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Rebstock: Diese Schule macht krank

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Bereits am 20. Dezember wurde die Grundschule am Rebstock evakuiert, weil Kinder und Lehrer über Atemnot und Augenreizungen klagten.
Bereits am 20. Dezember wurde die Grundschule am Rebstock evakuiert, weil Kinder und Lehrer über Atemnot und Augenreizungen klagten. © Salome Roessler

Eltern und Lehrer werfen der Schulleitung der Grundschule Rebstock vor, gesundheitsschädliche Baustoffe im Schuldgebäude nicht ernst zu nehmen. Weil dort Schüler und Pädagogen krank werden, haben Eltern nun die Staatsanwaltschaft eingeschaltet.

Vor zwei Monaten musste die Grundschule Rebstock evakuiert werden. 17 Schüler und Lehrer mussten am 20. Dezember 2016 wegen Atemproblemen und Augenreizungen ins Krankenhaus. Die Stadt gab anschließend bekannt, dass Methylmethacrylat-Dämpfe eines frisch verlegten Fußbodenklebers der Auslöser für die Symptome waren.

Laut Aussage von Joachim Lenz, Leiter des Liegenschaftsmanagements im Stadtschulamt, sind jene Dämpfe zwar unbedenklich, sorgen jedoch in konzentrierter Form für Reizungen. Weil die zuständige Firma seinerzeit nicht lüftete, konnten sich die Dämpfe ansammeln. Eine Grundreinigung der Schule, so Lenz, habe das Problem jedoch beseitigt.

Doch noch immer klagen Schüler und Lehrer der Grundschule über Kopfschmerzen, Nasenbluten, Schwindelgefühle und Übelkeit. Und nicht erst seit der Evakuierung. Einige Schüler und Lehrer kämpfen bereits seit Schuljahresbeginn mit gesundheitlichen Problemen. Eltern als auch Lehrkräfte befürchten, dass gesundheitsschädliche toxische Baustoffe die Ursache sind.

Nun äußern Eltern und Lehrer schwere Vorwürfe gegen die Schulleitung und das Stadtschulamt: Die Schulleitung, so berichten mehrere Eltern, habe die Symptome vor der Evakuierung nicht ernst genommen und die Feuerwehr nicht gerufen. Lehrer erklären, dass die Schulleitung ihre Bedenken bereits seit Monaten ignoriere und kein baubiologisches Gutachten vorgelegt werde, welches bestätigt, dass ein Besuch der Grundschule gesundheitlich unbedenklich ist.

Jörn Weissinger, dessen Sohn die erste Klasse besucht, war am 20. Dezember an der Grundschule. „Die Schulleiterin Christiane Gittel verweigerte einen Anruf bei der Feuerwehr, weil sie noch die Kostenfrage klären wollte“, berichtet er und erklärt zudem, dass die Schulleitung die Schüler trotz der giftigen Dämpfe bis zum Eintreffen von ihm und anderen Eltern nicht aus dem Schulgebäude führte. Er selbst habe schließlich die Feuerwehr gerufen, und nicht die Schulleiterin, obwohl diese es behaupte. Weissinger hat nun Anzeige erstattet gegen Gittel wegen Misshandlung von Schutzbefohlenen, unterlassener Hilfeleistung und Verleumdung.

Auffälligkeiten

Wie viele andere Eltern stellt Julia Gagel den Zusammenhang zwischen den gesundheitlichen Problemen ihres Sohnes, der die erste Klasse der Grundschule besucht, erst seit den Vorfällen im Dezember her. „Drei Wochen nach Schulbeginn fing es an mit Kopfschmerzen, Schwindelgefühlen, Übelkeit und Verhaltensauffälligkeiten im Unterricht. Bis dahin war mein Sohn kerngesund und selten krank. Seit er die Schule besucht alle paar Tage“, sagt Gagel, die Schadstoffe im Schulgebäude als Ursache vermutet und berichtet, dass es ihrem Sohn gut gehe, sobald er ein Zeit lang nicht in der Grundschule war. Bei anderen Schülern verhalte es sich ebenso.

Auch Lehrkräfte sorgen sich um ihre Gesundheit, klagen über Symptome, unter denen auch die Schüler leiden. Eine Mitarbeiterin der Schule erklärt, dass diese noch immer keinen Betriebsarzt habe. Dieser kann ein sogenanntes baubiologisches Gutachten in Auftrag geben. „Doch von der Schulleitung heißt es nur, dass unsere Schule noch nicht beim Medical Airport Service erfasst sei, der den Betriebsarzt stellt“, sagt die Mitarbeiterin, die namentlich nicht genannt werden möchte.

Sie vermutet eine „Vertuschungsaktion“ hinter dem Verhalten der Schulleitung. „Die Stadt möchte eines ihrer Vorzeigeprojekte schützen“, schätzt sie und erinnert daran, dass die im Jahr 2014 eröffnete Grundschule Rebstock mit Baumängeln in den Betrieb ging und anschließend wegen eines Wasserschadens und der Evakuierung kurz vor Weihnachten weitere negative Schlagzeilen machte.

Schadstoff-Messungen

Die Schulleiterin war gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Aber seit Mittwoch wird an der Grundschule mit Schadstoff-Messungen nach den Ursachen für die Symptome geforscht. Eine Woche sollen diese dauern und ein erster Schritt zu einer Lösungsfindung sein, wie ein Mitarbeiter des Gesundheitsamtes erklärt.

Bildungsdezernentin Sylvia Weber (SPD) schätzt, dass dabei Stoffe gemessen werden, die für die Symptome bei Schülern und Lehrern verantwortlich sind. Ob die Schulleiterin sich am Tag der Evakuierung falsch verhalten habe, müsse nun mit dem Staatlichen Schulamt geklärt werden, kündigte Weber an.

Dass die Grundschule noch nicht beim Medical Airport Service erfasst sei, solle nun mit der Schulleitung geklärt und nachgeholt werden. Ein baubiologisches Gutachten könnte dann dafür sorgen, dass Schüler und Lehrer wieder ohne Sorgen um ihre Gesundheit die Schule im Rebstock betreten können.

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