Neuer Radweg sorgt für Ärger in Frankfurt - CDU fordert sofortigen Rückbau

Freie Fahrt für Radler, Stau für die Autos: Seit der Umgestaltung stockt auf der Maybachbrücke in Frankfurt der Verkehr. Die Meinungen im Ortsbeirat 8 gehen auseinander.
Frankfurt - Wie ein Band zieht sich der neue Radweg vom Weißen Stein bis zur Heddernheimer Landstraße - der neue Nordstrang für den Radverkehr, den die Stadt dort seit Ende August realisiert. Stück für Stück wird auf der Dillenburger Straße und der Maybachbrücke die rechte der beiden Fahrspuren umgewandelt, an Kreuzungen, Ein- und Ausfahrten sowie gefährlichen Ecken rot markiert und teilweise baulich abgetrennt.
Ein Schritt, der den Ortsbeirat 8 (Heddernheim, Niederursel, Nordweststadt) spaltet. Denn während die CDU-Fraktion mit einem Dringlichkeitsantrag den Rückbau der Radverkehrsanlagen und Stopp der weiteren Arbeiten - mit Ausnahme des Abschnittes zwischen der Kaltmühlstraße bis Nassauer Straße stadteinwärts - forderte, gab es Lob für den Radweg von den Grünen wie auch von der SPD-Fraktion. Was zwar dazu führte, dass der Antrag, mit Gegenstimmen von Grünen, SPD und Linken mehrheitlich abgelehnt wurde. Die Diskussion aber keinesfalls im Keim ersticken wird. Das wurde in der Sitzung am Donnerstagabend deutlich.
Stau auf der Maybachbrücke in Frankfurt
„Ich fühle mich in die 1960er-Jahre zurückversetzt. Als das Auto als All-Heilmittel beschworen wurde. Dies sind jetzt wohl die Radfahrer“, sagte der CDU-Fraktionsvorsitzende Ralf Porsche, der die Auswirkungen des neuen Radwegs morgens auf dem Weg zur Arbeit in die Innenstadt spürt. Doppelt so lange brauche er, weil sich „spätestens vor der Maybachbrücke“ der Verkehr staue.
Das, sagte eine begeisterte Radfahrerin, die sich über den „roten Teppich, der für uns ausgerollt wurde“ freute, sei aber nur temporär. „Wenn die Arbeiten abgeschlossen sind, sind die Staus weg“, ist sie überzeugt. Damit rechnet auch Ansgar Hegerfeld, verkehrspolitischer Sprecher des ADFC Frankfurt. „Man sollte warten, bis die Farbe getrocknet ist, ehe man den Rückbau fordert“, sagte er.
Neu ist die Idee der Wegnahme zweier Spuren zugunsten eines Radweges auf der Dillenburger übrigens nicht. Gab es doch, wegen des engen Zustandes auf einem Teil der Radwege, im Achter bereits im November 2021 einen Prüfen-und-Berichten-Antrag, den das Gremium verabschiedet hattete. Mit Gegenstimmen von CDU, FDP, Freien Wählern und Walter Wiebe (fraktionslos). Eindeutiger war die darauf folgende Antwort des Magistrats: Man begrüße zwar die Maßnahme, eine Realisierung könne aufgrund zahlreicher anderer Projekte in den nächsten Jahren allerdings nicht in Aussicht gestellt werden.
Neuer Radweg in Frankfurt spaltet Ortsbeirat
Umso verwunderter war daher Ortsvorsteherin Katja Klenner (CDU) als sie im Mai „ganz zufällig“ durch die Stadt von der anstehenden Maßnahme auf der Dillenburger erfuhr. „Es geht nicht darum, dass Radfahrer eine bessere Infrastruktur erhalten. Es geht darum, dass der Ortsbeirat auf dieser Reise nicht mitgenommen wurde und wir jetzt Probleme haben. Die es, wenn man uns ins Boot geholt hätte, vielleicht nicht gegeben hätte“, sagte sie. So sehe sie ein Problem darin, dass durch die breiten Radwege dort auch deutlich schneller gefahren werde. Die Bezeichnung „Radfahrer-Autobahn“, die aus dem Plenum fiel, fand sie nicht unpassend.
Man sei doch mitgenommen worden, entgegnete Helga Dörhöfer (Grüne). Habe der Ortsbeirat doch mit seinem einstigen Antrag quasi „den Impuls““ gegeben. Mitnichten, sagte Joachim Rotberg (CDU), der die Nicht-Information an das Stadtteilgremium als Fauxpas bezeichnete. „Es geht hier um eine grundlegende Veränderung der Verkehrsführung. Da müssen wir beteiligt werden. Wir unterstützen nur den Abschnitt zwischen Kaltmühlstraße und Nassauer Straße“, sagte er.
Abwarten, dann entscheiden
Roger Bohn, Fraktionsvorsitzender der SPD, klang zwiegespalten. „Überdimensioniert“ finde er den jetzigen Radweg. Allerdings sei es „ein schönes Fahren“. „Wir sollten es mal so laufen lassen und sehen, was passiert“, sagte er. Das sah auch seine Fraktionskollegin Stephanie Mohr-Hauke so. „Es ist wichtig, dass wir eine Diskussion auf Augenhöhe führen und nicht die Radfahrer gegen die Autofahrer ausspielen“, bat sie um konstruktive Kritik. Während sich Karlheinz Platz (Grüne) über den Radweg freute.
„Der Gehweg, den sich Radfahrer und Fußgänger geteilt haben, ist zu schmal. So ist es für alle angenehmer“, sagte er, versicherte aber zugleich auch, dass seine Fraktion, wenn der Stau bliebe, sich einem Änderungsantrag nicht versperre. „Aber einem Rückbau werden wir niemals zustimmen“, sagte er. (Judith Dietermann)
Jahrzehntelang wurde es geduldet, doch jetzt greift die Stadt Frankfurt immer öfter gegen illegales Gehwegparken durch.