten -, weil es nach wie vor keinen vertraglich geregeltes Verhältnis zwischen der Stadt und den Unternehmen gibt. Noch in diesem Jahr will Frankfurt eine neue Ausschreibung auf den Weg bringen.
In der Vergangenheit gab es Ärger mit Abschleppunternehmen, die sich zu einer Bietergemeinschaft zusammengeschlossen haben. Dies will die Stadt vermeiden, indem sie noch in diesem Jahr eine internationale Ausschreibung startet, die sich nicht an Abschleppunternehmen richtet, sondern an eine Vermittlungszentrale. "Die Stadt schreibt dieser Vermittlungszentrale die Rahmenbedingungen vor", erklärt Michaelis. "Also etwa, wie teuer eine Abschleppung sein darf. Wie teuer zu verschiedenen Tageszeiten, wie teuer am Wochenende." Die Vermittlungszentrale ihrerseits muss sich dann um die Unternehmer bemühen, die bereit sind, zu diesem Preis abzuschleppen. Anders gesagt, in die Niederungen der Abschleppunternehmen müssen die städtischen Ordnungshüter sich nicht mehr begeben. Einer dieser Unternehmer, Markus Noss, ist sauer auf die Stadt.
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"Die Stadt verfügt aus meiner Sicht mittlerweile über kein funktionierendes Abschleppnetzwerk mehr. Die Unternehmen haben sich der Situation angepasst. Das bedeutet, es wurden Kosteneinsparmaßnahmen umgesetzt, die zulasten der Verfügbarkeit und Qualität gehen", so der Abschlepp-Unternehmer. Zurzeit, sagt er, "haben die Unternehmen keine Ausführungspflicht. Die Städtische Verkehrspolizei des Straßenverkehrsamtes muss teilweise drei, vier, fünf Unternehmen ansprechen, um einen Auftrag loszuwerden." Besonders schlimm sei es nachts oder am Wochenende.
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Abschleppen in Frankfurt: Rücksichtslos geparkt
Nach Einschätzung von Markus Noss wird in Frankfurt so schlimm und rücksichtslos geparkt, dass viel öfter abgeschleppt werden müsste. "Die Kapazitäten sind da", sagt er. "Sofern die Stadt nicht innerhalb von zwei Stunden ein Feuerwerk abfackelt und danach acht Stunden Ruhe ist. Die Stadt als Auftraggeber hat die Möglichkeit, die Einsätze zu steuern." Indessen fehle es in Frankfurt an einem Ort, an dem die Autos abgestellt werden können. In den Wintermonaten, solange die Freibäder geschlossen sind, können deren Parkplätze genutzt werden. Aber viele abgeschleppte Autos stehen monatelang. Sie müssen dann, wenn die Saison beginnt, quer durch die Stadt verfrachtet werden, auf andere Plätze.
Parken geht in Frankfurt jetzt übrigens auch per App auf dem Smartphone. Außerdem wird es teurer. Wir haben die wichtigsten Fragen und Antworten hier aufgeschrieben.
Von Thomas J. Schmidt
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