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Pass, Hacke, Schuss und Tor

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Von: Katja Sturm

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vSo manches Kabinettstückchen zeigten die Spieler beim Turnier im Stadion am Brentanobad.
vSo manches Kabinettstückchen zeigten die Spieler beim Turnier im Stadion am Brentanobad. © Rüffer

Tolle Spiele beim Turnier für Menschen mit Behinderung in Frankfurt - Turnierleiter sagt Tschüss

Die Kicker von den Praunheimer Werkstätten waren „stinkig“. Kurz hintereinander hatten ihre beiden Mannschaften beim 20.Fußballturnier für Menschen mit Behinderung auf der Sportanlage am Brentanobad hohe Niederlagen kassiert. Da war ihnen der Spaß, der am Samstag im Vordergrund stehen sollte, erst mal vergangen.

Pforzheimer gewinnen Finale

Als Trost könnte dienen, dass eines der dominanten Teams, der 1. CFR Pforzheim 1, am Ende das Finale gegen die BSG Gevelsberg mit 2:1 im Elfmeterschießen gewann. Der Trainer der Sieger, Tobias Jopp, räumte aber auch ein, dass „wir ein bisschen zu spät reagiert haben“. Es gehört zur Etikette bei sportlichen Meetings, bei denen unabhängig von seiner Einschränkung so weit wie möglich jeder integriert werden soll, den schwächeren Kontrahenten entgegenzukommen. Etwa indem man ihnen einen Spieler mehr auf dem Feld lässt. „Das haben wir angeboten“, sagte Jopp. „Allerdings führten die Seinen da bereits mit 8:0, und für die Frankfurter war nichts mehr zu retten.

Turnierleiter Hans Appel versucht stets, die Teams nach Leistungsstärke in zwei Gruppen einzuteilen. „Aber ich kenne nicht alle“, und manchmal bekomme er keine Informationen.

Vor 22 Jahren war dem Familienvater, der als Busfahrer beruflich mit Behinderten zu tun hat, die Idee zu dem Turnier gekommen. Weil es, wie er sagt, Treffen dieser Art für die Zielgruppe aus Einrichtungen noch nicht gab.

Seitdem organisiert Appel, mit Ausnahme einer zwei Jahre währenden Turnierpause, die Veranstaltung. Jetzt soll damit Schluss sein. Er und seine Frau Gerlinde stehen kurz vor der Rente und wollen den Großteil des Jahres in Zukunft in ihrem Ferienhaus in Ungarn verbringen. Es schmerze ihn, die Leitung des Turniers abzugeben, sagt Appel. Allerdings seien aus der Ferne die Vorbereitungen nicht zu stemmen, und er wolle sich auch nicht darauf festlegen, zum Turniertermin erneut nach Deutschland zurückzukehren.

Ein Nachfolger sei gefunden, auch für sein Amt als Finanzvorstand bei der veranstaltenden SG Rot-Weiss Frankfurt. Zu seinem Abschied und dem gleichzeitig gefeierten runden Geburtstag des Turniers hatte Appel noch mal was ganz Besonderes machen wollen.

Statt wie gewohnt die Spieler und Betreuer zu Wurst und Salaten einzuladen, sollte es in der Gaststätte oberhalb des Stadions ein „richtiges Essen“ geben. 70 potenzielle Sponsoren schrieb er an. „Ich habe drei Antworten bekommen, und eine davon war positiv“, sagt Appel. Das reichte nicht, um den Plan umzusetzen. Übrig blieb dann neben der gewohnten Verpflegung ein Eiswagen, bei dem sich jeder kostenlos eine Kugel holten konnte. Auch das Zusammenstellen des Feldes sei kein Vergnügen gewesen. „Mit Hängen und Würgen“ sei die Maximalzahl von zwölf Teams zusammengekommen; eines musste kurzfristig absagen. Oft verhinderten die Arbeitszeiten der Betreuer, dass die Teams kommen. „Die wollen keine Überstunden machen“, sagt Appel. „Für mich ist das frustrierend“, und er habe wenig Verständnis dafür: Schließlich gehe es um die „Kinder“ und dass diese einen schönen Tag verbringen.

Leberecht-Stiftung stellt Pokale

Hoch schätzt Appel die festen Größen wie die Deutsche Bank, die sich seit 2013 jeweils mit 1000 Euro beteiligt, Helfer stellt und deren Mitarbeiterin Claudia Rode 1100 Preise für die Tombola zusammengetragen hat, von denen 500 zu Teampaketen geschnürt und die übrigen verlost wurden. Pokale und Medaillen stiftet seit jeher die Leberecht-Stiftung der Frankfurter Neuen Presse.

Nicht nur wegen ihres Premieren-Triumphes in diesem Jahr fühlten sich die Pforzheimer pudelwohl. „Das Besondere an dem Turnier ist, dass jede Mannschaft einen Betreuer zur Seite gestellt bekommt“, sagte Jopp. Da müssten sich die Trainer nicht um alles selbst kümmern und könnten zwischendurch auch ganz einfach mal „die Füße hochlegen“.

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