Prozessauftakt um Mord an der Mauer

Täter in Osnabrück festgenommen
Osnabrück/Römerstadt -Vor dem Landgericht Osnabrück hat am Dienstag der Mord-Prozess gegen zwei junge Männer begonnen, die im Dezember in der Römerstadt den 25 Jahre alten Dealer Samuel D. erschossen haben sollen. Benjamin K. (20) und Elysa B. (21) schweigen zu den Tatvorwürfen.
Emotionen sind selten im Saal 272 des Landgerichts Osnabrück, doch an diesem Morgen ertönen verzweifelte Laute, als die beiden Angeklagten hereingeführt werden. Auf der Seite der Nebenkläger steht die Mutter des Opfers, hält den mutmaßlichen Mördern schluchzend zwei Fotos ihres Sohnes entgegen. Die jungen Männer bleiben ungerührt. Und sagen nichts. Gegenüber der Polizei haben sich aber offenbar geäußert, denn die Anklage ist detailliert.
Laut Staatsanwaltschaft stammen die jungen Männer "aus der gehobenen Mittelschicht". Zehnmal seien sie bereits in Frankfurt gewesen, um Drogen zum Weiterverkauf zu beschaffen, ihr gutes Leben zu finanzieren. Im Dezember fielen sie aber auf einen Trick herein: Nachdem Benjamin K. einem unbekannten Dealer 4800 Euro übergeben hatte, erklärte der, er müsse das Kilo Marihuana noch holen. Als er nach 20 Minuten noch nicht wieder da war, wussten die Osnabrücker, dass man sie übers Ohr gehauen hatte.
"Ich gehe aus Frankfurt nicht mit Null raus!", soll Benjamin K. anschließend gesagt haben. Er organisierte für 22 Uhr einen Deal unterhalb der Römerstadt-Mauer, lud seine Pistole durch. Seinem Kumpel Elysa B. drückte er eine Schreckschusspistole in die Hand, wies ihn an, wenn er "safe" rufe, das gesamte Magazin auf Samuel D. abzufeuern.
Zum Mörder von Samuel D. wurde dann aber offenbar Benjamin K. Der soll bei der Übergabe zunächst das Signalwort gerufen, dem Frankfurter ins Gesicht geschlagen haben und dann mit der Ware weggerannt sein. Elysa B. wiederum habe die Schreckschusspistole gezogen, sie aber verloren. Er sei hinter seinem Kumpel hergelaufen - verfolgt von Samuel D.. Der holte die Osnabrücker ein. Es folgte der tödliche Schuss.
Nach der Verlesung der Anklage gab es hinter verschlossenen Türen ein Rechtsgespräch. Deal nennen das die Juristen. Dabei werden Geständnis und Maximal-Strafe ausgehandelt. Der Prozess wird am 4. Juli fortgesetzt.
Hendrik Steinkuhl