Rottmann verspricht modernste Stadtverwaltung im Land

Die Frankfurter Grünen laden erstmals zum Neujahrsempfang. Es ist der Auftakt für den Oberbürgermeister-Wahlkampf.
Werde sie Oberbürgermeisterin, verspreche sie, Frankfurt zur modernsten Großstadtverwaltung Deutschlands zu machen. Mit markigen Ankündigungen wie dieser hat die grüne Kandidatin Manuela Rottmann am Donnerstagabend den OB-Wahlkampf ihrer Partei eröffnet.
Das Umfeld ist dabei ein Novum: Erstmals in ihrer 44-jährigen Geschichte haben Frankfurts Grünen zu einem ganz klassischen Neujahrsempfang eingeladen. Sonst feiern sie gern lässig im Industriechic des Kunstvereins von Familie Montez am Osthafen. Diesmal geht’s ins edle, vor erst anderthalb Jahrzehnten rekonstruierte Palais von Thurn und Taxis. Hinten blitzt der Einkaufstempel MyZeil durch, oben verdecken Hochhäuser den Himmel.
In den zweistöckigen Veranstaltungssaal „Spaces“ tief unter dem spätbarocken Reko-Bau sind rund 500 Besucher gekommen. Die Rücklaufquote sei enorm gewesen, freut sich Daniela Cappelluti. Sie ist zwar keine Kreisgeschäftsführerin mehr, hat aber trotzdem ehrenamtlich alles organisiert. Überhaupt: Nur Saal und Technik seien bezahlt, den Rest stemmen 40 Ehrenamtliche, organisieren die Garderobe, schenken vegane Kürbissuppe aus. „Sonst wäre der Laden wirklich zu teuer“, sagt Parteichef Götz von Stumpfeldt.
Flughafen-Chef und Anti-Autobahnaktivist
Die Partei hat ganz breit eingeladen, wie es sich wohl gehört für die seit 2021 kommunal größte Kraft. Flughafenchef Stefan Schulte ist ebenso da wie der langjährige Anti-Autobahnaktivist Friedhelm Ardelt-Theek oder Publizist Michel Friedman. Das grüne Urgestein Olaf Cunitz, einst Planungsdezernent, macht, wohl unbeabsichtigt, eine Zeitlang in zweiter Reihe hinter Manuela Rottmann die Honneurs. Sarah Sorge, einst Bildungsdezernentin, ist da, Jutta Ebeling, einst Bürgermeisterin.
Dass ihre damalige Hoffnungsträgerin Rottmann, die von 2006 bis 2012 Umweltdezernentin war und aktuell Bundestagsabgeordnete für ihre fränkische Heimat, endlich bereit ist, als OB-Kandidatin anzutreten, das begeistert alle. Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg, die seit der Abwahl von OB Peter Feldmann dessen Amtsgeschäfte kommissarisch führt, erklärt sich im Überschwang gleich selbst zur aktuellen Amtsinhaberin: „Manuela, ich bin ja Oberbürgermeisterin, die erste Grüne, mach’ das weiter!“ Selbst Grußworte spielt die Partei auf Videoleinwänden ein. Vier grüne OBs und Bürgermeister aus Mailand, Budapest, Lyon und Bonn rufen zur Wahl Rottmanns auf. Als deren Rede anfängt, eilt eine Gruppe ganz junger Grüner schnell zurück in den Saal. Dort streichelt die Kandidatin die grüne Seele und erklärt beispielsweise, das Auto werde „nicht mehr Vehikel für jeden Weg sein“.
Auch den Moment des Aufhorchens gibt es kurz. Gerade noch hatte Bürgermeisterin Eskandari mit Blick auf die Berliner Silvesterausschreitungen in einem Atemzug Einsatzkräfte und Angreifer in Schutz genommen. Nun sagt Rottmann, Silvester habe etwas nicht gestimmt. Meint aber die Tatsache, dass es so warm war, dass man T-Shirt tragen konnte. Sie wolle Frankfurt bis 2035 klimaneutral machen.
Auf Wahlplakaten, die im Saal hängen, lächelt Rottmann aus der holzvertäfelten Gemütlichkeit eines Ebbelweilokals. Emre Telyakar, einer der jungen, aktivistischen grünen Stadtverordneten, hat sich einen Weißwein geholt. Ob ihm das alles nicht zu brav sei? „Das ist frech und brav zugleich“, sagt er und lacht selbst los. Nun, der Abend sei ja noch jung.