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Schlagerstars in Frankfurt: Wenn die Amigos spielen, gibt es kein Halten mehr

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Wo die singenden Amigos-Brüder sind, ist Party-Stimmung garantiert. Auch sonst gab’s beim Open Air auf dem Sossenheimer Kerbeplatz beste Unterhaltung.

Frankfurt – Über den Sossenheimer Kerbeplatz an der Kurmainzer Straße schallt es: „Seit 50 Jahren (hey, hey, he-hey) mit den ,Amigos’ auf der Reise / Seit 50 Jahren (hey, hey, he-hey), und kein bisschen leise/ Seit 50 Jahren, da geht die Luzie ab (hey, hey, he-hey) – denn die ,Amigos’ sind in der Stadt“, singen Bernd (72) und sein Bruder Karl-Heinz Ulrich (74), besser bekannt als „Die Amigos“ auf der Bühne. Das Publikum, jung wie alt, aber im Durchschnitt etwas gereifter, geht mit.

Amigos begeistern Schlager-Fans auf Sossenheimer Kerb

Zwar ist hin und wieder das Video zum Lied, das über die elektronischen Leinwände links und rechts der Bühne flimmert, etwas lippensynchroner als die Realität, aber die zwei älteren Herren begeistern am Samstagabend ihre Fans – wie zuvor schon Schlagersängerin Daniela Alfinito, Tochter von Bernd Ulrich, und nach ihnen „Roy Hammer & die Pralinèes“, die alle Gäste der Sossenheimer Kerbeburschen nach einer stimmungsvollen Sause in die Nacht verabschieden. Viele der älteren Gäste haben Autogramme ergattert, freuen sich wie Teenager. Einer hält zwei Autogrammkarten in der Hand, von Alfinito wie von den „Amigos“, und grinst: „Die sind für einen Freund, der ist Heavy-Metal-Fan; die kriegt er am Montag auf den Schreibtisch gestellt.“

Party mit den Amigos: Dafür kommen Gäste aus ganz Deutschland nach Sossenheim

Für den dritten Abend des „Sossenheim Open Air“ (SOOPA) konnten die Veranstalter um Oberkerbebursch Michael Schneider etwas mehr als 700 Eintrittskarten verkaufen. Das war zwar der schwächste Abend nach mehr als 800 bei der Mallorca-Party am Donnerstag und noch ein paar mehr verkauften Tickets beim Schweizer Chart-Stürmer DJ Antoine am Freitag, aber Schneider ist mehr als zufrieden: „Das Wetter hat gehalten, es ist sehr gut gelaufen. Viele Sponsoren wollen verlängern, wir werden das nächstes Jahr wieder machen.“

Sogar die Hessenschau hat das Engagement der Sossenheimer Kerbeburschen mit einem knapp dreieinhalb Minuten langen Beitrag gewürdigt und somit das unterstützt, was Sinn und Zweck des Musikfestivals auf dem Kerbeplatz war: „Wir wollen in Sossenheim etwas machen, das über Sossenheim hinausstrahlt. Das ist unser Leitziel“, sagt Schneider. Das sei an allen drei Abenden gelungen: Gäste seien nicht nur aus dem Odenwald, der Pfalz und Koblenz, sondern sogar aus dem Schwarzwald, Augsburg und Stuttgart in den Frankfurter Westen gereist.

Freier Eintritt für ältere Amigos-Fans bei Sossenheimer Kerb

Für den „Amigo“-Abend hatten die Kerbeburschen eigens Alten- und Pflegeheime angeschrieben und Begleitpersonen älterer Fans freien Eintritt gewährt. „Wir wollen Leuten, die sonst nicht gekommen wären, eine Freude machen.“ Und so haben die Kerbeburschen mehr Bierbänke als an den vorangegangenen Abenden gestellt, und Menschen tanzen Discofox zwischen abgestellten Rollatoren.

„Die Amigos“ wissen immer noch, wie’s geht - zahlreiche Fans waren eigens wegen ihnen angereist.
„Die Amigos“ wissen immer noch, wie’s geht – zahlreiche Fans waren eigens ihretwegen nach Sossenheim angereist. © Holger Vonhof

Also alles prima? „Was uns etwas Sorge macht, ist die Stadt Frankfurt“, sagt Schneider, und ein paar Falten zeigen sich auf seiner Stirn. „Die Abstimmung zwischen den Ämtern ist oft schwierig.“ Die Genehmigung vom für solche Großveranstaltungen eingerichteten „Servicecenter Veranstaltungen“ des Ordnungsamts zu bekommen, das sei weniger das Problem.

Gehe es aber ins Detail, werde es komplizierter. Der Sossenheimer Kerbeplatz etwa „gehöre“ dem Amt für Bau und Immobilien (ABI); mit seiner Bewirtschaftung sei aber das Grünflächenamt beauftragt. Beispiel Parkplätze für die Künstler auf dem Rasen hinter der Bühne: „Du bekommst von dem einen Amt eine Zusage, und dann kommt das andere Amt und sagt, das geht nicht“, ärgert sich Schneider. Die Stadtpolitik betone oft die Wichtigkeit des Ehrenamts, aber ehrenamtliche Veranstalter – Schneider und seine Kerbeburschen sind ein Verein und arbeiten alle in regulären Berufen – bekämen immer wieder Steine in den Weg gelegt. „Gut wäre vor solchen Veranstaltungen ein Runder Tisch mit allen beteiligten Ämtern“, sagt Schneider.

50 Freiwillige haben bei Kerb in Sossenheim geholfen

Im Gegensatz zu vielen anderen Veranstaltern können sich die Kerbeburschen nicht über mangelnde Mitarbeit der jüngeren Generation beschweren. Rund 50 Helfer haben aufgebaut und bauen jetzt wieder ab, haben nach dem Starkregen der vergangenen Woche weggeflogene Zelte repariert und den durchweichten Platz planiert. Sie haben aber auch rund 3.500 Wurfzettel in den nahen Straßenzügen eingeworfen und um Verständnis darum gebeten, wenn es mal etwas lauter werden würde.

„Wir haben ein Beschwerdetelefon eingerichtet, aber keinen einzigen Anruf bekommen“, freut sich Schneider, der sich bei den Nachbarn dafür bedankt. Die Bühnentechniker hätten eigens einen Dezibelmesser an der Kurmainzer Straße installiert und ihre Systeme danach gesteuert; außerdem sei am Donnerstagabend um 23 Uhr und nicht erst um Mitternacht Schluss gewesen. „Die Nachbarn“, weiß Schneider, „die Nachbarn ermöglichen uns erst, dass wir das hier machen können.“ (Holger Vonhof)

Auch am Friedberger Platz in Frankfurt wird viel und gern gefeiert. Die Beschwerden halten sich bislang in Grenzen. Die Alternative an der Hauptwache ist für die meisten Feiernden in Frankfurt keine Option.

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