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Protest der künftigen Ärzte

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Von: Thomas J. Schmidt

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Vor dem Präsidiumsgebäude der Goethe-Uni pfiffen die Medizin-Studenten. Sie fühlen sich sich ungerecht behandelt.
Vor dem Präsidiumsgebäude der Goethe-Uni pfiffen die Medizin-Studenten. Sie fühlen sich sich ungerecht behandelt. © Holger Menzel

Etwa 100 Medizinstudenten demonstrierten gestern gegen die schlechten Studienbedingungen im Praktischen Jahr. Sie fordern unter anderem mehr Geld.

Für 300 Euro im Monat arbeiten fast fertig ausgebildete Ärzte in den Krankenhäusern. Umgerechnet ist dies ein Stundenlohn von 1,90 Euro. Was wie ein Witz klingt, ist Realität im Praktischen Jahr, dem letzten Teil des Studiums.

Wichtige Prüfungen haben sie hinter sich, das dritte Staatsexamen, die praktische Arztprüfung, steht noch an. Im letzten Jahr ihres Studiums lernen die Medizinstudenten auf den Stationen der Lehrkrankenhäuser, was sie dafür wissen müssen. „Wir müssen Blut abnehmen und eine Reihe Dinge tun, die auf der Station anfallen. Wir sind ein Bindeglied zwischen den Schwestern und den Ärzten. Und das alles für 300 Euro im Monat“, berichtet Pascal Schnalke aus der Fachschaft Medizin. Gemeinsam mit dem Asta und der Organisation „Unterbau“ hat er gestern eine Demonstration organisiert. Um 11 Uhr trafen sich die angehenden Ärzte auf dem Campus Niederrad. Nach einem Gang zum Willy-Brand-Platz und weiter durch die Stadt endete die Demo gegen 17 Uhr vor dem Präsidialgebäude der Universität auf dem Campus Westend.

Keine Zeit für den Job

Das Problem, so Schnalke, ist für viele Studenten manifest: Während sie in den Semestern vorher oft noch etwas Zeit finden konnten, um neben dem Studium zu jobben, müssten sie sich im „PJ“, wie das Praktische Jahr abgekürzt wird, oft bei Verwandten verschulden in der Hoffnung, das Geld später, nach dem erfolgten dritten Staatsexamen, zurückzahlen zu können. Denn für 300 Euro, umgerechnet zehn Euro pro Tag, kommt man in Frankfurt nicht weit. Auch dann nicht, wenn die Nachwuchsärzte im Klinikum essen können. Der Asta-Vorsitzende Juri Ghofrani Azar, selbst Medizin-Student, bekräftigt die Forderungen: „649 Euro im Monat, den Bafög-Höchstsatz, eine kompetenzorientierte Lehre z.B. in Form von PJ Seminaren und ein Studientag pro Woche zum Lernen.“

Prof. Robert Sader, Dekan für den klinischen Teil des Studiums, zeigt teilweise Verständnis: „Der Gesetzgeber sieht vor, dass es eine Aufwandsentschädigung im PJ gibt in Höhe des Bafög-Satzes.“ Allerdings werden auch Essensmarken, gegebenenfalls Wohnraum auf dem Klinikgelände und anderes eingerechnet, so dass maximal 399 Euro ausgezahlt werden können. „Diese Forderung unterstütze ich. Wir werden die Lehrkrankenhäuser noch einmal an einen Tisch bitten und fragen, ob die Erhöhung auf 399 Euro Konsens ist.“

Gegen den Studientag

Die Studentin Inken Berg hat beobachtet: „Viele Lehrkrankenhäuser scheinen dazu bereit zu sein.“ Jasmin Bujok, die auch Medizin studiert, berichtet: „In der Schweiz zahlen sie 1300 Euro.“

Sader unterstützt die Forderung nach einer besseren Strukturierung des PJ in den Lehrkrankenhäusern. Den „Studientag“ hingegen lehnt er ab, weil die lernintensive Theorie-Prüfung bereits vor dem PJ absolviert wurde, nicht wie früher im Anschluss daran.

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