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Schon wieder Geldautomaten gesprengt: „Da wohnen ganz viele Leute. Die hätten alle tot sein können“

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Ein Trümmerfeld: Die Detonation in der Sparkassen-Filiale in Nieder-Eschbach in der Nacht zum Donnerstag war so groß, dass die Glassplitter bis über die Deuil-la-Barre-Straße geflogen sind. FOTO: 5vision.
Ein Trümmerfeld: Die Detonation in der Sparkassen-Filiale in Nieder-Eschbach in der Nacht zum Donnerstag war so groß, dass die Glassplitter bis über die Deuil-la-Barre-Straße geflogen sind. © 5VISION.NEWS

Ein gesprengter Geldautomat in Nieder-Eschbach versetzt ein Viertel in Angst und Schrecken.

Frankfurt -Die Serie der Geldautomaten-Sprengungen reißt nicht ab. In der Nacht zum Mittwoch (8. März) haben mehrere dunkel bekleidete Personen zwei Geldautomaten in Nieder-Eschbach gesprengt. Sie flüchteten in einer dunklen Mercedes-Limousine und hinterließen ein Bild der Verwüstung. Nachbarn sind entsetzt.

Glasscherben, Metallteile und Äste liegen noch am Morgen hinter der Flatterbandabsperrung vor der Frankfurter Sparkassen-Filiale in der Deuil-La-Barre-Straße 63. Auch auf der Rückseite des Gebäudes liegen Scheiben und Glassplitter im runden Garten der Wohnungen mit Balkon. Zum Glück ist niemand verletzt worden, als um kurz nach 2.30 Uhr in der Nacht Unbekannte zwei Geldautomaten in der Filiale gesprengt haben. Wie viel sie erbeutet haben, ist noch unklar. Den Sachschaden am Gebäude beziffert die Polizei auf einen „mittleren sechsstelligen Betrag“ - also rund 500 000 Euro. Das Gebäude sei sicherheitshalber von einem Statiker untersucht und dann als nicht einsturzgefährdet eingestuft worden, berichtet die Polizei weiter.

Frankfurt: Nachbarn haben nach Sprengung von Geldautomaten große Angst

Die Feuerwehrwache ist nur wenige Schritte vom Tatort entfernt. „Wir waren um 2.38 Uhr da und haben das Gelände abgesichert“, so ein Sprecher der Feuerwehr. Am Morgen ist der Werkschutz an Ort und Stelle und sichtet das, was übrig ist. Verbogene Türrahmen, zertrümmerte Automaten und Unmengen an Glassplittern. In Hessen wurden im vergangenen Jahr 41 Geldautomatensprengungen in statistisch erfasst. In Nordrhein-Westfalen wurden sogar 182 Sprengungen gezählt. Immer in Autobahnnähe.

„Es ist eine Katastrophe“, sagt Kasimir Ropel mit zittriger Stimme. „Am Montagabend habe ich noch Geld mit meinem Sohn hier abgehoben. Seit 38 Jahren bin ich hier, seit 24 Jahren Kunde in dieser Filiale und jetzt ist alles kaputt.“ Die Stimme des Frührentners bricht. Er zittert. „Im November ist in Praunheim ein Automat gesprengt worden, im Januar in Griesheim und heute in Nieder-Eschbach. Wo soll man denn noch hingehen“, ist er fassungslos.

Frankfurt:“Es trifft immer wieder die Sparkasse“

Eine der Wohnungen zum Garten hin gehört ihm. Er hat sie vermietet. „Direkt über der Pizzeria. Ich habe so hart dafür gearbeitet, habe mir alles selber aufgebaut und jetzt sieht es aus wie nach einem Erdbeben. Was da alles hätte noch passieren können.“

Ropel unterhält sich mit einem Nachbarn. Den Schneefall bemerken sie kaum. „Die Öffnungszeiten der Filiale hat die Sparkasse schon reduziert. Vor kurzem konnte man noch jeden Tag an den Schalter. Plötzlich nur noch montags vier Stunden, mittwochs den ganzen Tag und freitags von 12 bis 16 Uhr. Das ist doch kein Kundenservice“, echauffiert sich der Nachbar. „Irgendetwas läuft da völlig schief bei denen.“

Er habe gehört, dass die Automaten mit Gasflaschen gesprengt wurden und die Täter aus Holland gekommen sein sollen. Die Polizei bestätigt das nicht. „Der Sprengstoff wird noch untersucht. Das Landeskriminalamt ermittelt in alle Richtungen“, so ein Sprecher. Der junge Mann spekuliert weiter. „Es trifft immer wieder die Sparkasse. Die anderen Banken scheinen ihre Automaten besser abzusichern. Wenn eine Gasflasche genügt, ist das quasi ein Freibrief für Verbrecher.“

Geldautomat gesprengt: „Da wohnen ganz viele Leute. Die hätten alle tot sein können.“

In einem Kiosk um die Ecke ist die Sprengung Tagesgespräch. Eine Mitarbeiterin hatte erst gar nichts mitbekommen. „Ich habe geparkt, bin reingekommen und habe das Radio eingeschaltet. Da habe ich dann gehört, was passiert ist, da habe ich richtig Panik bekommen“, erzählt sie. „Gottseidank ist bei uns nichts passiert, aber ich habe Angst. Die ist einfach da. Immer wieder hört man davon, dass Bankautomaten gesprengt werden. Das ist sehr schlimm, aber hier noch viel schlimmer. Da wohnen ganz viele Leute. Die hätten alle tot sein können.“ Sie hofft, „dass es besser wird. Aber das Angstgefühl, das bleibt“. Eine Kundin versucht, sie zu trösten. „Das Leben ist immer gefährlich. Man kann auch überfahren werden, wenn man über die Straße geht“, sagt sie wenig überzeugend. „Es wird schon nichts weiter passieren.“

Die Polizei ermittelt auf Hochtouren. „Das Gebäude ist stark beschädigt, Einsturzgefahr besteht nicht.“ Zeugen, die Hinweise auf die Täter geben können, werden gebeten, sich bei der Polizei unter der Telefonnummer (0 69) 75 55 21 99 zu melden. (Sabine Schramek)

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