1. Startseite
  2. Frankfurt

Ein Prototyp aus Plakatmaterial

Kommentare

Sabine Lauer mit dem Prototyp der »Fechenheim-Tasche«, die sie aus den Plakaten fertigen lassen möchte, die derzeit noch das Allessa-Gebäude in Fechenheim schmücken. Für die Wände will sie über einen Fotowettbewerb neue Motive finden.	Foto: Hamerski
Sabine Lauer mit dem Prototyp der »Fechenheim-Tasche«, die sie aus den Plakaten fertigen lassen möchte, die derzeit noch das Allessa-Gebäude in Fechenheim schmücken. Für die Wände will sie über einen Fotowettbewerb neue Motive finden. Foto: Hamerski © Leonhard-Hamerski (Leonhard Hamerski)

Vor 25 Jahren entdeckte Sabine Lauer ihre Leidenschaft dafür, Kunst einen öffentlichen Raum zu geben. Nun organisiert sie Ausstellungen, Festivals, Kunstaktionen und ein Stipendium – viele davon in ihrem Heimatstadtteil Fechenheim.

Die Tasche, die Sabine Lauer über der Schulter trägt, ist etwas Besonderes. Sie ist ein Prototyp, sie ist ein Stück Fechenheim und sie ist Kunst. Gefertigt wurde die Tasche aus jenen sechs großen Fechenheim-Plakaten, die zurzeit noch als Willkommensgruß die Einfahrt zum Stadtteil auf Höhe des Cassella-Geländes schmücken. Weitere Taschen sollen folgen. Doch zunächst will Lauer die sechs Bilder durch neue Motive ersetzen – mit einem kleinem Fotowettbewerb.

Kleine und große Aktionen

Seit 25 Jahren widmet die 55-Jährige ihre Energie der Kunst – und vor allem der Organisation von großen und kleinen Kunstaktionen. Eines ihrer erfolgreichsten Projekte führt sie seit 13 Jahren nach Kirchberg Weiden, ein Dorf nahe Weimar, wo sie ein Kunstfest organisiert. Aber auch in Fechenheim initiierte sie mehrere Kunstprojekte – mal mit dem von ihr gegründeten Verein Polymerfm, mal mit ihrer Agentur „Das Kunstbüro“.

Eines dieser Projekte war 2012 die Verschönerung eines der „Stadtteilportale“, wie Lauer sie nennt: der Zufahrt von der Mainkur nach Alt-Fechenheim. Allessa stellte dafür die Wand eines Gebäudes zur Verfügung, und Lauer hängte einen Willkommensgruß und sechs großformatige Fechenheim-Fotos auf: vom Rathaus etwa, vom Main bei Hochwasser und vom eingeschneiten Linneplatz.

Für dieses Jahr plant sie mit ihrem Verein Polymerfm die Fortsetzung dieses Projekts. Ende April, Anfang Mai will der Verein einen Fotowettbewerb für alle Fechenheimer ausschreiben, um die sechs Bilder durch neue Motive zu ersetzen. „Das Thema sollen dann die Feste im Stadtteil sein.“ Im Juni, so der Plan, soll die Jury die besten Motive aussuchen. Und bis Ende des Jahres sollen die neuen, großformatigen Plakate hängen.

Identität stiften

Aus den alten Plakaten werden die Fechenheim-Taschen. „Auf ihnen ist außerdem die Skyline des Stadtteils zu sehen. So wollen wir Identität schaffen im Stadtteil“, sagt Lauer. Diese Ziel hat auch eine Gemeinschaftsaktion, die Lauer mit Allessa plant: Ein „Willkommen in Fechenheim“-Plakat an einer Rohrbrücke über der Straße Alt-Fechenheim.

Als Lauer 1989 ihren Beruf als Chemielaborantin aus gesundheitlichen Gründen aufgeben musste, wandte sie sich der Kunst zu. „Ich besuchte Ausstellungen, malte, probierte aus.“ 1991 wurde sie Mitglied der Ateliergemeinschaft QNSD in Maintal, die auch eine Galerie hat. „Ich begann, mich für die Arbeit im öffentlichen Raum zu interessieren.“ Bei Ausstellungen betreute sie Künstler, gestaltete die 1200-Jahr-Feier des Stadtteils Dörnigheim. Zur feierlichen Unterzeichnung der Städtepartnerschaft zwischen Maintal und dem Esztergom kreierte sie eine Performance, in der Bilder von Künstlern beider Orte zusammengefügt wurden.

2000 absolvierte Lauer in Ludwigsburg ein Kontaktstudium zur Kulturmanagerin. Etwa zeitgleich kam sie über den Künstler Rudolf Köpping erstmals nach Weiden. „Es ist ein Dorf mit 80 Einwohnern, in das nur eine Straße führt.“ Von der kleinen, halb verfallenen Kirche war ihr Ehemann, der Künstler Frank Rotter, so begeistert, dass er seine Werke hier zeigen wollte. Also sprachen sie den Pfarrer an und den Förderverein der kleinen Kirche – und schufen ein Kunstfestival mit Ausstellungen, Musik, Licht- und Performance-Künstlern. Inzwischen finden fast 1000 Besucher jeden Sommer für ein Wochenende den Weg in das kleine Dorf.

Aber auch in Fechenheim ist Lauer aktiv. Gemeinsam mit dem Stadtentwicklungsprojekt „Aktive Kernbereiche“ schuf Polymerfm die Freiluft-Galerie am Leinpfad und das Schüler-Kunst-Stipendien-Programm „Eastside“. In seinen Räumen veranstaltet Polymerfm einen Poesie-Salon und einen philosophischen Lesekreis. Seit 2007 organisiert Lauer an der Herder-Gesamtschule im Ostend das Schulkünstler-Projekt der 1822-Stiftung.

Einen Überblick über Lauers Projekte gibt eine kleine Ausstellung bis Montag, 30. April, im Eastside-Atelier, Alt-Fechenheim 132. Infos gibt es im Internet unter oder unter

Auch interessant

Kommentare