Runder Tisch für den eckigen Turm

Bürgerinitiative will Ergebnisse sehen
Noch versteckt sich die Sonne hinter dem Eschersheimer Wasserturm, erst als sie etwas höher steht, lässt sie das 1901 errichtete Bauwerk mit seinen neobarocken Formen erstrahlen. „Ist er nicht schön?“, fragt Sabine Kristina Kilian und blickt fast schon ehrfürchtig zur Kuppel des Turms, mit seinem verschieferten Mansardendach. Sie steht am Eingang zu der kleinen Grünanlage neben dem Turm, der durch einen Zaun von Wiese und Bäumen getrennt, seit vielen Jahren durch ein Tor verschlossen ist.
Moeno-Franconia hat die Schlüssel
Den Schlüssel hat die Studentenverbindung Moeno-Franconia. Sie hat das Gelände samt Turm seit 2003 vom Eigentümer, dem Energieversorger Mainova, gepachtet. Was ja auch „kein Problem“ sei, wie Kilian sagt. Allerdings könne das Gelände zusätzlich auch noch für andere Zwecke genutzt werden. Wie etwa Feste oder Kulturveranstaltungen. „Der Turm, oder besser gesagt das Areal, auf dem er steht, sollte unbedingt mehr zum Stadtteil geöffnet werden“, sagt sie.
Seit zwei Jahren setzt sie sich dafür ein, gemeinsam mit der von ihr initiierten Bürgeriniative (BI) Eschersheimer Wasserturm, die sie zusammen mit Günter Tatara 2021 gründete. Bei den vielen Spaziergängen und damit verbundenen Gesprächen während der Corona-Pandemie habe sie erfahren, gehört und gespürt, wie wichtig der Wasserturm doch für den Stadtteil ist. Mehr als 1000 Unterschriften hat die BI mittlerweile für das alte Bauwerk gesammelt. Damit es mehr in den Stadtteil integriert wird.
Wobei der Turm für Sabine Kristina Kilian gar eine ganz besondere Bedeutung hat. Hat sie doch 2007 darin geheiratet. Ganz spontan, nachdem die ursprüngliche Location platzte. „Wir waren völlig verzweifelt, bei einem Spaziergang war das Tor offen, ein Mann stand dort und ich habe einfach meine Not geschildert und gefragt. Den Turm habe ich schon immer geliebt, natürlich nicht mehr als meinen Mann“, sagt sie und lacht.
Kilians Mut wurde belohnt, die Studentenverbindung stimmte zu und so wurde der seit 2018 denkmalgeschützte Wasserturm in eine Hochzeits-Location verwandelt. Mit Schleifen und Blumen am Geländer neben den Treppenstufen zum Eingang. „Man kann hier wirklich etwas Schönes schaffen. Wenn man denn wirklich will“, sagt Kilian, die selber eine Macherin ist. Wenn ihr etwas missfällt, dann packt sie an. Unermüdlich und immer wieder.
Gemeinsame Sache machen
Mehrfach hat Kilian schon beim Ortsbeirat 9 (Dornbusch, Eschersheim, Ginnheim) vorgesprochen und sich für einen Runden Tisch eingesetzt. An dem neben BI und dem Gremium auch der neben dem Turm angesiedelte Gemeinschaftsgarten Tortuga und den Anwohnern auch Vertreter der Stadt und von Mainova teilnehmen sollten. „Wir sollten miteinander arbeiten und vor allem reden. Weil der Turm uns doch allen am Herzen liegt“, so Kilian.
Derzeit gebe es keine konkreten Pläne zur weiteren Entwicklung des Geländes, teilt derweil die Mainova mit. Hinsichtlich möglicher Sanierungsmaßnahmen stünde man mit dem Denkmalamt in engem Austausch. Das Mietverhältnis mit der Verbindung bestünde unverändert fort.
Bei Sabine Kristina Kilian sprudeln derweil weiter die Ideen. Eine Yogastunde im Schatten des Wasserturms könne sie sich gut vorstellen, meint sie. Auch, weil diese Sportart sie bereits das ein oder andere Mal vor „einem BI-Burnout bewahrt“ habe. Und auch mit der Andreasgemeinde könne man sicher kooperieren, ebenso wie mit dem TV Eschersheim. „Es gibt so viele Möglichkeiten, man muss nur endlich mal beginnen. Es wird Zeit, dass sich alle Beteiligten zusammensetzen. Damit man vielleicht schon im nächsten Sommer ein Fest am Turm feiern kann“, sagt sie. judith dietermann