Drogen, Suff und jetzt auch noch Randale – Anwohnern im Nordend Frankfurt platzt der Kragen

Seit Jahren fühlt sich das Partyvolk im Nordend von Frankfurt wohl. Doch Drogen, Lärm und Müll belasten die Anwohner. Polizei und Reinigungsdienst kommen an ihre Grenzen.
Frankfurt – Verschlimmert hat sich in diesem Jahr die Situation am Friedberger Platz, Luisenplatz und Matthias-Beltz-Platz, wenn freitags das Partyvolk dort feiert. Das ist die bittere Erkenntnis von Silke Jungfleisch von der Bürgerinitiative Luisenplatz. Zu Lärmbelästigung, Vermüllung und Pinkeln in Vorgärten geselle sich nun Vandalismus und eine aggressive Stimmung.
„Nachbarn werden angegangen. Neulich wurde versucht, einen Kleinwagen umzuwerfen. Die Geduld der Anwohner ist am Ende“, sagte sie in der Bürgeranhörung zur abendlichen Nutzung der Plätze im Nordend, zu der der Ortsbeirat 3 eingeladen hatte. Der Beltz-Platz hat sich laut einem Anwohner zudem zu einem Drogenumschlagplatz entwickelt.
Angesichts der Vielzahl an Problemen vermisst Jungfleisch ein Konzept und eine klare politische Haltung, um die Situation im Sinne der Anwohner zu lösen. Eine angeregte Sperrstunde könnte ebenso ein Mittel sein wie Lautsprecheransagen oder das Einbinden von Kiosken und Kneipen, Bislang werde aber nur ohne durchschlagenden Erfolg in Steuerungsgruppen und am runden Tisch über Maßnahmen diskutiert. Es dränge sich der Eindruck auf, als würden die Bedürfnisse der Anwohner nach Ruhe ignoriert, die Feiernden bevorzugt, warf ein wütender Gast der Anhörung ein.
Frankfurt: Stadtpolizei hat gegen Party-Szene nur begrenzte Möglichkeiten
Ordnungsdezernentin Annette Rinn (FDP) erklärte, es sei das Ziel, den Feiernden dort alternative Orte anzubieten, wo weniger Menschen wohnen. Die Hauptwache sei ein erster Versuch – zuletzt seien 300 Leute vom Friedberger Platz dorthin gegangen. Den Königsweg zur Befriedung gebe es aber nicht, so Rinn. „Die Ideen, die wir entwickeln, werden 2022 noch nichts bringen, aber die Jahre später.“ Geprüft werde aktuell ein Alkoholverbot auf Plätzen, die Antwort stehe aus, weil dies Landessache sei.
„Wir arbeiten nicht gegen Sie, sondern mit Ihnen“, stellte Matthias Heinrich, Chef der Stadtpolizei, klar. Allerdings hätten die Beamten nur begrenzte Möglichkeiten – etwa Bitten und Aufforderungen, weil die Menschen sich auf den Plätzen aufhalten dürften. Er erinnerte daran, dass nur begrenzt Personal verfügbar sei und nach Prioritäten eingesetzt werden müsse. Bei 2000 Personen auf dem Friedberger Platz und 50 auf dem Beltz-Platz sei klar, wo die Prioritäten seien. „Dass wir bis 23 Uhr die Leute vom Platz runterbringen, ist aber doch ein schöner Erfolg“, betonte er.
Frankfurt: Furcht vor Luther-Platz als nächste Partylocation
Das sehen jedoch nicht alle so. Durch diese Praxis würde ein Verdrängungseffekt einsetzen. Am Merianplatz sei das offensichtlich, klagte ein Anwohner. Gegen 23.30 Uhr fülle sich der Platz. Jungfleisch sieht gar die Gefahr, dass der Luther-Platz die nächste Partylocation werden könnte. Ausdrücklich lobte sie die Stadtpolizei und die FES: „Die Jungs machen einen Superjob.“
Laut Claudia Gabriel, Leiterin der Stabsstelle sauberes Frankfurt, wurden die Teams der Straßenreinigung zuletzt aufgestockt. Diese beginnen um 21.45 Uhr den Friedberger Platz und dann den Luisenplatz zu säubern. Das soll es den Besuchern möglichst ungemütlich machen und sie zum Gehen bewegen. Weil am Beltz-Platz rund ums Kiosk "Gudes" täglich reger Betrieb ist und wieder Sperrmüll anfalle, werde dort nun einmal wöchentlich ein Fahrzeug zum Abtransportieren vorbeigeschickt, versprach sie.
Apropos Beltz-Platz: Polizeioberrat Marco Weller versprach, angesichts der zunehmenen Drogenproblematik, dass künftig öfter Beamte vorbeischauen. Der Anwohner wird sicher sehr freuen. Denn: "Ich will hier noch länger wohnen." (Matthias Bittner)