Ein Schnitt mit dem Messer

Vandalen haben drei der sechs Bilder am „Tor nach Fechenheim“ beschädigt, die Besucher im Stadtteil willkommen heißen sollen. Gleichwohl will der Verein Polymer FM, der das Kunstprojekt betreut, im Süden des alten Ortskerns mit einem zweiten „Tor“ die Besucher begrüßen.
Es war eine böse Überraschung, als Sabine Lauer die aufgeschlitzten Planen sah. „Drei der sechs Bilder sind beschädigt. Am schlimmsten hat es eines von zwei Abbildungen vom Straßenfest in der Dietesheimer Straße getroffen“, erklärt die Vorsitzende des Vereins Polymer FM. Ein großes Stück der Plane, auf die in vier mal drei Meter große Fotos von Fechenheimer Festen gedruckt sind, ist fast komplett herausgeschnitten. An einem anderen Bild ist ein langer Schnitt, in ein drittes wurde der Schriftzug „ACAB“ geritzt.
Der Schaden ist groß, die Planen sind aufwendig hergestellt und entsprechend teuer gewesen, sagt Lauer. Und die mindestens 3000 Euro, um dieses farbige „Tor zu Fechenheim“ reparieren zu lassen, hat der Verein zurzeit nicht. Dabei soll das Kunstprojekt eigentlich dem Stadtteil ein besseres Image bescheren, sagt Lauer. „Positivbotschaften in und für Fechenheim“ will Polymer FM damit vermitteln und einen Willkommensgruß aus dem Stadtteil an all jene schicken, die über die Straße Alt-Fechenheim von Norden her in den alten Ortskern fahren.
Als Sponsoren für die ersten Bilder, die sie 2012 aufhängte, gewann Lauer den Chemiebetrieb Allessa, der unter anderem eine Hauswand zur Verfügung stellte. Der Ortsbeirat steuerte 5800 Euro hinzu. Die Szenen aus Fechenheim hatte Lauer selbst fotografiert: Der Linneplatz etwa im Schnee, Hochwasser am Main oder der Schornstein des denkmalgeschützten früheren Allessa-Heizkraftwerks.
Positive Resonanz
Um so schlimmer trifft das den Verein, weil die neuen Motive – ausgewählt bei einem Fotowettbewerb – zusammen mit einem neuen „Willkommen in Fechenheim“-Schild erst Ende Oktober 2015 aufgehängt wurden. Lauer hat zwar Anzeige erstattet. Doch ihr geht es eher darum, derartige Vorfälle künftig zu verhindern. Deshalb schwebt ihr vor, Projekte mit Jugendlichen zu kreieren, etwa mit der Heinrich-Kraft- oder der Konrad-Haenisch-Schule, aber auch Jugendclubs. „Wenn wir die Bilder einfach nur austauschen, sind sie vielleicht bald wieder kaputt. Stattdessen möchte ich Jugendlichen die Idee, die hinter dem Projekt steht, näher bringen.“ Wie das aussehen könnte, sei aber noch ungewiss.
Ein Ideengeber dafür könnte das Eastend-Stipendium sein, das der Verein Polymer FM seit einigen Jahres an Fechenheimer Kinder und Jugendliche vergibt. Die derzeitigen Stipendiaten stellen im März ihr Abschlussprojekt vor. Dann sucht der Verein die nächsten Stipendiaten. Leiten wird Lauer das neue Programm wieder selbst, dann mit dem Thema „Enkaustik – Kunst mit Wachs“. Welch vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten Wachs biete, erlebe sie gerade beim Schulkünstlerprojekt der Herderschule im Ostend, das sie leitet, so Lauer.
Das „Tor nach Fechenheim“ an der Straße Alt-Fechenheim würde Lauer gerne durch ein zweites Kunstwerk an der südlichen Zufahrt zum alten Ortskern ergänzen. Beteiligen würde sich daran auch der Gewerbeverein. „Wir wollen die Leute neugierig machen, was sie in unserem Stadtteil erwartet. Sie sollen hier anhalten, aussteigen und entdecken, welche Geschäfte es hier gibt.“
Qualität aus Fechenheim
Ein weiteres Kunstprojekt ist die Freiluft-Galerie an der Mainuferpromenade, wo es noch eine große, freie Wand gibt, die verschönert werden soll. „Meine Idee ist, die Wand mit dynamischen Bildern aus Fechenheims Sportwelt zu gestalten.“ Wie bei vielen anderen Projekten ist hier auch das Stadtteilbüro des Programms Aktive Kernbereiche im Boot. Ein weiteres Projekt mit Gewerbeverein und Stadtteilbüro ist „Made in Fechenheim“, ein Qualitätsmerkmal, das Produkte aus Fechenheim kennzeichnen soll, erklärt Sabine Lauer. Überarbeitet wird bis zum Sommer auch das Internet-Portal des Stadtteils.