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„Es war eine Katastrophe“: Rhodos-Urlauber mit schweren Vorwürfen gegen Reiseveranstalter

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Touristen aus Rhodos landen am Flughafen Frankfurt – und schimpfen auf ihre Reiseveranstalter. Sie fühlten sich auf der Insel alleingelassen.

Frankfurt - Den Flammen entkommen, sind am Montag eine Reihe von Touristen von der griechischen Ferieninsel Rhodos in Frankfurt angekommen. Die meisten von ihnen waren sauer auf die Reiseveranstalter, weil sie sich dort, auf der Insel, alleingelassen fühlten.

Flughafen Frankfurt: Veranstalter war zwei Tage nicht zu erreichen

Wie Marvin Völkeling und Nene Brandt aus Münster in Westfalen. „Es war eine Katastrophe“, sagt Marvin Völkeling. Immerhin, die Maschine der Tui Fly ist pünktlich gelandet. Die beiden kommen einigermaßen abgekämpft vom Gepäckband am Flughafen Frankfurt, schieben ihre Koffer vor sich her. „Dort war nichts. Keine Information, keine Hilfe. Der Veranstalter war zwei Tage nicht zu erreichen.“ Ihr Urlaub, der vom 21. bis zum 31. Juli dauern sollte, wurde bereits am 24. Juli abgebrochen. „Drei Tage“, sagt Marvin. Das war alles.

Hektische Evakuierung: Touristen stehen am Strand von Gennadi auf der Insel Rhodos Schlange, um in Busse zu steigen.
Hektische Evakuierung: Touristen stehen am Strand von Gennadi auf der Insel Rhodos Schlange, um in Busse zu steigen. © dpa

Die Umstände waren so, damit könnte das Paar leben. Aber die Reiseveranstalter hätten schon ihrer Verantwortung gerecht werden müssen, statt die Kunden im Stich zu lassen. So wie in ihrem Fall: „Wir hatten ein Hotel in Lindos, einer wichtigen Stadt im Osten der Insel.“ Diese Stadt ist in diesen Tagen in den Schlagzeilen, es ist einer der Hotspots der Waldbrände auf Rhodos. „Das Hotel wurde nachts um zwei Uhr evakuiert“, berichtet Völkeling. „Wir wurden in eine Schule einquartiert, zusammen mit vielen anderen. Dort waren wir untergebracht bis um 15 Uhr am nächsten Tag. Dann hieß es, wir müssten uns selbst um einen Rückflug kümmern.“

Für die Menschen ist es tragisch. Seien es die Einwohner oder auch die Touristen. Das ist völlig klar. Aber es ist keineswegs so, dass die ganze Insel brennt.

 Jakov Pavic, Urlauber

Genervte Passagiere müssen am Flughafen Frankfurt übernachten

Die folgende Nacht verbrachte das Paar auf dem Flughafen von Rhodos, einigermaßen genervt. Dann habe auch die geplante Buchung nicht geklappt, statt nach Hannover mussten die beiden nach Frankfurt fliegen. „Jetzt müssen wir uns noch um einen Zug nach Hannover kümmern“, sagt Völkeling, sichtlich verärgert und erschöpft nach den vielen Stunden seit Sonntagnacht. Die beiden gehen weiter. Schauen, wo in Frankfurt die Züge abfahren.

Loona Honsi und Jakov Pavic sahen die Rauchschwaden.
Loona Honsi und Jakov Pavic sahen die Rauchschwaden. © thomas j. schmidt

Aus derselben Maschine, der X 3 42 63 der Tui Fly, kommen jetzt noch mehr Passagiere von den Gepäckbändern des Terminals 2. Nicht alle haben eine Evakuierung hinter sich. Der Frankfurter Jakov Pavic und seine Freundin Loona Honsi jedenfalls haben ihren Urlaub planmäßig beendet. „Wir haben nicht viel mitbekommen von dem Feuer, sagt Pavic. „Es ist ja nicht so, dass die ganze Insel brennt.“ Die beiden sind mit einem gemieteten Quad über die Insel gefahren: „Von einem Berg aus haben wir in der Ferne Rauchschaden gesehen. Am nächsten Tag war es schon etwas mehr gewesen.“ Dennoch hält er die Berichterstattung für übertrieben. „Für die Menschen ist es tragisch. Seien es die Einwohner oder auch die Touristen. Das ist völlig klar. Aber es ist keineswegs so, dass die ganze Insel brennt.“ Sie seien im Norden unterwegs gewesen, das Feuer war im Süden und Osten von Rhodos. Die Insel ist gut 80 Kilometer lang.

24 Stunden haben wir nichts vom Reiseveranstalter gehört, waren auf uns allein gestellt.

David, Urlauber

Waldbrand auf Rhodos: Urlaub musste vorzeitig beendet werden

Das bestätigt auch Canay Yildiz. Die Fuldaerin war mit ihrem Freund für fünf Tage im Norden der Urlaubsinsel. „Ein bisschen haben wir es mitgekriegt, weil an den letzten drei Tagen stundenweise der Strom abgeschaltet wurde, an einem Tag auch das Wasser.“ Sie vermutet, dies habe mit den Feuern oder der Löschung zu tun. Ansonsten jedoch kein Rauch an ihrem Strandabschnitt.

David will eigentlich nicht über seine Erlebnisse reden. Der junge Mann aus einem kleinen Ort bei Nieder-Olm ist sauer: „24 Stunden haben wir nichts vom Reiseveranstalter gehört, waren auf uns allein gestellt.“ Auch sie mussten ihr Hotel verlassen, ihren Urlaub vorzeitig beenden, auch bei ihnen ist die Laune auf dem Tiefpunkt.

Canay Yildiz hat stundenweise Strom- und Wassersperren erlebt.
Canay Yildiz hat stundenweise Strom- und Wassersperren erlebt. © thomas j. schmidt

Andere, die betroffen sind, wollen nicht einmal ihre Namen nennen, wollen nur noch in Ruhe gelassen werden und so schnell wie möglich nach Hause kommen. Erst recht, wenn noch übermüdete Kinder dabei sind. Ihnen wird dieser misslungene Sommerurlaub noch eine Weile im Gedächtnis bleiben.

Feuer auf Rhodos: Tui setzt mehrere Maschinen ein, um Passagiere von Insel zu holen

Die Feuer auf Rhodos wüten schon seit der Vorwoche. Am Samstag hat Tui alle Hinflüge abgesagt, setzt jedoch weiter mehrere Maschinen täglich ein, um Passagiere von der Insel abzuholen - sei es regulär zum Urlaubsende, sei es vorzeitig, wie bei fast allen Touristen, die in Lindos und im Osten und Südosten der Insel Urlaub machen wollten. 20 000 deutsche Urlauber haben laut der Tui zunächst auf Rhodos festgesessen. Griechische Behörden sprechen von der bislang größten Evakuierungsaktion in der Geschichte des Landes. (Thomas J. Schmidt)

Am Flughafen Frankfurt infiziert sich ein Mitarbeiter mit Malaria. Übertragen wurde die Krankheit offenbar von einer Stechmücke, die per Flugzeug nach Deutschland kam.

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