"Uns bleibt nur wenig Zeit": Bekannte Porzellanmanufaktur aus Frankfurt ist pleite

Der Investor ist nach nur vier Jahren auch gescheitert: Die Höchster Porzellanmanufaktur aus Frankfurt hat Insolvenz angemeldet. Die Lage ist „extrem ernst“.
Frankfurt - Die Höchster Porzellan-Manufaktur 1746 hat einen Insolvenzantrag gestellt. Das teilte am Freitagnachmittag (3. Juni) Rechtsanwalt Frank Schmitt von Schultze & Braun mit, den das Amtsgericht Frankfurt nach eigenen Angaben zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt hat. Er sei mit seinem Kollegen Rechtsanwalt Alexander Eggen vor Ort und verschaffe sich einen Überblick über die Situation und die wirtschaftliche Lage der zweitältesten Porzellanmanufaktur Deutschlands.
"Der vorläufige Insolvenzverwalter ist bestrebt, die Produktion der Porzellanmanufaktur aufrecht zu erhalten", erklärt Schmitt. Die zehn Mitarbeiter habe er bereits über die aktuelle Situation und das weitere Vorgehen informiert. Ihre Löhne und Gehälter seien über das Insolvenzgeld gesichert. Die Mitarbeiter sind nach Schmitts Worten "hochqualifiziert und identifizieren sich voll mit der Porzellanmanufaktur".
Porzellanmanufaktur aus Frankfurt sucht neuen Investor: "Uns bleibt nur wenig Zeit"
Man werde nun schnellstmöglich nach einem neuen Investor suchen. Ziel sei eine baldige Entscheidung - gerade auch für die Mitarbeiter. Der vorläufige Insolvenzverwalter betonte: "Uns bleibt wenig Zeit, aber zusammen tun wir alles, was möglich ist, um die Porzellanmanufaktur und die Arbeitsplätze am Standort Höchst zu erhalten." Die wirtschaftliche Lage der Porzellanmanufaktur nannte er "extrem ernst", eine schnelle Lösung sei gefragt. Denkbar seien entweder ein völlig neues Konzept oder der Verkauf an einen Investor, "um eine unmittelbar bevorstehende Schließung der einzigen Porzellanmanufaktur Hessens zu vermeiden."
Die Manufaktur steht nicht zum ersten Mal tief in der Kreide: Fast auf den Tag genau vor vier Jahren, im Juni 2018, hatte die Höchster Porzellan-manufaktur 1746 die insolvente Traditionsmanufaktur Höchster Porzellan übernommen. Mit großen Zielen: Der taiwanesische Investor wollte der Marke neue Käuferschichten erschließen und sie als Lifestyle-Produkt auch bei jungen, wohlhabenden Kunden etablieren. Geschäftsführer Evan Y. Chung, der auf dem asiatischen Markt erfolgreich ist, wollte die etwas angestaubte Marke für die Zukunft fit machen. Daran arbeitete ein internationales Team aus Chinesen, Taiwanern, Japanern, Europäern und US-Amerikanern zusammen mit der Belegschaft der Manufaktur.
Neben den Premium-Produkten sollten Kunden auch Lifestyle-Produkte erwerben können. Zudem sollte die Kundenbasis national und international verbreitert werden. Was dabei konkret schief lief, vermochte Pressesprecher Ingo Schorlemmer vom beauftragten Insolvenz-Dienstleister gestern auf Anfrage nicht zu sagen. "Die Frage, woran es lag und wer schuld ist, steht erstmal nicht im Fokus des Insolvenzverwalters", sagt er. Erst wenn sichergestellt sei, dass es auch kurzfristig und dann auch langfristig weitergehe mit der Manufaktur, könne man die Fehler der vergangenen vier Jahre aufarbeiten. Schorlemmer machte aber deutlich: "Der Investor hat leider sehr spät die Insolvenz beantragt - das setzt uns unter enormen Zeitdruck."
Porzellanmanufaktur in Höchst: Unterstützung von Land Hessen und Stadt Frankfurt erhofft
Es gelte nun, die verschiedenen Optionen zu prüfen. Das entscheidende sei die Suche nach einem geeigneten neuen Investor. "Wir sind zuversichtlich, dafür Unterstützung von anderen Seiten zu bekommen, die am Überleben der Porzellanmanufaktur interessiert sind", so Schorlemmer. Konkret nannte er das Land Hessen und die Stadt Frankfurt.
Höchster Porzellan ist weit über die Grenzen Frankfurts und Hessens hinaus bekannt. Am Sitz der Manufaktur, einem denkmalgeschützten Industriebau am Höchster Stadtpark, fertigen zehn Mitarbeitende heute, wie vor mehr als 270 Jahren, Wohn- und Geschenkaccessoires in hoher kunsthandwerklicher Qualität von Hand. "Wer Höchster Porzellan erwerben möchte, kann dies nach den Pfingstfeiertagen weiterhin in der Frankfurter Innenstadt im "HPM HOUSE", am Markt 36, dem Manufaktur-Direktverkauf am Firmensitz im Porzellanhof Palleskestraße 32 in Höchst oder dem Webshop tun", so der vorläufige Insolvenzverwalter Schmitt. (Michael Forst)