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Rund um die Staufenmauer soll es attraktiver werden

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Von: Gernot Gottwals

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Der Platz an der Staufenmauer soll aufgewertet werden.
Der Platz an der Staufenmauer soll aufgewertet werden. © christoph boeckheler*

Stadtplanungsamt legt ein lang ersehntes Konzept vor - der Platz soll zum Verweilen einladen.

Frankfurt. Lange mussten Anwohner und Ortsbeiratspolitiker warten, nun legt das Stadtplanungsamt ein Konzept vor, die Situation und Aufenthaltsqualität rund um die Staufenmauer und Fahrgasse zu verbessern und die Geschichte der Stadtbefestigung und des angrenzenden jüdischen Ghettos mit der 1860 errichteten Hauptsynagoge erlebbar zu machen. Auch die Sorgen um Müll und Drogengeschäfte finden Berücksichtigung. Zunächst sollen eine mobile Espressobar und Bildtafeln am Durchgang Kurt-Schumacher-Straße als Interimslösung das Areal aufwerten.

„Wichtig ist es uns, den nördlichen Platz vor der Staufenmauer zu öffnen, klimagerecht umzugestalten und Regenwasser vor Ort zu versickern“, betonte Petra Kanamüller vom Stadtplanungsamt bei der Vorstellung der Pläne im Ortsbeirat 1 (Altstadt, Bahnhofsviertel, Gallus, Gutleutviertel, Innenstadt). Ein wilder, raumprägender Maulbeerbaum soll in neue Baumpflanzungen für nachhaltige Begrünung und Entsiegelung zur Aufwertung und Belebung des gesamten Areals integriert werden.

Die mobile Bar mit Kaffee und süßen Backwaren auf einer begehbaren Blühwiese mit wassergebundener Decke und halbkreisförmig angeordneten Sitzelementen soll bewirken, dass der Platz, der als Brachfläche erst nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden ist, zum Verweilen einlädt. Doch mit Rücksicht auf Rückmeldungen der Polizei, des Präventionsrats und Anwohnern in der Dezembersitzung des Ortsbeirats wird der Platz nachts geschlossen, der südliche kleinere Platz mit angrenzenden privaten Innenhöfen auch tagsüber nicht konstant geöffnet. Für den Durchgang zur Kurt-Schumacher-Straße sind eine Text- und Bildtafel mit historischen Fotos und Stadtplänen zum jüdischen Ghetto sowie ein Pflanzbeet mit einem 90 Zentimeter hohen Nuss- oder Feigenbaum als Prävention vor Müllablagerungen vorgesehen. „Eine zusätzliche Drahtabdeckung schützt vor Drogenverstecken“, so Kanamüller.

In der finalen Planung ist eine Illuminierung der Staufenmauer durch diagonal verlegte Bodenleuchten vorgesehen. Nicht mehr verfolgt wird die frühere Idee des bis auf das Jahr 2010 zurückgehenden Vorplanungsbeschlusses, Keramikfunde aus der Geschichte des jüdischen Viertels in Bodenvitrinen auszustellen: Die Entlüftung der Vitrinen zum Schutz vor Algen und der Schutz vor Vandalismus seien zu aufwändig, kostspielig und nicht nachhaltig, sagte Kanamüller. Doch die Historie des Areals soll durch die Gedenktafeln ins Bewusstsein von Bewohnern und Passanten rücken.

Gegründet wurde das Jüdische Ghetto im Jahr 1458, nachdem es immer wieder zu Konflikten und Pogromen gekommen war. Das neue Wohnviertel erstreckte sich in einem Bogen von der Konstablerwache bis zum Börneplatz, wo Ausgrabungen beim Neubau des heutigen städtischen Verwaltungsgebäudes 1987 freigelegt und im Museum Judengasse integriert werden konnten.

„Nach dem Krieg wurde das gesamte Areal durch den Wiederaufbau überformt“, erklärte Kanamüller. Von der 1860 errichteten Hauptsynagoge war jedoch eine Fassade als Brandwand stehengeblieben und bis in die Nachkriegsjahrzehnte sichtbar. Durch historische Fotos und Stadtpläne werde auch der im Oktober restaurierte Gedenkstein an die zerstörte Synagoge besser erfahrbar.

„Die Pläne sind sehr lobenswert, bei der Espressobar habe ich allerdings Bedenken“, meinte die CDU-Vorsitzende Sara Steinhardt. Sie zweifelte, ob es gelinge, einen Betreiber zu finden, der sich an die Auflagen halten werde. Kanamüller versicherte, sie sei mit Privateigentümern auf dem Gelände im Gespräch, einer von ihnen unterstütze die Suche nach einem Betreiber. „Die Bar ist wichtig, damit Passanten länger bleiben, den Platz beleben und er nicht wie der südliche Platzteil zum Anziehungspunkt für Leute wird, die nachts feiern, ihre Notdurft verrichten und dealen.“

Der Ortsbeirat beschloss einstimmig die Umsetzung der Pläne, die möglichst noch in diesem Jahr realisiert werden sollen. got

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