Weil Käufer nicht zahlt: Russischer Nürburgring-Boss könnte insolventen Flughafen Frankfurt-Hahn übernehmen
Im Sommer hatte ein Unternehmen aus Frankfurt den Pleite-Flughafen Hahn gekauft. Weil es jetzt aber nicht zahlt, kommt ein russischer Unternehmer ins Spiel.
Hahn/Frankfurt – Das Drama um den insolventen Flughafen Frankfurt-Hahn im rheinland-pfälzischen Lautzenhausen geht in eine neue Runde. Nachdem der chronisch klamme Flughafen während der Corona-Pandemie 2021 Insolvenz anmelden musste und sich im Sommer 2022 mit dem Frankfurter Unternehmen Swift Conjoy GmbH ein Käufer gefunden hatte, scheint die Zukunft jetzt wieder ungewiss. Denn der Käufer zahlt nicht, wie die Deutsche Presse-Agentur berichtet.
Wird ein Unternehmen im Zuge eines Insolvenzverfahrens verkauft, bekommt der Höchstbietende den Zuschlag, im Falle des Flughafens die Swift Conjoy GmbH aus Frankfurt. Kann oder will der Käufer die angebotene Summe aber nicht zahlen, kann der Insolvenzverwalter auf andere Interessenten zugehen, die weniger geboten hatten.
Nürburgring-Eigentümer könnte Flughafen Frankfurt-Hahn übernehmen
Hier kommt die Besitzgesellschaft des Nürburgrings, die NR Holding, ins Spiel. Die Firma, die dem russischen Pharmaunternehmer Viktor Charitonin gehört, war schon direkt nach der Insolvenz am Flughafen Hahn interessiert, unterlag aber im Bieterverfahren. Nach dpa-Informationen gibt es nun erneut Gespräche zwischen Charitonin und dem Insolvenzverwalter Jan Markus Plathner.
Plathner sagte der dpa, er prüfe wegen der Verzögerungen mit der Swift Conjoy GmbH „weitere Maßnahme und Alternativen, um schnell Klarheit für den Flughafen Frankfurt-Hahn zu schaffen“. Direkte Gespräche mit dem Nürburgring-Boss Charitonin bestätigte er nicht.
An Flughafen Frankfurt-Hahn interessiert: Nürburgring selbst einst Pleite-Unternehmen
Die Rennstrecke im Norden von Rheinland-Pfalz litt einst selbst unter einer langen Geschichte von Misserfolgen. Als Infrastrukturprojekt für die Eifel geplant, ging der Nürburgring selbst pleite und war Auslöser einiger politischer Skandale. Nach der Übernahme durch Charitonin hat sich die Situation aber stabilisiert. Die Rennstrecke floriert.
Charitonin steht, anders als viele andere wohlhabende Russen, auch nicht auf einer der Sanktionslisten der EU. Nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine im Februar 2022 erklärte ein Sprecher der Betreibergesellschaft des Nürburgrings, man stehe dafür, „Menschen aus der ganzen Welt zusammenzubringen - fernab von Herkunft, Hautfarbe, Vorliegen oder Religion“. Auch Russen und Ukrainer kämen zum Nürburgring.

Flughafen Frankfurt-Hahn hat sich nach Insolvenz wirtschaftlich stabilisiert
Auch der Flughafen Frankfurt-Hahn hatte sich unter dem Regiment des Insolvenzverwalters wirtschaftlich stabilisiert. Plathner sagte der dpa: „Der Geschäftsbetrieb hat sich in den vergangenen Monaten erfreulich entwickelt. Es wurde ein ganzes Bündel an Sanierungsmaßnahmen umgesetzt, die den Flughafen Hahn wieder attraktiv für Airlines und Passagiere machen.“
Man verzeichne steigende Erlöse aus Parkgebühren und Gastronomie am Flughafen. Auch die Zahl der Flugziele soll wieder wachsen. Im Frühjahr 2023 soll es wieder mehr Verbindungen geben als im Corona-Sommer 2022, so Plathners Sprecher. So soll es beispielsweise Verbindungen nach Faro in Portugal und nach Kutaissi in Georgien geben.
Derweil gehen der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Koblenz rund um den Flughafen weiter. Mehreren Verantwortlichen verschiedener am Flughafen tätigen Firmen wird bandenmäßige Untreue, Subventionsbetrug und Insolvenzverschleppung vorgeworfen. (Jana Ballweber)