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„Ist ja kein Zustand“: Stadt will gegen häufige Überflutung im Südbahnhof vorgehen

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Am Abend des 16. August war der Südbahnhof überschwemmt worden - zum wiederholten Mal. Nun reagiert die Stadt und will Überflutung künftig verhindern.
Am Abend des 16. August war der Südbahnhof überschwemmt worden - zum wiederholten Mal. Nun reagiert die Stadt und will Überflutung künftig verhindern. © 5VISION.NEWS

Nach der erneuten Überflutung des Südbahnhofs im August will die Stadt nun reagieren. Doch die Umsetzung von Maßnahmen kann Jahre dauern.

Frankfurt – Bilder vom überfluteten Südbahnhof sollen nicht erneut durch die Fernsehnachrichten in aller Welt flimmern. Deshalb will die Stadt im kommenden Frühjahr den Schutz der Bahnstation in Sachsenhausen verbessern. Ablaufrinnen mit einer Länge von insgesamt 28 Metern sollen als schnelle Lösung einen ersten Schutz bieten. Das hat der für die Stadtentwässerung zuständige Dezernent Wolfgang Siefert (Grüne) am späten Donnerstagnachmittag im Plenum der Stadtverordneten angekündigt.

Mitte August war der Südbahnhof bei länger anhaltendem, starken Regen überflutet worden. Die Wassermassen waren von der Mörfelder Landstraße in die knapp unterhalb des Straßenniveaus gelegene Erdgeschossebene der Station geflossen, von dort auch weiter in die U-Bahn-Station. Dabei wurde unter anderem eine Glastür eingedrückt; das Wasser stand bis zu einem Meter hoch. Die spektakulären Handyvideos der Überflutung wurden weltweit in Fernsehnachrichten gezeigt.

Südbahnhof wird seit Jahren bei Starkregen geflutet

Die Überflutung war allerdings nicht die erste: Seit Jahren wurde der Südbahnhof immer wieder bei Starkregen geflutet. „Die Problematik ist der Stadt bewusst“, sagt Dezernent Siefert. Die Stadt stehe mit der Deutschen Bahn „in aktivem Austausch, um dieser Herausforderung ganzheitlich zu begegnen“, erläutert der Dezernent.

Nach der Überflutung vom August hatten sich zunächst Stadtentwässerung und Bahn gegenseitig für die Überflutung verantwortlich gemacht. An entsprechende Berichterstattung auch in dieser Zeitung erinnert Volt-Fraktionschef Frederik Huber. Bisher hat lediglich die städtische Stadtwerke-Verkehrsgesellschaft (VGF) ihre vier U-Bahn-Zugänge direkt an der Straße gesichert: mit übergroßen Sinkkästen sowie niedrigen Schutzwänden, die sich bei Überflutungsgefahr aufstellen.

Dass die Station immer wieder überflutet wurde, „ist ja kein Zustand“, stellt Siefert klar. Er beteuert auch: „Die Maßnahmen, die in unserer Hand liegen, werden wir nächstes Jahr ausführen.“

Politik fordert: Deutsche Bahn muss auch noch ins Boot

Der Magistrat arbeite schon seit Längerem daran, die Straßenentwässerung der Mörfelder Landstraße am Zugang zum Bahnhof leistungsfähig auszubauen, erinnert Siefert. Er will konkret nächstes Jahr zwischen März und Mai damit loslegen: Dann sollen Beton-Schlitzrinnen, 36 Zentimeter breit und insgesamt 28Meter lang, „im Bereich der Treppenabgänge zur S- und U-Bahn-Station versetzt und an die Vorfluter angeschlossen“ werden. Die Planung dafür sei abgeschlossen, der Magistrat solle in Kürze Grünes Licht geben, kündigt Wolfgang Siefert an. 200.000 Euro soll diese erste Sicherung kosten.

Warum die Überflutungsgefahr gerade hier so groß ist

Allerdings räumt der Dezernent ein: Grundlegend gebannt sei die Überflutungsgefahr damit noch nicht. Die vor Jahrzehnten geplante Infrastruktur der Entwässerung in diesem Bereich sei nicht mehr in der Lage, die Wassermassen vom Sachsenhäuser Berg aufzufangen. Denn diese fielen durch den Klimawandel immer öfter immer stärker aus. Da die Kanäle nicht mehr ausreichten, staue sich das Wasser bei Starkregen an der Oberfläche – auf der Straße, erläutert Siefert.

Als Lösung muss die Stadt die Kanalkapazität erhöhen. Daher solle der Kanal unter der Mörfelder Landstraße saniert und vergrößert werden. Zudem solle ein Entlastungskanal zum Main gebaut werden. „Die Projektierung und die Realisierung dieser Maßnahmen kann allerdings mehrere Jahre betragen“, gesteht Siefert.

Wieso ausgerechnet die U-Bahn-Station trocken bleibt

Als weitere Sicherungsmöglichkeit sieht der Dezernent Wassersperren - so wie sie sich an den VGF-Zugängen bewährt hätten. Es sei bezeichnend, dass die tiefer liegende U-Bahn-Station bei Starkregen trocken bleibe, die darüber gelegene Bahnstation aber überflutet werde. Die Sperren lägen in der Zuständigkeit der Bahn, erklärt Siefert. Wie schnell sie gebaut werden könnten, könne der Magistrat nicht sagen. „Wir befinden uns dazu in laufendem Austausch mit der DB.“

Die Bahn lehne sich zurück und müsse „in die Pötte kommen“, fordert Volt-Fraktionschef Martin Huber. Er lobt ausdrücklich, dass die Stadt „trotz dieser Zuständigkeitproblematik“ vorangehe. (Dennis Pfeiffer-Goldmann)

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