Radeln für den guten Zweck

Der Frankfurter Miljenko Mrkonjic sammelt auf seiner Tour nach Santiago de Compostela Spenden für ein Kinderheim
Frankfurt -Miljenko Mrkonjic hat 2300 Kilometer Fahrradstrecke vor sich und Santiago de Compostela und 50 000 Euro Spendengelder zum Ziel. Am Sonntag startete der 29-Jährige, den alle Mili nennen, in Frankfurt zum zweiten Mal zu einer Radtour, um Spendengelder zu sammeln. Dieses Mal für den Bau eines behindertengerechten Spielplatzes an dem Kinderheim Maestral im kroatischen Split.
Vor drei Jahren fuhr er innerhalb von elf Tagen 1500 Kilometer bis Split für Kinderkrebshilfe-Organisationen in Frankfurt und Kroatien. Damals gründete er die Aktion „We ride against cancer“ (Fahrradfahren gegen Krebs). Inzwischen betreibt er auch die Seite „Cycling for good“ (Fahrradfahren für einen guten Zweck). Es geht darum, mit einer aufsehenerregenden Reise die Aufmerksamkeit für Themen zu wecken, die der Unterstützung bedürfen und auf diese Weise Geld für die gute Sache zu sammeln.
Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens
Die erste Spendenradtour startete Mili anlässlich eines für ihn bedeutungsvollen Jahrestages. Im Alter von 16 Jahren war er an Lymphdrüsenkrebs erkrankt, kämpfte sich durch die Therapie und besiegte die Krankheit. Das jährte sich 2020 zum zehnten Mal. Und er habe etwas zurückgeben wollen. Nicht nur dieser Abschnitt seines Lebens prägte ihn: Seine Mutter musste aus dem kroatischen Kriegsgebiet flüchten, er wuchs in Deutschland auf. Früh war er mit existenziellen Fragen des Lebens konfrontiert, die ihn immer wieder auf die Sinnsuche schicken. Diesem tieferen Sinn des eigenen Seins will er auf dem Jakobsweg nachspüren und in sich hineinhören. Er lebe im Bewusstsein, dass „das Leben schnell vorbei sein kann. „Und man will, dass etwas von einem bleibt“. Und noch etwas treibt ihn um: „Ich bin seit 15 Monaten Papa, und da macht man sich so seine Gedanken, vieles relativiert sich. Es schmerzt mich zu wissen, dass es Kinder gibt, die nicht die gleichen Möglichkeiten haben.“
Im Kinderheim Maestral gibt es mehr als 100 Kinder und Jugendliche vom Säuglingsalter bis zum Alter von 21 Jahren, plus 60 Kinder in der Tagesbetreuung. Das Gebäude des Kinderheims ist 51 Jahre alt, der Spielplatz ist spärlich, Rampen und andere Einrichtung für Kinder mit Behinderung fehlen - aber gerade dort gibt es viele Kinder mit Einschränkungen. Außerdem müsste auch die Küche des Heims erneuert werden. „Wir haben davon gehört. Kroatien ist kein besonders reiches Land. Und da haben wir gesagt, dann nehmen wir das in die Hand“, so Mili.
50 000 Euro Spendengelder möchten Milo und sein Freund Drago Jukic, der mitfahren wird, sammeln. Damit könne man die Basis für Verbesserungen in dem Heim legen. 30 000 Euro sind vor drei Jahren zusammengekommen. Die beiden haben sich also dieses Mal ordentlich was vorgenommen: Mit 150 Kilometern Streckenleistung am Tag (50 Kilometer mehr als 2020) und einer Erhöhung der angestrebten Spendensumme um 20 000 Euro, wollen sie jetzt gewissermaßen um ein Drittel besser sein als bei der ersten Tour.
„Ja, da tut einem jeder Knochen und jeder Muskel im Körper weh“, wenn man jeden Tag so eine Strecke hinter sich bringe. „Das sind Schmerzen, aber es sind schöne Schmerzen“, sagt Mili und lacht. Und er gibt zu: Wenn es das Spendenziel nicht gäbe, würde er vermutlich nach ein, zwei Tagen aufgeben, sagt er. Und vermutlich werde er sich zwischendurch auch immer mal wieder fragen, warum er sich das antue: für die gute Sache.
Jederzeit erreichbar sein
Mili und Drago werden unterwegs Couch surfen - sprich bei privaten Leuten auf dem Sofa übernachten - und in günstigen Unterkünften nächtigen. Nur zelten, das geht nicht. „Wir müssen erreichbar sein. Das Handy muss geladen sein“, erklärt Milo, damit er kontinuierlich auf seinen Social-Media-Kanälen wie Facebook und Instagram posten und für die gute Sachen werben und zum Spenden motivieren könne. Und damit die Presse ihn erreicht. Vor drei Jahren genoss die Aktion große Aufmerksamkeit, es gab viele Medienberichte. Gegen Ende der Reise wurden die Radler in den Orten von winkenden und jubelnden Menschen begrüßt, weil ihre Geschichte ihnen vorausgeeilt war. Mili wird also nicht nur täglich acht Stunden auf dem Rad, sondern auch noch eine ganze Weile am Handy sein.
Die Spenden werden über die unabhängige und provisionsfreie kroatische Plattform A1 gesammelt, und zwar ausschließlich darüber. „Man kann uns kein Geld in die Hand drücken, sondern spendet dorthin, und von dort aus geht das Geld direkt an das Kinderheim“, betont er die Transparenz der Aktion. Hier der Link zur Spendenplattform: https://www.cinipravustvar.hr/izazovi/put-za-igru/341
Am Sonntag sind die beiden am Casual Café im Nordend gestartet. Im Gepäck dabei haben Miljenko Mrkonjic und Drago Jukic gemalte Bilder und gute Reisewünsche der Kinder des Heimes Maestral. Michelle Spillner