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Ruhe bei Nordend-Partys? Anwohner leiden weiter unter Lärm

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Die Partyszene im Frankfurter Nordend nervt Anwohner seit Jahren. Ordnungsdezernentin Rinn erklärt nun, dass Ruhe eingekehrt sei – Bürger widersprechen.

Frankfurt – Bei den abendlichen Partys auf den Plätzen im Nordend sei wieder Ruhe eingekehrt - diese Nachricht hatte Ordnungsdezernentin Annette Rinn (FDP) vergangene Woche den Stadtverordneten übermittelt. Aus dem Stadtteil kommt nun aber massiver Widerspruch der Anwohner dagegen.

„Weder der Ortsbeirat noch die Stadtpolizei und das Ordnungsamt konnten des Mobs Herr werden - und so ist es bis heute geblieben“, sagt ein Anwohner des Friedberger Platzes. Er war auch früher langjähriger Co-Sprecher der Anwohnerinitiative. Seinen Namen will er nach Anfeindungen von Gastronomen nicht mehr öffentlich genannt wissen.

Die Situation sei unverändert wie in den vergangenen Jahren: „Freitags entweder Ohropax oder schlaflos“, sagt der Anwohner. Er gesteht lediglich ein: „Pisse und Kotze sind nicht mehr ganz so oft in den Hauseingängen zu finden.“ Der Stadt fehlten „einfach jegliche Konzepte, wie man dem Trend von umsonst und draußen sozialverträglich Einhalt gebieten kann“, sagt der Anwohner. Dezernentin Rinn rede sich „die Welt wie immer schöner, als sie ist“.

Bis zu 1200 Menschen versammeln sich freitags in den Abendstunden auf dem Friedberger Platz. FOTO: rainer Rüffer
Bis zu 1200 Menschen versammeln sich freitags in den Abendstunden auf dem Friedberger Platz. © Rainer Rüffer

Partyärger im Nordend: Bei Stadt Frankfurt bleiben Beschwerden aus

Nach jahrelangen massiven Anwohnerbeschwerden über das Partyvolk bietet die Stadt seit vorigem Jahr den Sommer über freitags eine Alternativveranstaltung an der Hauptwache an. Das Publikum aus dem Nordend ist allerdings nicht dorthin gewechselt. Dass es mehr Ruhe an Nordendplätzen gebe, liege auch daran, dass die Stadt dieses Jahr auf die Räumung des Friedberger Platzes um 22 Uhr verzichtet habe. Dadurch hätten weniger Menschen etwa am Luisenplatz gefeiert.

Damit kapituliere die Stadt vor den Verhältnissen, kritisiert der Anwohner vom Friedberger Platz. Frankfurt reihe sich mit seinen Partyhotspots in Wohngebieten in eine Reihe anderer Städte wie Köln, Freiburg, München und Berlin ein. „Unsere junge kreative urbane Klasse ist ganz offenbar ein Spiegel der Zeit - nicht mehr selbst in der Lage und willens, an die Menschen in ihrer Umgebung zu denken“, sagt der Anwohner. Der Stadt lägen allerdings fast keine Beschwerden aus der Nachbarschaft mehr vor, unterstreicht Stefan von Wangenheim, der Sprecher der Dezernentin. Auch hielten sich freitagabends auf dem Luisenplatz höchstens noch 60 Menschen auf. Auf dem Friedberger Platz kämen freitags oft 1200 Menschen zusammen.

Anwohner resigniert wegen Partys im Frankfurter Nordend: „Es tut sich ja nichts“

„Die meisten Anwohner haben resigniert und beschweren sich nicht mehr“, erklärt eine Anwohnerin des Matthias-Beltz-Platzes, die ebenfalls nicht namentlich genannt werden möchte. Auf dem dortigen Platz machten die Menschen oft an jedem Tag, schon ab dem Nachmittag und bis nach Mitternacht Lärm beispielsweise mit mitgebrachter Musik, berichtet die 72-Jährige.

Sie habe sich früher stark engagiert, um die Situation zu verbessern, dafür unter anderem beim runden Tisch mitgearbeitet, erinnert die Anwohnerin. Inzwischen aber habe sie resigniert und beschwere sich auch nicht mehr, erläutert die Frau. „Es tut sich ja nichts.“ (Dennis Pfeiffer-Goldmann)

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