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Produziert Podcasts rund um die Themen Psychologie und Psychotherapie: Miriam van Lijnden.
Produziert Podcasts rund um die Themen Psychologie und Psychotherapie: Miriam van Lijnden. © privat

Mit ihrem Podcast „Freud und Leid“ wendet sich Miriam van Lijnden an Menschen, die auf einen Therapieplatz warten.

Frankfurt -Eigentlich hat ihr Mann Miriam van Lijnden auf die Idee mit dem Psychotherapie-Podcast gebracht. „,Mach doch mal‘, hat er gesagt.“ Die 37-Jährige lacht. „Ich bin eigentlich kein politisch aktiver Mensch. Aber dann habe ich gedacht, ich könnte die Zeit meiner Psychotherapie-Ausbildung ja wirklich auch nutzen.“ Ihr Mann ist Journalist, er hatte gerade einen Beitrag zur schlechten Versorgungslage mit Therapieplätzen veröffentlicht. Ein Podcast, der unter anderem die verschiedenen Therapieformen und Anlaufstellen vorstellt, beschloss Miriam van Lijnden, könnte helfen, die oft lange Wartezeit auf einen solchen Platz zu überbrücken. „Natürlich nicht so, dass man danach keinen mehr braucht. Aber man kann sich ja schon mal mit dem Thema auseinandersetzen und dann möglicherweise gleich gezielter suchen“, sagt sie.

Am Anfang ein riesiger Lernprozess

Ihre Ausbildung zur Psychotherapeutin begann van Lijnden 2022, nach ihrem Psychologiestudium arbeitete sie zunächst als Strategieberaterin für Künstliche Intelligenz. „Ich wollte erstmal in der Wirtschaft Fuß fassen, aber psychotherapeutische Arbeit war schon immer mein Herzensthema.“ Im Januar 2022, am Ende ihres Elternzeit-Jahres, war die Zeit für den Branchenwechsel reif. Vier Monate trug sie außerdem die Podcast-Idee mit sich herum, dann begann sie, sich auch hier einzuarbeiten. „Am Anfang war das ein riesiger Lernprozess“, sagt sie. Nicht nur, dass sie noch nie ein Schnittprogramm bedient hatte. „Auch die Art zu fragen ist ganz anders. Man fragt nicht so, dass sich der Gesprächspartner verstanden fühlt, sondern so, dass die Zuhörer das Gesagte nachvollziehen können. Das war ein bisschen, wie eine neue Sprache zu lernen.“

Die ersten Folgen von „Freud und Leid - dem Podcast über Psychotherapie und das glückliche Leben“ widmet van Lijnden der Vorstellung der vier großen Therapieformen Verhaltenstherapie, Psychoanalyse, Tiefenpsychologie und systemische Therapie. Danach folgt sie ihren Lehrinhalten, Interessen oder Empfehlungen, die sie von anderen bekommt. „Ich gehöre zu denen, die gerne in Fenster schauen, hinter denen Licht brennt. Die Menschen, mit denen ich spreche, machen das Licht sogar freiwillig an, weil sie für ihr Thema brennen.“ Denn auch für Experten sei es oft schwierig, ihr Wissen unter die Menschen zu bringen. „Ein Podcast ist da ein relativ einfacher Weg, weil man ihn sogar nebenher hören kann, während man die Wäsche macht.“

Live hypnotisiert

Ein besonderer Höhepunkt für van Lijnden selbst war die sechste der mittlerweile 15 Folgen, in der es um Angststörungen und Hypnose ging - und bei der sie live hypnotisiert wurde. „Wenn ich das jetzt noch mal höre, klingt es völlig absurd. Aber das Gefühl war definitiv spürbar, es war absolut faszinierend.“ Zu sagen, dass diese Folge oder der Podcast insgesamt sie verändert hätten, sei übertrieben. „Aber beeinflusst haben mich die Begegnungen schon. Mit dem Thema Angststörungen zum Beispiel möchte ich mich gerne weiter auseinandersetzen, auch weil sie besonders viele Menschen betreffen.“ Rund 28 Prozent der Erwachsenen in Deutschland (knapp 18 Millionen Menschen) leiden laut der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) an einer psychischen Erkrankung, mehr als die Hälfte davon (knapp zehn Millionen) an einer Angststörung.

Wenn ihre Gesprächspartner, wie ihr jüngster Gast, der Schematherapeut Eckhard Roedinger, aus Frankfurt kommen, trifft sich van Lijnden zum Gespräch, ansonsten telefoniert sie, und beide nehmen ihre jeweilige Tonspur auf, die van Lijnden dann zusammenschneidet. „Auch nach einem Jahr habe ich noch das Gefühl, ich stehe ganz am Anfang. Aber auf diesem Weg mit Menschen in Kontakt zu kommen, ist toll. Und es macht einen Unterschied, ob man etwas in einem Buch liest, oder ob jemand mit Begeisterung davon erzählt“, sagt sie. Weil ihre Folgen keinen festen Erscheinungstermin haben, sondern in lockerer Folge erscheinen, kann sie die Arbeit am Podcast mittlerweile gut in ihren Alltag zwischen Kind und Ausbildung integrieren. „Es ist ja auch nicht nur Arbeit, sondern auch Spaß. Und gibt mir Energie und Inspiration.“

Das Thema entstigmatisieren

Wie viele Hörer sie hat, weiß die 37-Jährige nicht. „Aus Selbstschutz“, sagt sie. „Wenn es weniger sind, als ich glaube, könnte das demotivierend sein. Wenn es mehr sind, macht es mich nervös.“ Irgendwann werde die Neugierde wohl doch stärker sein. „Aber das schiebe ich so weit wie möglich hinaus, die Zahl rennt ja nicht weg.“ Bis dahin wird sie weiter Themen rund um psychische Erkrankungen und ihre Therapie aufgreifen, auch, um das Thema zu entstigmatisieren. „Denn wenn die Menschen besser Bescheid wissen, können wir auch früher mit Präventionsmaßnahmen beginnen - und so vielleicht verhindern, dass sich das Störungsbild überhaupt ausbildet.“ Die beste Präventionsmaßnahme, sowohl für psychische als auch für physische Krankheiten, sagt Miriam van Lijnden, sei übrigens nach wie vor Sport. „Das wollen viele nicht hören, weil Sport Überwindung kostet, aber so ist es nunmal.“ Wer eine Motivationshilfe brauche, könne ja nebenher ihren Podcast hören. Sarah Bernhard

Alle Folgen von „Freud und Leid - der Podcast über Psychotherapie und das glückliche Leben“ sind verfügbar auf www.miriamvanlijnden.de, Spotify und Apple Podcasts.

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