Rödelheimer sorgen sich um ihre neuen Nachbarn

Nur 400 statt 500 Flüchtlinge sollen in den ehemaligen Gebäuden der Messebaufirma Ambrosius in Rödelheim-West unterkommen. Damit kommt die Stadt Einwänden der Bewohner entgegen.
Etwa 200 Rödelheimer waren in die Turnhalle der Brentanoschule gekommen und verfolgten am Dienstagabend gespannt, wie ihre neuen Nachbarn leben werden: 400 Flüchtlinge werden in den Gebäuden In der Au wohnen, die ersten kommen Mitte März.
Die Einwände, die im Stadtteil gegen die Notunterkunft zur Sprache gekommen waren, spielten bei der Informationsveranstaltung der Stadt kaum eine Rolle. Es gab eine Frage, ob der Sicherheitsdienst auch Übergriffe einzelner Flüchtlinge auf die Rödelheimer unterbinden könne – nein, er hat keine Polizeigewalt–, eine andere, ob man das Camp nicht besser als Massenunterkunft bezeichnen könne. Die anderen Fragen, die die Rödelheimer stellten, waren hingegen von Sorge um die Flüchtlinge geprägt.
Wird die psychosoziale Betreuung ausreichen? Wird es unabhängige Beratungen geben, beispielsweise von Rechtsanwälten? Werden die Rödelheimer helfen können? Kolja Müller, Leiter der Stabsstelle Flüchtlingsmanagement, Manuela Skotnik, Sprecherin von Sozialdezernentin Daniela Birkenfeld (CDU), Oliver Pitsch, Regionalleiter der Johanniter Unfallhilfe, Selma Kaya von den Johannitern, die das Camp leiten wird, und Markus Hagedorn, Geschäftsführer der Immobilienfirma Sahle, antworteten. Letzterer hat Grundstück und Gebäude an die Stadt vermietet.
15 Großunterkünfte geplant
Zu den Kosten der Flüchtlingsunterkunft hieß es von Skotnik, dass diese noch nicht genau bezifferbar seien, aber im oberen sechsstelligen Bereich liegen dürften. Sie betonte, dass es seitens der Stadt keine Alternative zur Unterbringung zugewiesener Flüchtlinge in Großunterkünften gebe. „Am Mittwoch kommen weitere 141 Flüchtlinge. Jede Woche kommen sie. Wir müssen sie unterbringen.“ Im vergangenen Jahr sind in Frankfurt rund 3300 Flüchtlinge aufgenommen worden. 130 Unterkünfte betreibt die Stadt derzeit. Im laufenden Jahr sollen rund 10 000 Flüchtlinge nach Frankfurt kommen. 60 weitere Unterkünfte seien geplant, davon etwa 15 Großunterkünfte mit – wie in Rödelheim – mehreren hundert Bewohnern.
Klar ist: Zwölf feste Kräfte der Johanniter werden die Flüchtlinge in zwei Schichten betreuen, hinzu kommen drei psychosoziale Berater. Die Bewohner sollen so rasch wie möglich Arbeitsangebote im Camp bekommen. Eine eigene medizinische Versorgung wird es nicht geben. Die Zeit, die die Bewohner in der Unterkunft leben werden, beläuft sich auf Monate, wenn nicht gar Jahre, denn so lange dauert es, bis über die Asylanträge entschieden ist.
Bei den Kindern droht ein großes Problem: „Wir haben in der Brentanoschule keinen Platz mehr. Ich weiß nicht, wie wir neue Schüler unterbringen sollen“, sagte Schulleiterin Regina Winkelhagen. Das Problem bestehe seit Jahren. Jetzt drängt die Zeit, müssen ganz schnell neue Lernräume errichtet werden. Skotnik versicherte: Man arbeite mit Hochdruck daran.
In der Au sollten ursprünglich 500 Flüchtlinge wohnen. Diese Zahl hat die Stadt jetzt um 100 reduziert. Die ersten werden schon in drei Wochen kommen. „Sie wohnen in dem kleinen Bürogebäude links des Eingangs“, so Skotnik. 24 alleinreisende Frauen, teils mit kleinen Kindern, sollen in drei Wohngemeinschaften selbstständig leben können und selbst kochen. Sie sind vom Rest des Camps weitgehend unabhängig. Hinter diesem Gebäude steht ein Bürohaus, in dem die Johanniter ihre Verwaltung, aber auch Schulräume und ähnliches einrichten wollen.
Rechts des Eingangs steht ebenfalls ein Bürogebäude. In diesem sollen nach Umbauarbeiten im Mai oder Juni rund 100 Personen einziehen, diesmal Familien.
Eine lange Reihe von Hallen wird derzeit ertüchtigt. Hier werden wohl nicht vor Juni 250 bis 275 alleinstehende Männer unterkommen. Mit Stellwänden werden Zimmer zu 25 und 35 Quadratmetern eingerichtet, in denen je vier Männer leben sollen. Ihr Essen erhalten sie, wie die Familien, in der Kantine. Gegenüber dieser Hallenreihe befindet sich eine zweite. Ursprünglich sollten dort weitere Zimmer entstehen. Doch diese Fläche wird nun für Gemeinschaftsaktivitäten und die Essensausgabe zur Verfügung stehen.
Vernetzung im Stadtteil
Pitsch betonte: „Wir streben eine enge Vernetzung mit den Initiativen im Stadtteil an.“ Es wird auch eine eigene Kontaktperson geben, an die sich Rödelheimer Initiativen wenden können. Besonders begehrt dürfte bei den Flüchtlingen das Interesse von Sportvereinen sein. Für Rödelheimer, die den künftigen Nachbarn helfen wollen, gibt es bereits ab nächster Woche die Möglichkeit, ins Büro des Quartiersmanagements zu kommen. Dort sind zwei Frauen zusätzlich angestellt, die dienstags von 17 bis 19 Uhr als Ansprechpartner zur Verfügung stehen.