1. Startseite
  2. Frankfurt

Putin-Fans und Querdenker schließen sich in Frankfurt zusammen

Erstellt:

Von: Sabine Schramek

Kommentare

Polizisten nehmen einen Teilnehmer der pro-russischen Demonstration auf dem Opernplatz fest. Er hatte zuvor ein Bengalo gezündet.
Polizisten nehmen einen Teilnehmer der pro-russischen Demonstration auf dem Opernplatz fest. Er hatte zuvor ein Bengalo gezündet. © Bernd Kammerer

Zu einer Pro-Russland-Demonstration in Frankfurt kommen 400 Teilnehmer. Ein Großteil von ihnen aus der Querdenker-Szene.

Frankfurt - Seit einigen Wochen sind jeweils zwei Querdenker-Demos auf unterschiedlichen Routen samstags in Frankfurt unterwegs. Mit jeweils weniger als 100 Teilnehmern. Für Sonntag wurde auf ihren Telegram-Kanälen zu einer weiteren Demo aufgerufen. Zur selben Zeit auf dem Opernplatz, an dem der junge sogenannte „Verband der Russlanddeutschen in Hessen“ unter dem Motto „Für Frieden, Freiheit, Freie Meinung. Gegen Propaganda, Sanktionswahnsinn, Waffenlieferungen“ 1500 Teilnehmer bei der Versammlungsbehörde angemeldet hatte. Ebenso wenig wie von Querdenkern laut Polizei für Sonntag eine Demo dort angemeldet war, wurde die Pro-Russland-Demo auf ihren Kanälen kommuniziert.

Am Opernplatz mischen sich Russlandflaggen, Deutschland-Flaggen pur und mit Banane oder Ähre, Palästinenserflaggen, eine Flagge aus Aserbaidschan und Friedentauben mit der Forderung „Raus aus der Nato“ wehen im Wind, ein Kleintransporter mit Querdenker-Sprüchen steht auf dem Opernplatz, an dem sich etwa 200 Menschen einfinden, die pro Russland und gegen die Ukraine sind. Zeitgleich singen 350 Menschen auf dem Goetheplatz mit Tränen in den Augen die Hymne der Ukraine und zeigen Plakate, die Russland als „Terroristen-Staat“ bezeichnen. Ein Plakat mit der Aufschrift „Kill Putin“ muss von einem Teilnehmer ebenso zurückgenommen werden, wie ein Plakat mit einer Bombe und der Aufschrift „wir wollen die Wahrheit“ bei den Pro-Russen. „Sie waren einsichtig und auf beiden Seiten wurden die Plakate nach unserer Kommunikation zusammengerollt“, so der Einsatzleiter der Polizei.

Frankfurt: Pro-Russland-Demo durch die Innenstadt - Etwa 400 Teilnehmer

Kurz bevor sich die Pro-Russland-Demo durch die Innenstadt in Bewegung setzt, zählt die Polizei 400 Teilnehmer. Die Ukrainer sammeln sich an der Seite des Opernplatzes und protestieren lautstark. Ein Rauchtopf wird bei den Pro-Russen entzündet, die Polizei schreitet ein. Zwischen dem Pro-russischen Protest und den Ukrainer wird eine breite Polizeikette gebildet, zwei Männer mit Kampfhunden, die sich vor den Ukrainern aufbauen, werden weggeschickt. Während die Pro-Russen Richtung Eschenheimer Turm zur Hauptwache gehen, ziehen die Ukrainer über die Goethestraße und Freßgass zur Hauptwache. Die Polizei hält sie davon ab, auf die Hauptwache zu gehen, an der die Pro-Russen eine kurze Kundgebung abhalten, bevor sie zurück an den Opernplatz gehen. Knapp 100 Pro-Russen sind noch am Ziel dabei. Etwa ebenso viele Ukrainer protestieren am Rand.

Im April hatten bei der ersten Kundgebung nach Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine russische Nationalisten und Putin-Befürworter 800 Teilnehmer auf die Straße bekommen, im Mai waren es 300. Da die Teilnehmerzahlen sowohl der Pro-Russland-Vertreter als auch bei den Querdenkern massiv schrumpfen, scheinen sie sich in Frankfurt zusammenschließen zu wollen. „Meine Maske schützt ukrainische schwangere Männer vor dem Klimawandel“ – so auf einem Plakat auf einer Querdenker-Demo, das einen muskulösen Mann mit Brille, schwarzem Vollbart und rotem T-Shirt auf hellblauem Grund zeigt, der den Spruch auf einem um den Hals hängenden Handy trägt, daneben eine kleine Flagge mit Friedenstaube mitten in russischer und ukrainischer Flagge, zeigt die Vermengung an Themen, die Querdenker verknüpfen.

Frankfurt: Demo über Telegram organisiert - Keine Ansprechpartner bei „Verband der Russlanddeutschen in Hessen“

Noch für eine der beiden Samstags-Demos kommunizierte eine der Gruppen auf Telegram, dass sie „wesentliche Wurzeln gegenwärtigen Übels beseitigen wollen: a) Bestechlichkeit der Politik; b) Medienpropaganda“. Angemeldet war die Demo unter dem Titel „Grund-, Menschen- und Freiheitsrechte“. Die zweite Fraktion hatte unter anderem die Slogans „Öffnet Nordstream 2“, „Wir sagen Nein zu Testzwang und Test-Terror“, „Raus aus der Nato und G7“ zum Thema. Bereits vor einigen Wochen hatten Mitglieder vom Bündnis „Frankfurt for Ukraine“ und der Initiative „Wir überlassen Frankfurt nicht den Kriegstreibern“ darauf hingewiesen, dass Querdenker „Kontakte zu Pro-Putin-Aktivisten und zu Israel-Feinden knüpfen“.

Wer hinter dem „Verband der Russlanddeutschen in Hessen“ steht, ist unklar. Es gibt weder eine Website noch Ansprechpartner oder eine Telefonnummer. Die Interessengemeinschaft der Deutschen aus Russland in Hessen (IDRH) hat per Pressemeldung vehement betont, „dass wir in keinster Weise mit vergangenen und angekündigten prorussischen Demonstrationen in Verbindung stehen“. Die Polizei zeigt sich zufrieden. „Im Großen und Ganzen sind die Demos am Sonntag friedlich verlaufen.“ (Sabine Schramek)

Querdenker demonstrieren vor Medienhäusern in Frankfurt. Journalisten werden bedrängt, beleidigt, bespuckt und angegriffen.

Auch interessant

Kommentare