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„Viele blutende Kopfverletzungen“: Condor-Piloten wollten Wolkengebiet ausweichen

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Im März wurden die Insassen eines Airbus A330 Neo der Condor durch heftige Turbulenzen verletzt. Ein Bericht gibt erste Antworten zum Unfallhergang.

Update vom Donnerstag, 29. Juni: Was schwere Turbulenzen anrichten können, erlebten 277 Passagiere und 13 Besatzungsmitglieder des Condor-Fluges DE2314 in den frühen Morgenstunden des 2. März auf dem Weg vom Flughafen Frankfurt nach Mauritius (siehe Erstmeldung). Medienberichten zufolge konnte der Airbus A330 Neo mit der Kennung D-ANRA erst 51 Tage nach dem Vorfall wieder in den Liniendienst zurückkehren. Immerhin seien keine tragenden Strukturteile beschädigt worden.

Rund dreieinhalb Monate später hat die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) jetzt ihren Zwischenbericht zum Hergang veröffentlicht. Die Darstellung der Ereignisse basiert auf den Daten des Flugschreibers, den Aussagen der Besatzung sowie weiteren Zeugenaussagen. Demnach war der A330 Neo bereits mehrere Stunden in der Luft, als er gegen 0.20 Uhr (koordinierte Weltzeit, kurz UTC) in schwere Turbulenzen geriet.

Ein Condor-Airbus A330 Neo gerät auf dem Weg nach Mauritius in heftige Turbulenzen. (Symbolfoto)
Ein Condor-Airbus A330 Neo gerät auf dem Weg nach Mauritius in heftige Turbulenzen. (Symbolfoto) © Urbanandsport/Imago

Heftige Turbulenzen nach Abflug vom Flughafen Frankfurt

Laut BFU-Bericht hatte die Cockpitbesatzung zuvor entschieden, vorsorglich ein Wolkengebiet zu umfliegen und bei der zuständigen Flugverkehrskontrollstelle einen Ausweichkurs angefordert. „Nach Aussage der Flugbesatzung wartete sie die Freigabe (…) nicht ab, sondern änderte selbstständig die Flugrichtung nach rechts, um dem Wolkengebiet auszuweichen“, heißt es im BFU-Bericht. Dabei tauchte die Maschine nach Zeugenaussagen jedoch in eine Wolkenschicht ein. Die Anschnallzeichen seien zwar eingeschaltet gewesen. Eine Durchsage an die Passagiere erfolgte laut BFU-Bericht aber nicht.

Danach seien zunächst leichte Turbulenzen aufgetreten. Etwa zehn Sekunden später seien die Turbulenzen so stark geworden, „dass lose Gegenstände in der Passagierkabine und in den Bordküchen umherflogen und Passagiere aus den Sitzen herausgehoben wurden“. Die Piloten hätten schließlich das Kabinenpersonal angewiesen, sich hinzusetzen. Der Copilot habe inzwischen ausgesagt, dass auf einer Wetter-App im Cockpit keine Wolkengebiete oder Turbulenzen auf der Ausweichroute angezeigt worden seien.

Acht Minuten nach dem Vorfall fragte eine Purserin laut BFU-Bericht nach Ärzten oder medizinisch geschultem Personal an Bord. Einige Ärzte hätten sich gemeldet und bei der Erstversorgung der Verletzten geholfen. Die Besatzung habe daraufhin entschieden, den Flug fortzusetzen. Das Flugzeug landete schließlich etwa zweieinhalb Stunden später auf Mauritius.

Abflug vom Flughafen Frankfurt: „Viele blutende Kopfverletzungen“ bei Turbulenzen auf Condor-Flug

Erstmeldung von Freitag, 10. März: Frankfurt – Was sich an Bord des Condor-Flugs DE 2314 abgespielt hat, wirkt auch Tage später noch stark nach. Bei schweren Turbulenzen auf dem Flug vom Flughafen Frankfurt nach Mauritius verletzten sich 20 Menschen. Berichte von Augenzeugen und Fotos aus der Maschine lassen nun erahnen, welchen Schock die Passagiere verdauen müssen.

Was war passiert? Der Flieger mit 272 Passagieren und 13 Crew-Mitgliedern geriet rund zwei Stunden vor der Landung auf dem Flughafen nahe der Hauptstadt Port Louis in Turbulenzen. Auf Höhe der Komoren sei die Maschine plötzliche abgesackt, berichtet ein Passagier gegenüber dem Portal aerotelegraph.com.

Die hohe Anzahl an Verletzten lässt sich laut des Augenzeugen recht schnell erklären. Zwar hätten die Anschnallsymbole im Flieger geleuchtet, was den Sicherheitsgurt während des Fluges zur Pflicht macht, doch sowohl einige Passagiere als auch Crew-Mitglieder hätten sich nicht daran gehalten.

Die Folge: „Es gab viele blutende Kopfverletzungen. Dadurch flogen Menschen und Gegenstände an die Kabinendecke. Beim Aufsetzen des Airbus in Port Louis fielen Lichtleisten aus der Decke und beim Ausrollen waren drei Passagiere damit beschäftigt, die Lichtleiste zu halten“, berichtet ein Insasse gegenüber aerotelegraph.com.

Condor-Flug nach Mauritius: Haarbüschel stecken nach Turbulenzen in Deckenverkleidung

Auf den Bildern aus dem Condor-Airbus A330 Neo vom Flughafen Frankfurt nach Mauritius sind unter anderem die Schäden zu sehen, aber auch Haarbüschel, die in der Deckenverkleidung stecken. Ein bizarrer Anblick.

Der Airbus von Condor blieb zur Reparatur vorerst auf Mauritius. Für den Rückflug zum Flughafen Frankfurt am vergangenen Freitag (3. März) schickte Condor eine Ersatzmaschine. Dort war auch ein speziell ausgebildetes Betreuungsteam an Bord, um den Passagieren bei Gesprächsbedarf zur Seite zu stehen.

Zuletzt kam es immer häufiger zu Vorfällen während Turbulenzen in der Luft. Eine Lufthansa-Maschine musste auf dem Weg zum Flughafen Frankfurt zwischenlanden, nachdem Menschen an Bord durch die Luft flogen. (esa)

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