Preisexplosion: Trotz großem Druck stehen Tiefgaragen und Stellplätze leer

Einen Stellplatz zusätzlich zur Miete bezahlen – nicht in jedem Stadtteil sind die Frankfurter dazu bereit. Tiefgaragen und Parkdecks stehen leer und werden an Flughafen-Parkdienste vermietet, während man in den Siedlungen abends lange nach einem Parkplatz suchen muss.
Viele Frankfurter Straßen sind so zugeparkt, dass kaum ein Durchkommen ist. Die Tiefgarage unter der früheren McNair-Kaserne im Höchster Lindenviertel hingegen war ständig leer. So leer, dass die Stellflächen inzwischen an den Flughafen-Parkdienst „Airpark“ vermietet wurden: Menschen aus ganz Deutschland, die von Rhein-Main in den Urlaub fliegen, stellen dort ihr Auto ab, weil sieben Tage in den Flughafen-Parkhäusern schon mal doppelt so viel kosten können wie das Mallorca-Schnäppchen für 159 Euro. Auch in anderen Siedlungen des Frankfurter Westens oder auf Park & Ride-Plätzen, etwa am Sindlinger S-Bahn-Halt, macht sich dieses Geschäftsmodell breit.
Weil den Mietern der bezahlte Stellplatz, ob im Freien oder in der Tiefgarage, zu teuer ist, sind die Straßen zugestellt, und auf den Parkplätzen, die ursprünglich für die Wohnungen gedacht waren, parken fremde Autos.
Dementsprechend wächst der Parkdruck im Frankfurter Westen. In Nied etwa musste die Stadt einschreiten, weil ein Unternehmen seinen Parkplatz an einen Flughafen-Parkservice vermietet hatte, der dort im Wohnviertel Bürocontainer aufstellte. Gegen die Betreiber wurde ein Verwaltungsverfahren eingeleitet. Die Bürocontainer mussten sie abbauen.
Der Ortsbeirat wiederum versucht, auf den Parkdruck zu reagieren, und fordert den Magistrat auf, zu handeln: Für Sossenheim etwa hat er „Quartiersgaragen“ gefordert. Der Magistrat bewertet „die Chancen für einen erfolgreichen Betrieb eher skeptisch“, heißt es jetzt in einer Stellungnahme. Im Römer weiß man: „Solange es in dem Quartier nicht bewirtschafteten Parkraum gibt, sind die Rahmenbedingungen für eine Quartiersgarage ungünstig.“ Heißt: Solange die Menschen noch eine Chance wittern, ihr Auto kostenlos abzustellen, werden sie keinen Parkplatz mieten.
Car-Sharing als Ausweg
Auch in der übrigen Stadt ist der Parkdruck hoch, während Parkplätze leerstehen – zumindest die, die zu bestimmten Wohnanlagen gehören. Das liege aber nicht daran, dass die Menschen ihr Auto lieber auf der Straße parkten, sondern daran, dass viele Mieter gar kein Auto mehr hätten, sagen sowohl Marc Hohmann, Sprecher der GWH, als auch Frank Junker, Geschäftsführer der ABG. „Die Auslastung unserer Tiefgaragen liegt bei 60 bis 70 Prozent.“
Am Carl-von-Noorden-Platz zwischen Main und Uniklinik habe man deshalb vor einigen Jahren versucht, die Parkplätze zehn Euro günstiger an Externe zu vermieten. „Aber alles was passierte war, dass die Bestandsmieter gekündigt und zu den neuen Konditionen gemietet haben“, sagt Junker. Das Modell wurde nicht ausgeweitet.
Stattdessen setzt die ABG auf Car-Sharing. Denn dank der neuen Stellplatzsatzung spart ein Car-Sharing-Parkplatz fünf konventionelle ein. Die potenziell ungenutzten Plätze fielen weg, die Investitionskosten fürs Parken sänken deutlich – und damit auch die Mieten. Das Konzept wird bereits in mehreren Stadtteilen, unter anderem im Nordend und in Bornheim, umgesetzt, „und läuft sehr gut“, sagt Junker.
Auch die Mietpreise für Stellplätze im Freien steigen. In Vierteln, in denen das reguläre Parken für Nichtbewohner unmöglich ist – etwa, weil eine Anwohnerparkregelung gilt – gehen die Preise stetig nach oben. Das wirkt sich besonders in gemischten Gebieten aus, in denen Menschen nicht nur wohnen, sondern auch arbeiten. Können Beschäftigte nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen, weil sie ihr Auto am Arbeitsplatz brauchen, etwa für Kundenbesuche, wird’s teuer.
Noch dramatischer ist die Lage bei gekauften Stellplätzen: Zwischen 20 000 und 50 000 Euro kostet ein Tiefgaragen-Parkplatz laut Junker im Stadtgebiet. Im Neubau an der Nieder Birminghamstraße soll er zwischen 22 500 und 25 500 Euro zusätzlich zur Eigentumswohnung kosten; auch bei „Höchst – neu erleben“, dem Bauprojekt auf dem Gelände der früheren Justizvollzugsanstalt, hat jeder Tiefgaragenplatz knapp 20 000 Euro gekostet. Die ABG liegt, je nach Objekt, bei 20 000 bis 25 000 Euro. Die tatsächlichen Kosten für den Bau eines Tiefgaragenstellplatzes decke das aber bei Weitem nicht, sagt Junker: Weil man tief in die Erde baue und wegen des Grundwassers besondere Abdichtungen brauche, lägen die Investitionskosten für einen einzigen Stellplatz bei bis zu 40 000 Euro.
Zum Kaufen zu teuer
Diese Zusatzkosten beeinflussen immer öfter auch Kaufentscheidungen: „Wir haben zwei Autos. 50 000 Euro zusätzlich, wer kann sich das leisten“, sagt etwa ein Mann, der sich mit seiner Lebensgefährtin in einen 70er-Jahre-Altbestand am Rande von Höchst eingekauft hat. Eine andere Wohnung, die sich das Paar angesehen habe, sei wegen der teuren Stellplätze nicht infrage gekommen.