Reise ins Glück: Aussteiger zeigt beeindruckende Bilder aus Asien
Weil sein Job zur Qual wurde, kündigte Christof Jauernig. Die beste Entscheidung seines Lebens, sagt der frühe Banken-Analyst heute. Auf einer Reise nach Südostasien fand er seine innere Ruhe wieder – und zeigt nun im Tower-Café, was er erlebt hat.
Glück war woanders, „an einem Ort jenseits meiner Vorstellungskraft“, sagt Christof Jauernig (43). Auf jeden Fall nicht in seinem Job als Analyst für eine Unternehmensberatung. Täglich musste er Informationen auswerten, Studien schreiben. Daten und Fakten überfrachteten seinen Kopf auf der Jagd nach neuen Kunden und immer mehr Umsatz. „Die Arbeit wurde zur Qual. Ich musste mich täglich zwingen, ins Büro zu gehen.“ Jauernig zog die Notbremse und kündigte. Er reiste ein halbes Jahr lang durch Südostasien – wo er „das Glück wiederfand“.
„Als ich entschied: Du must raus aus dem Job, erlebte ich ein bis dahin unbekanntes Gefühl von Wärme“, sagt Jauernig. Später stand er in der Natur, vor einer Gruppe Bäume. „Es war, als ob ein Schleier von meinen Augen fällt.“
Jauernig reiste 20 000 Kilometer durch Indonesien, Laos, Vietnam, Kambodscha, Thailand und Myanmar. „Das war so befreiend, dass ich den Blick für die Welt um mich herum wieder bekam.“ Er fuhr mit der Bahn, dem Bus und im Boot – ins Flugzeug stieg Jauernig nur, wenn es nicht anders ging. „Oft mietete ich mir einen Roller, ein übliches Verkehrsmittel in Südostasien.“ Etwa auf Bali, das er in fünf Tagen umrundete – „eine Fahrt von mehr als 800 Kilometern“.
Alltägliche Erlebnisse
„Was damals als sanfte Wärme, als Glücksgefühl begonnen hatte, wurde von Tag zu Tag stärker“, sagt Christof Jauernig. Es waren die vielen kleinen, alltäglichen Erlebnisse, „die Schönheit eines jeden Augenblicks“, die das Glück zurückkehren ließen. Etwa wenn in Vietnam ein Fischer im Sonnenuntergang in den Hafen heimkehrte. Oder als er in Kambodscha nachts bis zur Brust im Meer stand, am Himmel flackerndes Wetterleuchten und um ihn herum, mit den Händen zu greifen, ein Teppich aus fluoreszierendem, grün leuchtendem Plankton. „Tief berührten mich zwei kleine Mönchsjungen in Myanmar, vielleicht drei und fünf Jahre alt, die im Nebel über den Hof einer Bergpagode schlenderten. Der Ältere hatte den Arm liebevoll um den Jüngeren gelegt, der vielleicht sein Bruder war.“
Momente, die Jauernig mit der Kamera einfing. „Ich machte die Fotos, um meinen Freunden auf Facebook zu zeigen, was ich erlebte. Dazu schrieb ich ein paar Zeilen.“ Überrascht war er von den positiven Rückmeldungen, etwa „Ich reise mit“ oder „Das ist sehr bewegend“. „Das ermutigte mich, weiterzumachen. Ich gewann Spaß daran, kreativ zu sein, zu fotografieren und zu schreiben.“
Zurück in Frankfurt, stellte Jauernig Bilder und Texte zu einer Ausstellung zusammen „für meine Freunde jenseits von Facebook“, zunächst auf seiner Internetseite unter , unterlegt mit eigenen Klaviermelodien. Dann präsentierte er Texte und Bilder im Therapie- und Wohlfühlzentrum, Berger Straße 200. Jauernik erhielt Anfragen für Lesungen, zuletzt sogar aus Mönchengladbach.
Anderen Mut machen
Anfangs habe er seine Reise und das Erlebte nur mit seinen Freunden teilen wollen. „Aber bei den Lesungen ist die Resonanz überwältigend“, sagt Jauernig. Je mehr Reaktionen er auch von Menschen erhielt, die in einer ähnlichen Situation sind wie er selbst einst, desto wichtiger wurde ihm, anderen Mut zu machen, ihr Leben zu ändern.
Was Jauernig nicht eingeplant hatte: Mit seinen Lesungen, dem Verkauf seiner Fotos und mit von ihm verfassten Berichten für Zeitschriften verdient er inzwischen sogar Geld. „Das läuft wie von selbst. Und die vielen Gespräche mit Menschen, die ich dadurch kennenlerne, machen mir Spaß. Ich genieße es, solange es andauert. Aber es ist auch nicht schlimm, wenn diese Zeit irgendwann endet.“ Nur eines ist sicher, sagt Jauernig: „Wenn ich mir wieder einen Job suche, dann nicht in der Branche von Banken und Beratung.“
Von Donnerstag, 1. September, bis Sonntag, 31. Oktober, sind seine Bilder mit lyrischen Begleittexten im Tower-Café auf dem Alten Flugplatz Bonames, Am Burghof 55, zu sehen. Zu der Ausstellung „Gedanken verloren – unthinking“ bietet Jauernig dort zudem am Donnerstag, 15. September, 20 Uhr eine multimediale Lesung an.